Von der Mülltonne auf den Teller

Lebensmittelketten werfen fast täglich Lebensmittel weg, weil die Mindesthaltbarkeit überschritten ist. Kärntner „Foodsharing“-Aktivisten wie der Verein „Together“ wollen der Verschwendung wertvoller Ressourcen entgegenwirken. Sie „retten“ Lebensmittel aus der Mülltonne und verteilen sie.

Dumpstern oder Containern wird die ökologische Bewegung genannt, die auch in Kärnten immer mehr Anhänger findet: Die Lebensmittelretter holen alles Brauchbare wieder aus dem Müll und versorgen damit ihre Familien oder bringen das aus dem Müll gerettete Essen zu Ausgabestellen, wo es dann verteilt wird.

Vom Regal direkt in den Müll

Essen aus dem Müll - das klingt im ersten Moment zwar nicht gerade appetitlich, doch Lebensmittelketten werfen fast täglich mehrere Tonnen an Nahrungsmitteln weg, die eigentlich noch in Ordnung sind und wenig mit verschmutztem Haushaltsmüll zu tun haben. Laut Stephan Ragger vom Verein „Together“ sieht der Müllcontainer einer Großhandelskette eher aus wie das Kühlregal - „nur in bunt gemischter Form. Teilweise werden Produktgruppen direkt aus dem Regal in schwarze Müllsäcke gekehrt und weggeschmissen“.

Was weggeworfen wird? So gut wie alles

Die Lebensmittelretter rücken zwei bis drei Mal pro Woche mit Taschenlampen und Handschuhen bewaffnet aus, um in Klagenfurt und Umgebung die Müllcontainer der Handelsketten nach Essbarem zu durchsuchen. Laut Michaela Rauch, einem Vorstandsmitglied im Verein „Together“, werden säckeweise Brot, aber auch Joghurt oder Waschmittel weggeworfen, weil sie das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Hunde-und Katzenfutter wandern meist auf Grund einer kaputten Verpackung in den Müll und auch Bier wird palettenweise weggeschmissen, wenn auch nur eine einzige Flasche kaputt ist .

„Foodsharing“ für alle

Nach der Selbstversorgung bringen die Lebensmittelretter den Rest zu Ausgabestellen, wie jener neben dem Klagenfurter Volkshaus. Immer Mittwoch und Sonntag kann hier quasi „gratis“ eingekauft werden. Diese Chance nutzen neben Migranten, Arbeitslosen und alleinerziehenden Müttern auch Studenten, Pensionisten und Einheimische. Nicht alle kommen nur deshalb, weil die Lebensmittel umsonst sind, sondern aus Überzeugung und Engagement gegen die Verschwendung von Ressourcen. Erstbesucherin „Niki“ hält „Foodsharing“ für eine „super Sache“ und nichts davon Lebensmittel, die noch gut essbar sind, wegzuschmeißen.

Öko-Bewusstseinsbildung steht im Fokus

Willkommen ist bei Foodsharing jeder, Bedürftigkeit ist keine Voraussetzung - nur das Unterschreiben eines Haftungsausschlusses. Worauf die Lebensmittelretter aufmerksam machen wollen, ist, dass zu viel produziert und weggeschmissen wird. Stephan Ragger: „Es kann nicht sein, dass Lebensmittel einfach weggeschmissen werden, nur weil die Verpackung nicht mehr aktuell ist. Wir hatten den Fall bei der Fußball WM. Die WM war vorbei und man fand Lebensmittel die laut Datum noch drei bis vier Monate haltbar waren im Mistkübel. Sie werden einfach nicht mehr verkauft, weil die Verpackung nicht mehr zum Event passt.“

157.000 Tonnen Lebensmittel landen im Müll

„Foodsharing“-Ausgabestellen gibt es mittlerweile in Villach, Klagenfurt, Maria Elend, Paternion, Feistritz und Feldkirchen. Allein in Österreich werden jährlich etwa 157.000 Tonnen einwandfreie Lebensmittel im Müll entsorgt. Es sind also mehr als genug Nahrungsmittel für die Ausgabestellen vorhanden. Die Ausgabestelle des Vereins „Together“ neben dem Volkshaus ist nun auch zu klein geworden. Der Verein sucht nach einer neuen Halle mit Strom, Wasser und WC sowie einer Lagermöglichkeit. Wenn jemand zu viele Lebensmittel zuhause hat - etwa vor dem Urlaub - können diese ebenfalls bei „Foodsharing“ abgegeben werden. Infos unter Act2gether.

Link: