Hypo-Balkantöchter gehen an Advent

Die Hypo Alpe-Adria-Bank hat den Verkauf ihrer Südosteuropa-Töchter an den US-Fonds Advent freigegeben. Bis Ende November soll der Verkauf über die Bühne gehen, auch die BayernLB muss zustimmen. Am Donnerstagnachmittag erlosch die Banklizenz, die Hypo ist nun eine „Bad-Bank“.

Die Balkanbanken der notverstaatlichten Krisenbank Hypo Alpe-Adria gehen an Advent. Mit einer Minderheitsbeteiligung wird auch die Osteuropabank EBRD dabei sein. Den Grundsatzbeschluss fasste die Hypo Alpe-Adria Mittwochnacht, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Mit dem Verkauf wird einer Entscheidung der Europäischen Kommission vom September 2013 Rechnung getragen, die Hypo International und das Südosteuropanetz bis Mitte 2015 zu veräußern.

Über den Kaufpreis wurde vorerst Stillschweigen vereinbart, kolportiert wurden aber 200 Millionen Euro. Der Buchwert der Banken in Südosteuropa liegt laut Austria Presse Agentur (APA) zum Halbjahresstichtag 2014 nach weiteren Abschreibungen bei rund 89 Mio. Euro. Als der Verkaufsprozess 2012 in Angriff genommen wurde, war der Buchwert mit 1,5 Mrd. Euro beziffert worden.

Balkan Hypo Grafik

APA Grafik

Das Balkannetzwerk umfasst sechs Bankenbeteiligungen in Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien sowie Montenegro mit einer Bilanzsumme von rund 8,4 Milliarden Euro, 245 Filialen und 1,15 Millionen Kunden.

BayernLB muss noch zustimmen

Noch ausständig sind Organbeschlüsse der Käufer - also von Advent und EBRD. Auch der Bund in Wien als eigentlicher Verkäufer muss den Deal erst formal absegnen. Vor allem aber fehlt das Okay der Ex-Hypo-Mutter BayernLB, mit der sich die Österreicher freilich noch Schlachten vor Gericht liefern. Für die Zustimmung aus Bayern soll noch bis November Zeit sein, hieß es. Sollte die Transaktion bis Ende November nicht stehen, müsste der ganze Verkaufsprozess neu aufgesetzt werden. Davon will derzeit aber niemand ausgehen.

Die Bayern werden jedenfalls genau prüfen, welche Auswirkung der Verkauf der sechs Banken auf die Landesbank hat. Die Unterlagen aus Wien wurden bereits angefordert, waren am Donnerstag aber noch nicht vollständig in Bayern angekommen. BayernLB-Vorstandschef Johannes-Jörg Riegler sagte am Donnerstag: „wir haben dazu die Unterlagen angefordert, auf deren Basis wir das prüfen können. Diese Unterlagen sind bis heute nicht bei uns angekommen.“ Wenn alle Unterlagen eingetroffen seien, werde man mit der Prüfung beginnen. Keine Auskunft gab es am Donnerstag darüber, unter welchen Voraussetzungen die BayernLB dem Verkauf der Hypo-Balkanbanken zustimmen würde.

Die Bayern haben noch mehr als zwei Mrd. Euro in der Hypo stecken, auch um dieses Geld wird gestritten. Ein „Generalvergleich“ mit der früheren Münchner Mutter der Hypo war zuletzt weiter nicht in Sicht. Eskaliert war der Streit im August, als Österreich Hypo-Gläubiger einem Schuldenschnitt unterwarf, auch die Bayern sollten mit dem österreichischen Sondergesetz rund 800 Mio. Euro in den Wind schreiben. Mitte Oktober strengte die BayernLB deswegen eine Verfassungsklage gegen die Österreicher an - mehr dazu in Hypo-Abbau: BayernLB klagt Österreich.

Hypo bleibt zuversichtlich

Bei der Hypo Alpe Adria hieß es am Donnerstag: „wir richten dazu gerade einen Datenraum für die BayernLB ein“. Man sei zuversichtlich, dass auch die BayernLB zur Überzeugung gelangen werde, „dass ein Verkauf der Südosteuropabanken die deutlich bessere Alternative ist als eine risikoreiche Abwicklung“. Würden die Balkan-Töchter nicht verkauft, sondern geradewegs in die Abwicklungsbank verfrachtet, würde dies milliardenschwer auf dem österreichischen Schuldenstand lasten, immerhin geht es bei den Balkanbanken um 8,5 Mrd. Euro Bilanzsumme. Die Südosteuropabanken wurden in den letzten Jahren schon um viele Milliarden von faulen Krediten und Altlasten befreit, um sie verkaufsfähig zu machen.

Ob die Bayerische Landesbank auch dem sonstigen Umbau der Hypo ihren Segen geben muss - also vor allem der Umfirmierung der Hypo Alpe Adria in eine „Bad Bank“, darüber gibt es jetzt verschiedene Meinungen. Aus der Hypo selbst hieß es am Donnerstag dazu, man halte sich natürlich an alle gesetzlichen Vorgaben in Österreich und an den Rahmen, den das Hypo-Sondergesetz gebe.

Hypo ist nun reine „Bad Bank“

Donnerstagvormittag wurde das verkaufsfertige Balkannetzwerk vorübergehend an die ÖIAG-Tochter FIMBAG übertragen. Bei der FIMBAG bleiben diese Anteile geparkt, bis der Balkanbankverkauf endgültig abgeschlossen ist. Damit hört die Hypo-Bank auf, in ihrer bisherigen Form zu existieren, sie ist seit Donnerstagnachmittag nur noch eine staatseigene „Bad Bank“ unter dem Namen „Heta Asset Resolution“. Die Finanzmarktaufsicht segnete das Deregulierungsprozedere ab. Die Reste der Bank sollen dann mit möglichst wenig Verlust verkauft werden. Die Banklizenz erlosch ebenfalls am Donnerstagnachmittag, somit ist die Hypo nur noch eine Abwicklungsgesellschaft.

Die Hypo - seit der Notverstaatlichung Ende 2009 ein Milliardengrab für den Steuerzahler - musste zerschlagen werden, die Umwandlung in eine Bad Bank beseitigt Kapitalvorgaben, wie sie für Banken gelten. Der aktuelle Zeitdruck für die Zerschlagung erklärt sich unter anderem daraus, dass die Krisenbank mit Blick auf die neue europäische Bankenaufsicht EZB auf eine irrelevante Größe geschrumpft werden musste. Die EZB übernimmt mit 4. November die Aufsicht über Europas relevante Banken.

Picker wechselt zu Balkan-Töchtern

Im Zuge des Verkaufs kommt es auch zu Änderungen im Management. Vorstandschef Alexander Picker sowie Vorstandsmitglied Rainer Sichert bleiben im Führungsgremium der Hypo-Osteuropa-Töchter. Ihre Funktionen im Vorstand der Mutter Hypo Alpe-Adria geben sie jedoch ab, im Vorstand verbleiben Johannes Proksch und Rainer Jakubowski.

Herbert Walter, Aufsichtsratsvorsitzender der Hypo Alpe-Adria-Bank International, begrüßte den Verkauf der Balkan-Töchter in einer Aussendung: „Bei einem gelungenen Verkauf sind die Zukunftsaussichten für die Hypo in Südosteuropa und damit für 3.900 Mitarbeitern weiter intakt." Man habe mehrere Angebote erhalten, internationale Investoren würden die Rolle der Hypo am Balkan weiter schätzen. Entscheidend für die Käufer sei auch gewesen, dass die SEE Holding mit Sitz in Österreich eine österreichische Banklizenz hat.

Der Kärntner FPÖ-Obmann Christian Ragger meinte am Donnerstag, der Verkauf des Südosteuropa-Bankennetzes komme um Jahre zu spät. Die EBRD habe bereits 2010 einsteigen wollen, damit hätte man den Schaden für Österreich in Südosteuropa minimieren können. Auch das solle Thema für den Hypo-Untersuchungsausschuss sein, forderte Ragger.

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