Ex-Hypo-Chef Kulterer in Privatkonkurs

Ex-Hypo-Alpe-Adria-Chef Wolfgang Kulterer ist im Privatkonkurs. Er hat Verbindlichkeiten von 8,8 Mio. Euro, außerdem gibt es weitere Schadenersatzforderungen in Höhe von 50. Mio. Euro. Kulterer befindet sich derzeit in der Haftanstalt Hirtenberg (Bezirk Baden/NÖ).

Der Gläubigerschutzverband Creditreform teilte der APA Ende Juli mit, dass sich der ehemalige Vorstandsvorsitzende der später notverstaatlichten Hypo Alpe-Adria in Privatkonkurs befinde. Das Schuldenregulierungsverfahren wurde am Bezirksgericht Baden eröffnet. Wegen fünf Zivilverfahren drohen laut Creditreform zudem weitere Schadenersatzforderungen gegen Kulterer in Höhe von 50 Mio. Euro. Betroffen sind 14 Gläubiger.

Aus der Vermietung und Verpachtung von Liegenschaften, eine davon in Tanzenberg und drei in Niederdorf in Kärnten, soll Kulterer jährliche Einkünfte von 48.000 Euro haben. Der ehemalige Bankmanager will einen Zahlungsplan vorlegen, hieß es weiters vom Gläubigerschutzverband zur APA. Am 7. Oktober ist eine erste Gläubigerverhandlung angesetzt. Der Masseverwalter ist ein durchaus bekannter - Stephan Riel, der auch Masseverwalter bei der Alpine ist.

Anwalt Lanker: Will Kulterer weiter vertreten

Anwalt Ferdinand Lanker will seinen Mandanten trotz der Insolvenz weiter vertreten, wie er gegenüber der APA erklärte. „Es wurde bereits Verfahrenshilfe beantragt, und ich habe angeboten, Kulterer im Rahmen der Verfahrenshilfe zu vertreten. Diesen Akt einem bisher nicht damit befassten Kollegen zuzuteilen wäre ja eine Zumutung“, sagte Lanker.

Er gehe davon aus, dass die Rechtsanwaltskammer keine Einwände dagegen haben werde, ihn als Pflichtverteidiger zu akzeptieren. Einspruch gegen diese Vorgangsweise könnte allerdings Masseverwalter Riel erheben. Dass das Insolvenzverfahren am Bezirksgericht Baden bei Wien eröffnet wurde, hat mit dem derzeitigen Gefängnisaufenthalt Kulterers in der Strafanstalt Hirtenberg zu tun. Für die Dauer der Haftstrafe gilt nämlich Hirtenberg als Kulterers „ordentlicher Wohnsitz“.

Beteiligung an drei Firmen

Laut Firmenbuch ist Kulterer aktuell an drei Firmen beteiligt, an der Agroeast GmbH, die in Rumänien aktiv ist, hält er 0,3303 Prozent, dort ist er auch Geschäftsführer. An der NDM GmbH, die an seinem früheren Wohnsitz logiert und ebenfalls im Bereich Landwirtschaft aktiv ist, hält Kulterer fünf Prozent.

Dazu kommt noch die 2010 gegründete ORGA Management GmbH in der Wiener Seilergasse. Hier hält Kulterer 24,9 Prozent, die restlichen 75,1 Prozent gehören laut Firmen Compass Anwalt Ferdinand Lanker. Auf den Grundbesitz Kulterers in Kärnten kann nicht zugegriffen werden, dieser ist seit 2008 mit einem Belastungs- und Veräußerungsverbot zugunsten seiner Eltern belegt. Aus den Erlösen, die hierbei erzielt werden, wird Medienberichten zufolge die Pflege bezahlt.

Zivilverfahren durch Konkurs unterbrochen

Der Konkurs hat unmittelbare Auswirkungen auf die laufenden Hypo-Prozesse. „Die Zivilverfahren gegen Kulterer sind mit dem Tag der Konkurseröffnung unterbrochen“, erklärte Wilhelm Waldner gegenüber der APA. Das betrifft vor allem die 50-Millionen-Klage der Hypo, die derzeit am Zivilgericht in Klagenfurt verhandelt wird.

Die Bank Burgenland und die Mitarbeiter-Privatstiftung der Hypo haben in der vergangenen Woche einen Vergleich mit der Bank geschlossen. Richter Thomas Liensberger muss nun bezüglich Kulterer einen Unterbrechungsbeschluss fassen. Nicht betroffen ist hingegen das in Wien laufende Verfahren der Bayerischen Landesbank gegen die Mitarbeiter-Privatstiftung, wo Kulterer als Nebenintervenient aufscheint.

Links: