Flattach: Zuerst Projekt oder Gesetz?

In Flattach hat Mittwochabend eine mehrstündige Diskussion zur umstrittenen Skiabfahrt vom Mölltaler Gletscher durch Naturschutzgebiet stattgefunden. Die Investoren wollen zuerst eine Änderung im Naturschutzgesetz, das Land zuerst die Projekteinreichung.

Geplant ist ein Hoteldorf samt Skiabfahrt, diese soll durch die Naturschutzgebiete Wurten-West und Kleinfragant führen, was seit Wochen die Gemüter erregt. Naturschutz und Umwelt oder Wirtschaft und Arbeitsplätze - im vollgefüllten Kultursaal in Flattach gelang es Mittwochabend nicht, die Gegensätze völlig aufzulösen. Teilnehmer an der Diskussion waren unter anderem die Projektbetreiber Heinz Schultz und Hans Peter Haselsteiner, Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) und Erich Auer vom Naturschutzbund. Rund 500 Leute aus dem Mölltal kamen zu der teils sehr emotional geführten Diskussion.

Zwei Verordnungen müssten geändert werden

Einigkeit herrschte nur im Grundsätzlichen: Es müssten zwei Verordnungen im Naturschutzgesetz geändert werden um die Abfahrt vom seit 25 Jahren bestehenden Gletscherskigebiet ins Tal zu ermöglichen. Die Projektbetreiber wollen das versprochene Hotel samt Feriendorf im Tal aber nur bauen, wenn sie diese Talabfahrt genehmigt bekommen.

Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) wäre bereit, die Verordnung aufzuheben, falls von den zuständigen Beamten grünes Licht dazu käme, sagte er. Tatsächlich lässt das Naturschutzgesetz Ausnahmen zu, wenn ein höheres Interesse, zum Beispiel die Schaffung von Arbeitsplätzen, vorhanden ist. Weitere Bedingung für eine Ausnahme ist, dass die Natur nicht nachhaltig geschädigt wird, was durch Ersatzflächen erreicht werden könnte.

Holub: Bastle kein Gesetz um unbekanntes Projekt

Kritik kam von Holub erneut an der Vorgehensweise der Investoren, es sei noch immer keine verbesserte Variante für die Abfahrt eingereicht worden - mehr dazu in Mölltal: Neue Lifttrasse noch nicht eingereicht. „Wenn ich kein Projekt habe, kann ich es nicht beurteilen. Ich kann auch kein Gesetz um ein Projekt herumbasteln, das ich nicht kenne“, sagt Holub am Mittwoch.

Die Investoren wollen aber mehr Sicherheit und den umgekehrten Weg, zuerst soll das Naturschutzgebiet aufgehoben werden, dann soll die Detailplanung folgen. Denn die Einreichung, so Hans Peter Haselsteiner, sei mit großen Kosten, etwa für Gutachter, verbunden. Dieses Geld hätte man bei Ablehnung umsonst investiert.

Applaus und Buhrufe

Investor Heinz Schultz betonte erneut, dass man bereit sei zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen, „aber man muss uns einfach lassen“. 70 Millionen Euro wollen Schultz und Haselsteiner investieren, dafür gab es Applaus aus dem Publikum. Buhrufe bekam hingegen Erich Auer vom Naturschutzbeirat. Für ihn ist die Trasse in der vorliegenden Variante nicht möglich: „Momentan gibt es keine Variante, für die man das Naturschutzgebiet nicht aufheben müsste.“

SPÖ soll Stellung beziehen

Im beginnenden Gemeinderats-Wahlkampf stehen alle Mölltaler Bürgermeister hinter dem Projekt, auch jene der SPÖ. In der Landesregierung sind FPÖ und ÖVP für das Projekt, die Landes-SPÖ hält sich bislang zurück - was am Mittwochabend Rufe nach dem Landeshauptmann laut werden ließ. Und noch etwas wurde am Mittwoch bekannt: Schultz habe schon Förderungen für ein Hotelprojet bezogen, dies aber bis heute nicht umgesetzt. Dazu wollte sich der Investor am Mittwoch nicht äußern.

Fazit nach mehr als drei Stunden Diskussion: Die Tür zu einer Lösung stehe zumindest offen, meinte Holub: „Das Mölltal braucht Arbeitsplätze. Wenn sich beide Seiten bewegen, wird es eher eine Lösung geben.“ Allerdings drängt die Zeit - eine Förderfrist für das Hotel endet 2015.

Links: