20 Jahre Rohrbombe von Klagenfurt

Vor genau 20 Jahren sind dem Polizisten Theo Kelz beide Hände von einer Rohrbombe, gebaut von Franz Fuchs, weggerissen worden. Seit dem Jahr 2000 lebt Kelz mit neuen Händen, die in einer spektakulären Operation transplantiert wurden.

Theo Kelz ist mit seinem Leben zufrieden. Den 24. August 1994 kann er aber nicht vergessen. Damals riss dem Polizisten in Klagenfurt eine von Franz Fuchs gelegte Rohrbombe beide Hände weg. Seit dem Jahr 2000 hat Kelz nach einer spektakulären Transplantation „neue“ Hände, seit April ist er in Pension und fährt mit seinem Motorrad durch die Welt, wie er im APA-Interview erzählte.

Theo Kelz telefoniert

ORF

Kelz vor seiner Transplantation mit Prothesen.

Neuen Posten für Kelz gefunden

„Die Sache wegschieben geht nicht, man wird täglich daran erinnert, was passiert ist“, so Kelz. Seinen Kollegen, die ihm nach der Explosion der Bombe das Leben retteten, ist er heute noch dankbar. Ebenso, wie er froh darüber ist, dass man es ihm bei der Polizei ermöglichte, wieder zu arbeiten: „Im Stadtpolizeikommando Klagenfurt wurde für mich ein Posten in der Leitstelle geschaffen, der Innenminister hat es genehmigt und so konnte ich nach einem Jahr, halt mit Prothesen, wieder in den Job zurück.“ Ob er die Sache so gut verarbeiten hätte können, wenn man ihn in Pension geschickt hätte, bezweifelt er. „Da wäre ich wohl in ein tiefes Loch gefallen.“

Theo Kelz

APA/Gert Eggenberger

Theo Kelz.

Eigenen Motorradschein bekommen

Sogar sein großes Hobby, das Motorradfahren, nahm er mit den Handprothesen wieder auf. „Ein Freund hat mir das Motorrad entsprechend umgebaut, und der Bezirkshauptmann hat gemeint, wenn ich einen Amtsarzt finde, der mit mir die Probefahrt macht und ein Attest ausstellt, dann kriege ich meinen A-Schein zurück.“ Er habe schließlich eine Amtsärztin gefunden, die sich zu ihm auf die Maschine gesetzt habe. Nach der Transplantation wechselte er wieder auf ein normales Motorrad-Modell zurück.

50 Kliniken wegen Transplantation angeschrieben

Denn Kelz wollte sich mit den Prothesen nicht auf Dauer abfinden. „Eines Tages hatte ich eine Vision, ich lag im Bett und hatte zwei Hände.“ Er kontaktierte den Chirurgen Raimund Margreiter bezüglich einer Transplantation, „aber der hat abgelehnt“. Danach habe er an 50 Transplantationskliniken in aller Welt geschrieben und lauter Absagen bekommen. Kelz: „Dann habe ich mich noch einmal an Margreiter gewandt, und der hat dann zugestimmt, wahrscheinlich weil ich so hartnäckig war.“

Im März 2000 erhielt Kelz schließlich in einer 17-stündigen Operation zwei neue Hände. „Zwei Tage später bin ich aufgewacht und es war genau wie in meiner Vision.“ 5.000 Therapiestunden später sind seine neuen Gliedmaßen „zu achtzig Prozent funktionsfähig“. Lediglich bei sehr kaltem Wetter merke er, dass die Durchblutung nicht so gut funktioniere, zudem müsse er täglich acht Tabletten einnehmen.

„Kein Hass gegen Franz Fuchs“

Rachegefühle oder Hass gegen Franz Fuchs habe er nie empfunden, „sonst wäre ich nicht so weit gekommen, denn Hass ist ein schlechter Begleiter“. Als Fuchs 1997 gefasst wurde, sei er erleichtert gewesen. Dass Fuchs sich bei seiner Festnahme beide Hände wegsprengte, bezeichnet Kelz als „Ironie des Schicksals“. Fuchs beging schließlich in seiner Zelle Selbstmord. Kelz: „Daran habe ich nie gedacht, ich hänge viel zu sehr am Leben, außerdem hatte ich ja Verantwortung für meine Familie.“ Kelz’ Frau starb vor fünf Jahren, „ihr verdanke ich sehr viel“, ebenso wie seiner Tochter, zu der er heute noch sehr engen Kontakt hält.

Kelz, der im Jänner 60 Jahre alt wurde, hat noch viele Pläne. Eben erst kehrte er von einer mehrmonatigen Reise zurück: „Wir sind mit dem Motorrad durch ganz Afrika bis nach Kapstadt gefahren, im November geht es auf eine Reise durch Süd- und Nordamerika, nächstes Jahr wollen wir Asien durchqueren.“ Das Projekt dient einem guten Zweck, nämlich der Organisation „Helping Hands - Giving Life“, bei dem Kelz gemeinsam mit seinem Freund Franz Stelzl seit Jahren aktiv ist. „Wir unterstützen Sozialprojekte, zuletzt in Tansania, bei der Amerikareise wollen wir Straßenkindern in Ecuador helfen.“