Buch: Schwieriger Ausstieg von Scientology

Die in Kärnten lebende Slowenin Mateja Tschom-Sifrar war 14 Jahre lang mit einem Kärntner Scientology-Mitglied verheiratet. Ihr Mann wollte den gemeinsamen Sohn in ein Scientologen-Internat schicken. Daraufhin ließ sie sich scheiden und schrieb ein Buch über ihre Erfahrungen.

Scientology ist eine umstrittene Glaubensbewegung, die spätestens mit Hollywood-Stars wie Tom Cruise oder John Travolta als Mitgliedern Berühmtheit erlangte. Die Gemeinschaft ist stark kommerziell orientiert, ihre Methoden umstritten, Anhänger zu gewinnen. In Frankreich wurde die Bewegung vergangenes Jahr wegen bandenmäßigen Betrugs verurteilt. In Österreich blieb der Organisation der Status einer anerkannten Religionsgemeinschaft immer verwehrt.

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„Froh, überlebt zu haben“

Sich von der Glaubensgemeinschaft wieder loszusagen fiel auch Tschom-Sifrar sehr schwer. Am Anfang habe sie sich in der Gemeinschaft mit ihrem Sohn sehr willkommen gefühlt, sagte sie im Gespräch mit dem ORF. Sie war lange mit einem Scientologen in Kärnten verheiratet, selbst aber nie Mitglied. Heute ist sie geschieden und lebt gemeinsam mit ihrem jetzt 19 Jahre alten Sohn in Unterkärnten. Sie sei froh, überlebt zu haben und ihren Sohn nicht verloren zu haben, sagte sie.

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Begonnen hätten die Probleme mit dem Geld. Anhänger der Gemeinschaft glauben, den Schlüssel zu vollkommener, geistiger und seelischer Gesundheit zu besitzen. Diese kann aber nur durch das Absolvieren zahlreicher Kurse geschehen - und die Kosten Geld. Tschom-Sifrar: „Die Kosten sind enorm und steigern sich mit jedem Kurs.“

Kind sollte in Scientology-Internat

Sie wollte nach einer Dokumentation im Fernsehen über Scientology nicht selbst Mitglied werden. Als ihr Ex-Mann versuchte, ihr das Kind zu nehmen, war für sie der Grund gekommen, mit ihm und der Gemeinschaft zu brechen. Das Kind sollte in einem Internat der Gemeinschaft landen. „Nur einmal im Monat hätte ich ihn unter Aufsicht besuchen dürfen. Das war für mich erschreckend“, schildert Sifrar.

Kritiker: Überteuerte Kurse

Für Scientology-Kritiker Wilfried Handl ist das Kärntner Beispiel nichts Neues. Auch die finanziellen Probleme kennt das ehemalige Scientology-Mitglied aus eigener Erfahrung: „Die Mitglieder bezahlen komplett überteuerte Kurse und werden zu Spenden genötigt.“ Um auch nur einen untersten Ehrenstatus zu erhalten müsse man in Amerika 40.000 Dollar bezahlen. Handl: „Dafür bekommt man einen runden Anstecker und kann sich ‚Patron‘ nennen.“ Die höchsten Spenden sollen bei zehn und 20 Millionen Euro liegen – die Skala ist nach oben offen.

Generell soll sich die Gemeinschaft in den letzten Jahren aber zurückgezogen haben, meint der Scientology-Kenner. In Kärnten soll es laut Handl 20 aktive Mitglieder geben. Zentren in Oberkärnten und Klagenfurt gebe es aber nicht mehr. Dafür habe sich aber die Strategie der Glaubensgemeinschaft verändert. Die Gemeinschaft lege nun viel Wert darauf, als Religion gesehen zu werden, die Gutes tue.

Scientology: Sind keine Sekte

Dass die Gemeinschaft sektenähnlich operiert, ihre Mitglieder abhängig mache und mit fragwürdigen Methoden arbeite, bestreitet Edwin Storfer. Er ist seit 30 Jahren Mitglied bei Scientology und vertritt den säkularisierten Teil mit 4.000 teilnehmenden Firmen in Europa: "Jeder hat die Freiheit einen Kurs zu belegen und dann wieder aufzuhören.“ Mit anderen Kirchen hätte Scientology keine Probleme, im Gegenteil: „Wir sind Förderer der christlichen-ethnischen Gesellschaft in Europa.“

Mateja Tschom-Sifrar hat einen Roman über ihre Erlebnisse geschrieben „Nicht ohne meinen Sohn Tim-Erik“.

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