Ärztemangel: Weiter Kritik an Ausbildung

Der Turnusärzte-Mangel führt jetzt in Österreich zu einem regelrechten Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern. In Kärnten werden vor allem die Ausbildung und die - nach Meinung der Ärzte - viel zu niedrige Bezahlung kritisiert.

Manche Spitäler in Österreich locken Jungärzte mit Gratis-Zusatz-Ausbildungen, billigeren Wohnungen und höheren Gehältern. Auch in Laas im Bezirk Hermagor gibt es Prämien für Turnusärzte und Unterstützung bei den Unterkünften. Auch Sonderausbildungen werden bezahlt. In Kärnten hat die Ärztekammer wiederholt vor einem Turnusärzte-Mangel gewarnt.

Keine Wartezeiten mehr beim Turnus

Mussten Turnusärzte früher teilweise bis zu einem Jahr auf einen Ausbildungsplatz warten, hat sich die Situation jetzt völlig geändert. In vielen Krankenhäusern gibt es zu wenig Jungärzte, bestätigte Christoph Arneitz, Ausbildungsreferent in der Kärntner Ärztekammer: „Wenn man sich die aktuellen Zahlen für die Turnusärzte ansieht, sind wir fast um die Hälfte reduziert worden. Das Problem ist, dass die Arbeitsbelastung nicht weniger geworden ist und diese oft an den Fachärzten und Assistenzärzten hängen bleibt. Das bedeutet eine gravierende Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und muss dringend, deutliche Verbesserungen der Qualität am Arbeitsplatz nach sich ziehen.“

1.400 Euro pro Monat

Konkret fordern die Ärzte eine Reduktion der Wochenarbeitszeiten, die Einhaltung der Wochenruhezeit und eine entsprechende Entlohnung. Arneitz: „Turnusärzte verdienen im Grundgehalt monatlich 1.400 Euro Netto. Das ist meiner Meinung nach nicht adäquat. Die Ärztekammer und die Mittelbauvertretung fordern eine 30-prozentige Steigerung des Grundgehaltes. Im nationalen Vergleich ist das realistisch. Vom internationalen Vergleich möchte ich gar nicht sprechen, da gibt es deutliche Differenzen. Wenn man sich zum Beispiel den Deutschen oder den Schweizer-Raum ansieht, so verdienen die Kolleginnen und Kollegen deutlich mehr und das erklärt auch die deutliche Abwanderung in diese Länder.“

Arneitz: Bei Ausbildung am Limit

Das neue Ausbildungskonzept am Klinikum Klagenfurt bezeichnet Ärztevertreter Christoph Arneitz als vorbildlich. Mit den Krankenhäusern in Villach und Wolfsberg gebe es Gespräche über eine besser Ausbildung der Turnusärzte.

Arneitz: „Allerdings kann Ausbildung nur durch einen adäquaten Stand bei den Fachärzten stattfinden. Wir sind hier beim Personalstand wirklich am Limit, dass noch eine vernünftige Ausbildung stattfinden kann. Wir fordern eine adäquate Aufstockung und eine wirkliche Freistellung des Verantwortlichen für seine Tätigkeit in der Ausbildung.“ Diskutiert werden die Vorschläge der Ärztevertreter schon seit längerem. Bis September sollen in den Verhandlungen mit dem Land und der Krankenanstaltenbetriebsgesellschaft (KABEG) Ergebnisse auf dem Tisch liegen.

KABEG: Kein Wettbewerb mit Steuergeldern

In der KABEG, der Krankenanstalten-Betriebsgesellschaft, versteht man die Aufregung nicht. Zwar biete man auch Vorteile für Turnusärzte, aber nicht nur für sie, sagt Veronika Rabl, die Personalleiterin in der KABEG: „Ich bin kein Freund dieses Wettbewerbs auf Basis des Gehaltes. Die Gehälter dürfen nicht mit Steuergeldern hochgetrieben werden. Uns ist wichtig, dass der Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern in der Ausbildungsqualität stattfindet.“ Auch die Kritik der Ärztekammer an einem niedrigen Grundgehalt der Turnusärzte von 1.400 Euro netto lässt Rabl nicht gelten. In der KABAG würden die Turnusärzte 2.700 Euro brutto mit Erschwerniszulage bekommen. Mit fünf Nachtdiensten, was für einen Turnusarzt realistisch sei, komme er auf 4.500 Euro brutto im Monat.

Durch die neu geplante Ärzteausbildung würden sich einige Probleme ohnehin lösen. Ab 2015 sei eine gemeinsame, neunmonatige Basisausbildung für alle Absolventen des Medizinstudiums geplant. Danach müssen sich die angehenden Ärzte für eine Ausbildung zum Allgemein- oder Facharzt entscheiden, so Rabl. Weil die Entscheidung für die Facharztausbildung damit früher fällt, werde es weniger auszubildende Allgemeinmediziner geben.

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