Gefeuerter Autohhändler will Mercedes klagen

Das Autohaus Teissl wehrt sich nun juristisch gegen die Kündigung aller Verträge durch den deutschen Autohersteller Mercedes-Benz. Am Mittwoch wird ein Antrag auf Einstweilige Verfügung eingebracht, eine Schadenersatzklage ist in Vorbereitung.

Das Kärntner Autohaus hat 160 Mitarbeiter in Kärnten und Osttirol und nach eigenen Angaben rund 17.000 Kunden. Ende Oktober kündigte Mercedes mit sofortiger Wirkung alle Verträge mit dem Kärntner Autohändler – mehr dazu in Mercedes kündigt langjährigen Teissl-Vertrag. Grund sollen falsche Abrechnungen gewesen sein (siehe unten). Vertreter von Mercedes-Benz Österreich und Teissl hatten sich in der Vorwoche und auch am Montag getroffen, um in der strittigen Causa eventuell einen Kompromiss zu finden. Die Verhandlungen platzen allerdings – mehr dazu in Teissl: Enttäuschung nach Verhandlungen.

Teissl wollte Übergangsfrist

Weil Mercedes den Vorschlag zu einem geordnetem Verkauf des Unternehmens bis Dezember nächsten Jahres ablehnte, klagt Teissl den deutschen Autohersteller auf Unterlassung der fristlosen Vertragskündigung. „Unser Vorschlag zu einem geordneten Verkauf unseres Unternehmens wurde strikt abgelehnt“, erklärte Helmut Teissl. Er habe angeboten, bis zum 31. Dezember 2015 in Abstimmung mit Mercedes-Benz einen Käufer für das Autohaus zu suchen. Mercedes-Benz hätte in dieser Zeit „vollen Einblick in die Bücher" erhalten, eine geordnete Übergabe wäre ohne Nachteil für die Kunden erfolgt“, so Teissl. Seitens Mercedes-Benz Österreich wurde dieses Angebot allerdings abgelehnt.

Juristisch könnte die Causa neben der Einstweiligen Verfügung auch noch weiter eskalieren. Teissl beauftrage seinen Anwalt auch, eine Schadenersatzklage gegen Mercedes-Benz Österreich vorzubereiten. Bei Mercedes-Benz Österreich zeigte man sich vom Schritt Teissls einigermaßen überrascht.

Falsche Abrechnungen geprüft

Der Kärntner Familienbetrieb verkaufte seit 1928 Mercedes-Autos. Teissl, der den Betrieb in dritter Generation leitet, räumte ein, dass es im Vorfeld der überraschenden Kündigung Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung mit Mercedes-Benz gegeben habe - mehr dazu in Mercedes-Teissl: Falsche Abrechnungen. „Ich habe Anfang September davon erfahren, dass unser Autohaus unrichtige Abrechnungen an Mercedes-Benz Österreich übermittelt hat. Noch am gleichen Tag habe ich Mercedes-Benz darüber informiert und eine umfassende interne Revision eingeleitet“, erklärte Teissl.

Bei der Überprüfung der Gebarung der vergangenen Jahre - auch externe Prüfer bekamen Einsicht in die Bücher - sei herausgekommen, dass ein Schaden von rund 1,4 Mio. Euro entstanden sei. Dieser wurde an Mercedes-Benz zurückerstattet.

Teissl: Viele Kaufangebote

In einem Schreiben der Firma Teissl am Dienstag hieß es, es habe viele Kaufangebote gegeben, man prüfe diese Angebote nun. An einer Verpachtung sei man nicht interessiert. Man wolle die Arbeitsplätze sichern und einen Käufer, der das Unternehmen als Gesamtes weiterführt.