Homepage von Werbewatchgroup eingestellt

Die Internetseite der Klagenfurter Werbewatchgroup, die sexistischer Werbung auf der Spur war, wurde nach einem Monat wieder eingestellt. Eine betroffene Firma drohte der Stadt mit Klage, Bgm. Christain Scheider (FPÖ) verfügte daraufhin vorerst den Stopp.

Die Watchgroup wurde auf Initiative von Grün-Stadträtin und Frauenreferentin Andrea Wulz gegründet. Ziel war, sexistische Werbeplakate zu melden, und Firmen, die mit solchen werben, im Internet zu veröffentlichen. Wulz sprach damals von einem notwendigen Regulativ, um Bewusstsein für Werbung zu schaffen – mehr dazu in Watchgroup hat sexistische Werbung im Visier.

Keine neue Erfindung

Kritik gegen vermeintlich sexistische Werbung zu üben ist keine neue Erfindung: Bereits Anfang der 90er-Jahre konnte man unter Frauenministerin Johanna Dohnal (SPÖ) vorgedruckte Postkarten im Ministerium bestellen, auf denen man eine Firma und ein Werbesujet eintragen konnte, das nach eigener Meinung sexistisch oder frauenfeindlich war. Diese Karten konnten von den Bürgern selbst an die betroffenen Firmen geschickt werden.

Friseur drohte mit Klage

Seither wurden mehr als 40 Firmen beanstandet, und einige davon auch mit Namen im Internet veröffentlicht. Darunter findet sich auch ein Klagenfurter Friseur, der seine Preise nicht nach Geschlecht, sondern nach Länge des Haares berechnet. Für die Werbewatchgroup ein klarer Fall von Sexismus. Der Friseur allerdings sieht das anders. Er engagierte eine Rechtsanwaltskanzlei und informierte den Werberat in Wien. Auch dieses Gremium befand die Preisberechnung nach Haarlänge als nicht sexistisch - mehr dazu in Werberat entscheidet über Plakat-Kritik. Die Werbewatchgroup Klagenfurt blieb aber dabei, der Name des Friseurs wurde weiter auf der Internetseite veröffentlicht.

Es folgte eine Klagsdrohung an die Stadt. Diese bewog nun Bürgermeister Christian Scheider (FPÖ) dazu, die Watchgroup einzustellen. Er habe einen sofortigen Stopp sämtlicher Aktivitäten verfügt, auch habe er angeordnet, Internetseiten zu löschen. Dies erfolgte am Mittwochnachmittag. Es gebe massive Beschwerden und Anwaltsbriefe, „das könnte für die Stadt finanzielle Folgen haben“, befürchtet Scheider. Deswegen habe er auf „Stopp“ gedrückt, im September soll der Stadtsenat sich mit der Causa beschäftigen. Bislang gebe es ja keinen gültigen Stadtsenatsbeschluss für die Initiative. Eine Entscheidung, ob die Werbewatchgroup weiterbestehen kann, soll es damit im September geben, bis dahin ist die Arbeit eingestellt.

Wulz: Maximal Unterlassungsklage

Für die Initiatorin der Kontrollgruppe, Andrea Wulz, ist der von Scheider geforderte Rückzug verfrüht: „Scheider hat Erfahrungen mit Gerichten und Rechtsanwälten, ich kann verstehen, dass er sich da fürchtet“, meinte Wulz nicht ohne Häme. Die Furcht sei aber unbegründet, „wir haben uns im Vorfeld juristisch erkundigt“, sagte Wulz zum ORF. „Maximal“ sei eine Unterlassungsklage von den Firmen zu erwarten, daraus könnten der Stadt keine Kosten entstehen. Ansonsten versteht Wulz die Aufregung nicht, in anderen Städten sei eine solche Einrichtung jedenfalls kein Problem.

Die Wirtschaftskammer begrüßt das Ende der Werbewatchgroup. Es dürfe nicht sein, dass Unternehmen heimlich denunziert und öffentlich angeprangert werden, meinte WK-Vizepräsidentin Sylvia Gstättner.

Auch WK-Branchensprecher Volkmar Fussi sagte: „Es kann nicht sein, dass auf Betreiben einer Stadträtin Unternehmen öffentlich an den Pranger gestellt werden, noch dazu, wenn sich das als unberechtigt herausstellt“. Er fordert, dass die Werbewatchgroup den Anstand und die Fairness aufbringen müsse, auf ihrer Website auch die Entscheidungen des Werberates zu veröffentlichen und die von ihr zu Unrecht angeprangerten Werbesujets von der Homepage zu nehmen.

Die ÖVP Klagenfurt fordert, die Watchgroup durch das städtische Kontrollamt prüfen zu lassen. Mit einer Werbewatchgroup sei die Diskriminierung und Benachteiligung von Frauen ohnehin nicht zu lösen, meint Klubobmann Markus Geiger.