Wolf getötet: Zwei neue Gutachten

Im Falle des erlegten Wolfs aus Greifenburg stellt sich eine neue Frage: Wurde das Tier bereits vor seiner Tötung in einem Käfig gefangen gehalten? Die Landesanstalt für veterinärmedizinische Untersuchungen nahm den Tierkörper unter die Lupe, zwei Gutachten legen diesen Schluss nahe.

Im Mai dieses Jahres erlegte ein Bauer in Greifenburg einen Wolf – mehr dazu in Bauer erschoss irrtümlich Wolf im Stall. Der Fall warf hinsichtlich der Tötung einige Fragen auf und sorgte für viele Diskussionen. Der österreichische Tierschutzverein erstattete im Zusammenhang mit dem Tod des Tieres eine Anzeige wegen „vorsätzlicher Schädigung des Tier- oder Pflanzenbestandes“. Denn der Wolf zählt zu einer streng geschützten Art. Auf eine vorsätzliche Tötung solcher steht eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren.

Anzeige ging an die Staatsanwaltschaft

Jurist Christian Hölzl vertritt den Tierschutzverein und zeigte den Fall an. „Der österreichische Tierschutzverein hat aus sehr zuverlässiger Quelle einen Anruf erhalten, wo uns mitgeteilt wurde, dass in der Nähe von Greifenburg ein Wolf erschossen wurde. Und leider wussten wir aus eigener Erfahrung, dass es in der Vergangenheit oft so war, dass bestimmte Abschüsse einfach vertuscht wurden. Und deswegen haben wir uns eigentlich sofort entschlossen, eine Anzeige zu machen, die nicht nur an die Bezirkshauptmannschaft (BH) ging sondern zusätzlich auch an die Staatsanwaltschaft“, so Hölzl.

„Wolf wurde offensichtlich gefangen gehalten“

Im Zuge der Ermittlungen wurden nun zwei Gutachten erstellt, denn nicht nur die Tötung des Wolfs warf Fragen auf. Auch der Zustand des Tieres war auffällig. Ihm fehlte die linke Vorderpfote. Die veterinärmedizinische Universität Wien untersuchte die Zähne des Wolfs. Wildbiologe Bernhard Gutleb: „Laut Zahnuntersuchung wurde dieser Wolf ganz offensichtlich über Wochen, sogar Monate in einem Metallkäfig eingesperrt. Und Wölfe sind als Tiere nun mal so, dass sie in diese Gitterverstrebungen beißen und dabei die Zähne ruinieren. Also von den 42 Zähnen, die der Wolf hat, sind 33 Zähne vollkommen ruiniert und das ist auf natürlichem Weg nicht möglich.“

Die Gutachter schließen nicht aus, dass das Tier mit einer Pfote in ein Schlageisen geraten ist. Für Gutleb ist damit klar: „Dieser Wolf wurde offensichtlich irgendwie gefangen und dann gehalten. Er legt natürlich seine Scheu ab und verliert die Panik vor Menschen. Entweder er ist rausgekommen oder der Vorbesitzer hatte keine Lust mehr auf kiloweise Fleisch und Gestank und hat ihm vielleicht die Tür aufgemacht.“ Laut Gutleb sei es möglich, dass der Wolf in seiner Not erneut menschliche Nähe gesucht habe. Er könne dabei auch in ein Gebäude eingedrungen sein. „Dieser Wolf ist der erste Wolf seit Rotkäppchen, der ein Gebäude betreten hat.“

Weitere Beobachtungen im Raum Greifenburg

Im Büro des Wildbiologen gehen seit Bekanntwerden der Gutachten zahlreiche Anrufe aus der Bevölkerung ein. Viele melden verdächtige Beobachtungen im Raum Greifenburg, welche die Vermutungen Gutlebs zumindest in Ansätzen bestätigen.

Auch der Staatsanwaltschaft liegt jetzt der Abschlussbericht in diesem Fall vor. Sie prüft nun, ob es zu einer Anklage gegen den Schützen kommen wird.

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