Immer weniger Lehrlinge
Rund 8.000 Lehrlinge gibt es derzeit in Kärnten - Tendenz sinkend. Schon jetzt würden nur mehr 20 Prozent der Betriebe, die Jugendliche ausbilden könnten, das auch tun, sagte Thomas Gasser, der Landesvorsitzende der Gewerkschaftsjugend: „Der Bedarf ist da. Die Wirtschaft beklagt ja Fachkräftemangel. Da muss man die Wirtschaft aber in die Pflicht nehmen.“
800 Lehrlinge mit Matura
800 Lehrlinge absolvieren derzeit eine Lehre mit Matura. Mit 46 Prozent werden die meisten der insgesamt 8.000 Lehrlinge in einem Gewerbe- und Handwerksbetrieb ausgebildet, gefolgt vom Handel mit 18 Prozent, der Industrie mit zwölf und dem Tourismus mit elf Prozent.
Die Lehrlingsförderung müsse weg vom Gießkannenprinzip und neu organisiert werden, so Gasser. Derzeit gebe es keine Struktur in der Förderung. Das Land stelle 50.000 Euro für Betriebe zur Verfügung, das sei zu wenig nachhaltig. Je besser die Qualität der Ausbildung, desto mehr sollen die Betriebe an Lehrlingsförderung erhalten, lautet der Vorschlag der Gewerkschaft. Um zusätzliche Lehrstellen anbieten zu können, wünscht sich die Gewerkschaftsjugend von der Regierung eine Fachkräfte-Milliarde. Derzeit entscheidet sich fast jeder zweite Jugendliche für eine Lehre.
WK für verpflichtende Talenteanalyse
Die Wirtschaftskammer sieht in der Lehrlingsausbildung ein „Erfolgsmodell“ - Österreich habe gemeinsam mit Deutschland die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit aller EU-Staaten aufzuweisen - auch wenn die demografische Entwicklung eine der größten Herausforderungen darstelle. Es gebe einfach immer weniger 15-Jährige. Das führe zu einem Mangel an Lehranfängern und in weiterer Folge zu weniger Fachkräften.
Verbesserungspotential ortet WK-Präsident Jürgen Mandl bei der „längst fälligen Einführung“ einer verpflichtenden Potentialanalyse ab der siebenten Schulstufe und einer verbesserten Berufsorientierung in den Pflichtschulen. „Zukünftig wird es auch wichtig sein, verstärkt neue Zielgruppen wie Maturanten für eine Lehre zu gewinnen und die Unternehmen bei der Lehrlingssuche bestmöglich zu unterstützen“.
Image der Lehre soll besser werden
ÖGB-Landesvorsitzender Hermann Lipitsch, der gemeinsam mit Staatssekretärin Sonja Steßl am Mittwoch verschiedene Betriebe in Kärnten besuchte, kritisierte, dass Lehrlinge viel zu oft als reine Arbeitskraft eingestellt würden - und nicht in erster Linie, weil Betriebe sie ausbilden wollen. „Es fehlt mir, dass Lehrlinge für einen Beruf begeistert werden. Dass man ihnen sagt: Du bist ein wertvoller Facharbeiter, wenn du deine Gesellenprüfung hast.“
Die Qualität der Lehre in Österreich sei ein Musterbeispiel in der EU, sagte Staatssekretärin Sonja Steßl, die besonders das duale Ausbildungssystem hervorhob. Dennoch gebe es auch hier Verbesserungsbedarf. Verbesserungsfähig sei etwa das gesellschaftliche Ansehen der Lehre. Steßl: "Ich finde, man sollte sehr stolz darauf sein dürfen, eine Lehre und eine gute Ausbildung absolviert zu haben. Früher hieß es, wenn du nicht gut in der Schule bist, gehst du eben lernen.“ Viele Menschen würden gerade in ihren jeweils speziellen Lehrberufen aufblühen, auch ohne einer weiterführenden Schule oder ein Studium. Das solle von der Gesellschaft positiver wahrgenommen werden als bisher.