Zu wenig Geld für Privatkonkurs

Laut neuen Statistiken können es sich immer weniger Menschen leisten, in Privatkonkurs zu gehen. Laut Schuldnerberatung Kärnten ist vermehrt die Mittelschicht betroffen. Sie haben oft nicht einmal mehr das Geld für das Insolvenzverfahren.

Ein bedeutender Faktor ist die hohe Arbeitslosenquote. Kredite werden in guten Zeiten schnell aufgenommen, während die Fixkosten nebenher laufen. Änderungen der Lebensplanung, wie beispielsweise Jobverlust, Scheidung oder Krankheit, können schnell zu finanziellen Engpässen führen. In der Folge können die Kreditraten nicht mehr bedient werden und die Fixkosten entwickeln sich zu unüberwindbaren finanziellen Hürden.

Privatinsolvenz: Mehr Anfragen, weniger erfolgreich

Laut dem Kreditschutzverband von 1870 wurden heuer bereits 426 Privatinsolvenz-Verfahren eingeleitet. Dies seien jedoch um zwölf Prozent weniger, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Grund dafür ist die Tatsache, dass sich viele Betroffene den Privatkonkurs nicht leisten können, da sie beispielsweise die Gerichtskosten nicht finanzieren können.

Kleindl: Schulden machen krank

Der Geschäftsführer der Schuldnerberatung Kärnten, Karl Kleindl, bestätigte, dass es in diesem Jahr zwar bereits mehr Anfragen gab, es jedoch weniger Betroffene tatsächlich in die Privatinsolvenz schafften. Dies kann der Beginn eines Lebens in Angst sein. Karl Kleindl dazu: „Ja, falsch wird viel gemacht. Das beginnt, wenn der Kopf in den Sand gesteckt wird oder nicht mehr auf Briefe reagiert wird. Das heißt, die Leute öffnen Briefe, die sie vom Gericht oder von Gläubigern bekommen gar nicht mehr. Sie fürchten sich, wenn das Telefon läutet und zittern, wenn es an der Tür läutet. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Schulden krank machen und diese Leute oft sogar eine therapeutische Behandlung bräuchten.“

Kleindl: Wenig Überblick führt zur Schuldenlawine

Laut Kleindl warten die Betroffenen oft viel zu lange. Der Überblick über die eigenen Finanzen gehe meist verloren. Vielen Leuten sei nicht einmal bewusst, wie viel ihnen im Monat zur Verfügung steht oder wie hoch ihre Fixkosten sind. Die Schuldenlawine lasse sich dann kaum aufhalten, kritisierte Kleindl.

Die Verschuldung beginne oft bei 5.000 bis 10.000 Euro. Der Durchschnitt der verschuldeten Personen, die in Privatkonkurs gehen, liege jedoch bei rund 70.000 Euro. Der Spitzenwert einer Person, die sich beraten ließ, lag bei über drei Millionen Euro. Bei finanziellen Turbulenzen gebe es kein Rezept, jeder Fall sei einzigartig, so Kleindl. Die Schuldnerberatung Kärnten versuche kostenlos zu helfen, so gut es geht.

Links:

• Weniger Privatkonkurse seit Jahresbeginn
• Kärnten: Zahl der Insolvenzen rückläufig
• Zu pleite für den Privatkonkurs kaernten.orf.at; 31.03.2013