Intendant verlässt Carinthischen Sommer

Der Vorstand des Vereins Carinthischer Sommer hat am Dienstag mitgeteilt, dass der Carinthische Sommer vor einem Intendantenwechsel steht: der Vertrag mit Intendant Thomas Daniel Schlee werde mit Ende 2015 gelöst. Schlee sprach von eingeschränkter Handlungsfreiheit und einem inaktzeptalem Fördervertrag.

Der Carinthische Sommer trennt sich von seinem langjährigen Intendanten Thomas Daniel Schlee. Hintergrund sind Differenzen zwischen Schlee und dem Verein. Strukturen und Statuten sollen zeitgemäßer werden, das wirke sich auch auf die Dienstverträge aus, was vom derzeitigen Intendanten nicht mitgetragen werden könne, hieß es von Festival-Obfrau Walburga Litschauer. Zwischen Intendanz und Verein war es in den letzten Monaten wiederholt zu Unstimmigkeiten hinsichtlich der Kompetenzen gekommen, Schlees Entscheidungen wurden vom Vereinsvorstand teilweise öffentlich kritisiert. Als er etwa wegen eines neuen Mietvertrages die Abwanderung des Festivals aus Ossiach in Aussicht stellte, brachte ihm das eine öffentliche Rüge des Vereinsvorstandes ein. Nun soll die Geschäftsordnung des Festivals geändert werden. Es geht dabei um Haftungen des Vereinsvorstandes und eine Änderung der Statuten - Maßnahmen, die Schlee nicht mittragen wolle, so Litschauer. Der Vereinsvorstand werde der Generalversammlung am 7. November deshalb die Auflösung seines Vertrages vorschlagen: „Diese Geschäftsordnung muss einfach angepasst werden und da gibt es gewisse Auffassungsunterschiede, vor allem bezüglich klarer Regelungen der Zuständigkeiten und Verantwortungen.“

Schlee: Einschränkung der Entscheidungsfreiheit

Schlee sei, so Litschauer, vor dem Gang des Vorstandes an die Öffentlichkeit über diesen Schritt informiert worden. Was die Auflösung seines Vertrags betrifft, sprach Schlee dagegen von einem „Vorgriff auf die Generalversammlung“. Öffentlich dazu äußern wollte er sich am Dienstag nicht. In einer Aussendung teilte Schlee aber mit, dass die geplanten Veränderungen durch den Vereinsvorstand mit einer „merklichen Einschränkung der Entscheidungsfreiheit des Intendanten und Geschäftsführers“ verbunden wären. Auch der neue Fördervertrag enthalte für ihn Inakzeptables, weshalb er es vorziehe, das Festival zu verlassen.

Kulturlandesrat: Administration soll nach Kärnten

Aus dem Büro von Kulturlandesrat Christian Benger von der ÖVP hieß es dazu, dass es im neuen Fördervertrag nur eine neue Passage gebe: Nämlich, dass Schlee die Administration des Festivals binnen drei Jahren von Wien nach Kärnten zu verlegen habe. Denn immerhin würden 70 Prozent der 1,2 Millionen Euro an öffentlichen Geldes für das Festival von Kärnten (Land, Villach, Ossiach) aufgebracht. Derzeit würden 414.000 Euro in ein Wiener Büro mit sechs Mitarbeitern fließen, so Benger.

Der Vorstand teilte die Vertragsbeendigung am Dienstag mit „großem Bedauern“ mit, eine Neuausschreibung müsse aber bald erfolgen. Es stehe Thomas Daniel Schlee natürlich frei, sich - unter den geänderten Bedingungen - erneut zu bewerben.

Intendant warnt vor „Schrumpfung“

Der Carinthische Sommer hat derzeit ein Gesamtbudget von 1,8 Mio. Euro. Bei der Eröffnung des heurigen Festivals sagte Schlee, der Carinthische Sommer schrumpfe. Das könne aber so nicht weitergehen, wenn es nicht wirklich zu einer Richtungsänderung komme: „Wir sind beim banalen Geld angelangt, aber wir entkommen ihm nicht.“

Schlee komponierte 2007 die Kirchenoper „Ich, Hiob“. Die Kirchenopern waren der aufwändigste, aber fixer Bestandteil des Carinthischen Sommers. Sie mussten aus Kostengründen 2012 eingestellt werden. Eine Kirchenoper kostet bis zu 450.000 Euro, hieß es damals. Schlee leitete das Festival als Nachfolger von Gerda Fröhlich seit 2004.