Überforderung führte zu Misshandlungen

Der Fall des Babys, das von den Eltern so schwer misshandelt worden sein soll, dass bleibende Schäden erwartet werden, dürfte Überforderung die Ursache für die Übergriffe gewesen sein. Körperliche und psychische Folgen von Misshandlungen können dramatisch sein.

Das rund eineinhalbjährige Mädchen wird im Klinikum in Klagenfurt nach der Misshandlung im Februar betreut. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Eltern, für die gilt die Unschuldsvermutung. Das damals sieben Monate alte Kind trug schwere Verletzungen davon, unter anderem ein Schütteltrauma. Die Ärzte rechnen mit bleibenden Schäden - mehr dazu in Baby misshandelt: Eltern unter Verdacht.

Primar Fasching Kinderarzt

ORF

Günther Fasching.

Kinderprimar Günther Fasching über die Gefahren des Schüttelns: „Durch das Festhalten am Brustkorb kann es zu Rippen- oder Serienrippenbrüchen kommen. Der Kopf kann gegen einen Kasten oder eine Wand anschlagen, es kann zu Schädelbrüchen kommen. Von außen nicht sichtbar, kann es zu inneren Blutungen im Gehirn kommen.“

Gehirnschäden und Epilepsie

Als Folgeschäden können Schäden des Gehirns bleiben mit Einschränkungen der geistigen Entwicklung oder auch spätere Epilepsien, so Fasching. Man behandle aufgrund der Symptome, sagte Fasching. Die Serienrippenbrüche heilen meist spontan. Hirnblutungen müssen von Neurochirurgen wiederholt entlastet werden, damit das Gehirn wieder Platz habe. Zu den Gründen für solche Misshandlungen sagte Fasching, es könne Überforderung der Eltern sein, viele Kinder benötigen mehr Aufmerksamkeit, seien vielleicht Schreibabys.

Verhindern könne man solche Misshandlungen durch Aufklärung von jungen Eltern, dass man Babys und Kleinkinder niemals schütteln dürfe. Gut wäre es, Risikogruppen zu identifizieren und schon früh Unterstützung anzubieten, bevor es zu Überforderungssituationen komme, so der Kinderarzt.

Traumata bleiben bestehen

Auch, wenn es nicht zu solchen schwerwiegenden körperlichen Verletzungen wie in diesem Einzelfall kommt, hinterlassen Liebesentzug, Schläge und Misshandlungen unter Umständen psychische Spuren, so die Villacher Kinderpsychologin Petra Abl. Man wisse aus Studien, dass auch ganz kleine Kinder oder Babys Traumatisierungen erleben, die sich später in Ängsten, Bindungsproblemen oder Panikattacken äußern können. Auch das Immunsystem könne mit Infektanfälligkeiten reagieren, so Abl. Konkret erinnern könne man sich erst ab etwa drei Jahren, sagte Abl, doch schon früher merke sich der Körper, was geschehen sei und entwickle unter Umständen Störungen.

Ganz wichtig sei für Babys das Urvertrauen, das sich entwickeln müsse - Geborgenheit, Liebe, das Erfüllen der Bedürfnisse. Fehle dies, so komme es zu späteren Problemen. Wenn ein Kind so schwer misshandelt werde, könne man laut Abl davon ausgehen, dass es schon früher Probleme gegeben habe und das Kind es vielleicht nicht so gut gehabt habe. Eltern, die sich überfordert fühlen, sollten nicht zögern, um Hilfe zu bitten. Ein Gespräch mit einem Psychologen bedeute nicht, dass einem das Kind weggenommen werde. Ein Kind zu bekommen, stelle das Leben auf den Kopf, sagte Abl, es sei keine Schande, um Rat zu bitten und Hilfe anzunehmen, bevor man in solche Überforderungssituationen komme.

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