Widerstand gegen Flüchtlingsquartiere

Nicht in allen Gemeinden werden Pläne für neue Flüchtlingsquartiere gut aufgenommen. In Treffen stehen die Bürger 20 geplanten Plätzen positiv gegenüber, in Weitensfeld/Gurktal gibt es Widerstand. 250 zusätzliche Betten müssen in Kärnten geschaffen werden.

Treffen am Ossiacher See und seine Bevölkerung haben im sozialen Bereich viel Erfahrung: Kinderheim, Behindertenheim und -wohnungen der Diakonie, Seniorenheim und Tageswerkstätte gehören seit Jahrzehnten zum Gemeindeleben. An den 20 Asylwerbern, darunter Kinder, die in die Gemeinde kommen sollen, stört man sich daher nicht - mehr dazu in Treffen soll 20 Flüchtlinge aufnehmen. Der Gemeinderat war geschlossen für die Aufnahme unter der Leitung der Diakonie.

Weitensfeld Asylwerberheim Bärenwirt

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Der Bärenwirt soll Familien beherbergen.

Vermieterin geht es um Begegnung

In anderen Gemeinden gibt es Widerstand gegen geplante Quartiere. Eine betroffene Gemeinde ist Weitensfeld im Gurktal. Die Flüchtlinge sollen im Gasthaus Bärenwirt, mitten im Ort, unterkommen. Die Journalistin Elisabeth Steiner erbte das Haus von ihren Eltern und stellte es dem Land als Unterkunft für Kriegsflüchtlinge an. 20 Menschen, in erster Linie Familien, könnten im Obergeschoß des Hauses wohnen. Im Erdgeschoß soll die Gastwirtschaft weitergeführt werden, so Steiner: „Einfach, weil ich unserer Bevölkerung, aber auch den Flüchtlingen die Möglichkeit geben will, dass man sich gegenseitig kennenlernen kann. Dass man sein Schicksal auch erzählen darf und dass die Bevölkerung sieht, unter welch grausamen Bedingungen die Menschen zu uns gekommen sind.“

Weitensfeld Asylwerberheim Bärenwirt

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Die FPÖ macht mobil.

„Asylwerber beeinträchtigen Kulturleben“

Am Mittwochabend stellte Steiner gemeinsam mit der Flüchtlingsbeauftragten des Landes das Projekt im Gemeinderat vor. Erst danach will sich Bürgermeister Franz Sabitzer (ÖVP) zu dem Projekt äußern. Die FPÖ lehnt das Flüchtlingsquartier ab und sammelt Protestunterschriften.

Vizebürgermeiter Ewald Mödritscher sagte: „In Weitensfeld mit 1.000 Einwohnern haben wir mit einem Asylheim mit 20 Einwohnern eine gewisse Ghettobildung im Ort. Die Eltern haben Angst, wenn ihre Kinder mit den Asylwerberkindern in die Schule gehen und dabei Defizite im Unterricht auftreten.“ Auch das kulturelle Leben werde dadurch beeinträchtigt, meinte der FPÖ-Vizebürgermeister. Außerdem habe das Gurktal mit der Betreuung der 60 Flüchtlinge in der Nachbargemeinde Straßburg seine humanitäre Pflicht ohnehin erfüllt, argumentierte Mödritscher.

Auch in Lendorf bei Spittal sorgt eine geplante Asylwerber-Unterkunft für Proteste der Anrainer. Am Donnerstag gibt es dort eine Info-Veranstaltung.

Gemeindebund unterstützt Land

Gemeindebund-Präsident Ferdinand Vouk betonte am Donnerstag, die Gemeinden würden das Land bei der Erreichung der landesweiten Flüchtlingsquote bis zum Jahresende unterstützen: „Der Kärntner Gemeindebund nimmt die humanitäre Gesamtsituation und die Flüchtlingstragödie ernst."

Das Land habe im Gegenzug kürzlich die Einbindung der Gemeinden und eine transparente Vorgehensweise zugesagt. Zwar würden die Eigentümer von Unterkünften und Beherbergungsbetrieben ihre Unterkünfte dem Land ohne Einbindung der Gemeinden anbieten, nun würden die Gemeinden aber umgehend vom Land informiert. Mit der Einigung soll erreicht werden, dass der Bund größere Auffangzentren in Kärnten einrichtet.

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