Rätselraten nach Suizid in Streifenwagen

Nach dem Suizid eines 48 Jahre alten Mannes in einem Streifenwagen der Polizei in Heiligenblut herrscht weiter Rätselraten über den Hergang des Vorfalls. Vom Landeskriminalamt wurden Ermittlungen aufgenommen.

Am Mittwoch waren zwei Beamte von der besorgten Mutter des 48-Jährigen zu dessen Haus gerufen worden. Der Verstorbene war den beiden einschreitenden Beamten, wie auch den weiteren Bediensteten der PI Heiligenblut persönlich bekannt. Die Polizisten überredeten den 48-Jährigen, zu einer Aussprache mit auf die Dienststelle in Heiligenblut zu kommen. Auf der Fahrt dorthin griff der Mann plötzlich zum Holster des vor ihm am Beifahrersitz sitzenden Beamten und beging Selbstmord – mehr dazu in Mann erschießt sich in Streifenwagen.

Fest steht mittlerweile, dass der Mann waffentechnisch geschult war. Er bestritt mehrere UNO-Auslandseinsätze als Milizsoldat. Seinen letzten UNO-Einsatz absolvierte er im Jahre 2013. Es ist davon auszugehen, dass ihm die Handhabung des Sicherheitsholsters, wie auch die Handhabung der Polizeipistole „Glock“ bekannt gewesen ist. Das dürfte auch erklären, warum es ihm gelungen ist, die Waffe aus dem verriegelten Holster zu reißen.

Schock und Trauer in Heiligenblut

Beiden Beamten wurde in dieser Situation seitens der Landespolizeidirektion sofort psychologische Unterstützung in Form eines „Peer Supports“ zur Seite gestellt. Dem Lenker des Streifenwagens geht es den Umständen entsprechend gut. Der Beifahrer wird aufgrund seines Schocks nach wie vor stationär im Krankenhaus behandelt. Eine Befragung ist daher erst möglich, wenn es sein Gesundheitszustand zulässt.

Auch in Heiligenblut sind viele Menschen nach der Verzweiflungstat entsetzt, fast jeder kannte den hilfsbereiten 48-Jährigen. „Das ist ein schwerer Schlag für uns“, sagt Bürgermeister Josef Schachner. Die Polizeibeamten müssten nun lernen, das Erlebte zu verarbeiten, sagt die Leiterin der Psychiatrie im LKH Villach, Christa Rados: „Zeuge einer solchen Tat zu sein ist eine schwere Traumatisierung.“ Wichtig sei jetzt die Unterstützung durch die Familie und das Abarbeiten von Schuldgefühlen.

Kriminalisten untersuchen weiter

Das Landeskriminalamt wurde beauftragt, das weitere Geschehen im Streifenwagen genauestens zu untersuchen bzw. zu rekonstruieren. Zudem wurde eine Obduktion angeordnet, welche voraussichtlich am Donnerstagabend stattfinden wird. Das Ergebnis der noch durchzuführenden bzw. bereits getätigten kriminalpolizeilichen Untersuchungen bleibt abzuwarten.

Psychiatrische Erkrankungen oft ein Tabu

90 Prozent der Suizide würden laut Studien im Zusammenhang mit psychiatrischen Erkrankungen stehen, sagt Rados. Die Tabuisierung dieser Erkrankungen und ihrer Behandlung sei ein großes Problem für die Suizidverhütung. Außerdem gebe es in Kärnten zu wenig Hilfsangebote für Menschen, die psychische Probleme haben, vor allem am Land. Rados: „Hier wirkt sich der allgemeine Mangel an leistbarer Therapie noch viel gravierender aus. Wenn es keine Schande mehr ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen, könnte einigen Menschen sicher geholfen werden.“

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