Klagenfurts Bürgermeister: Songcontest in Stadion

Fast ganz Österreich möchte nach dem Sieg von Conchita Wurst Austragungsort für den Songcontest 2015 sein. Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider hätte den Bewerb gerne im Wörthersee-Stadion gesehen. Es hagelt Kritik an den Plänen.

Wo sonst als in der Wiener Stadthalle sollte der 60. Songcontest über die Bühne gehen, fragt Stadthallen-Chef Wolfgang Fischer. Geht es nach dem Klagenfurter Bürgermeister lautet die Antwort: Im Wörthersee-Stadion. Das biete mit 30.000 Plätzen doppelt so vielen Besuchern Platz, wie die Wiener Stadthalle, so Scheider: „Wir haben eine multifunktionelle Arena nach der letzten Technik, was alle anderen Bundesländer und Städte nicht haben. Es gab immer den Ruf, auch musikalische Veranstaltungen nach Kärnten zu bringen. Ich denke, dass man jetzt Interesse bekundet und Gespräche führt.“

Wettersicherheit nötig

Allerdings wurde der Songcontest seit seinem Beginn vor 59 Jahren bisher jedes Mal in Hallen ausgetragen. Wettersicherheit gilt als Grundbedingung, zumal eine Veranstaltung dieser Größenordnung nicht von einer Regen- und Gewitterfront wie etwa am Sonntagabend behindert werden darf. Das Wörthersee-Stadion ist aber eine Freiluftarena mit vielen offenen Stellen an der Fassade, um im Notfall die Entlüftung zu gewährleisten.

Sportpark-Geschäftsführer Gert Unterköfler: „Technisch ist alles möglich, aber wirtschaftlich ist es nicht umsetzbar. Ein Dach alleine wird es nicht sein, da muss man in andere Spähren denken. Wenn regensicher reicht, könnte man kreative Ideen entwickeln.“ Denkbar wären etwa ein temporäres Dach aus riesigen Zeltplanen, sagte Unterköfler. Das wäre sicher eine teure Geschichte, aber wenn alle an einem Strang ziehen, wäre es möglich, so Unterköfler.

Unterstützung kommt für Scheider von der Songcontest-Organisation, der European Broadcast Union (EBU). Deren Sprecher Jarmo Siim sei einem „Song Contest im Freien“ nicht abgeneigt.

Frage der Kosten

Um die 40 Millionen Euro kostet der Eurovision Songcontest, rund die Hälfte davon muss der ORF als Veranstalter aufbringen. Doch auch die Austragungsstadt selbst muss in der Regel mehrere Millionen Euro beisteuern, zusätzlich zu den in Klagenfurt nötigen Umbaukosten für das Stadion. Ob sich das die finanzschwache Stadt Klagenfurt leisten kann? Bürgermeister Scheider sagte dazu: „Man muss immer hinterfragen, was bringt eine Veranstaltung, Impulse für Wirtschaft und Tourismus, wie weit strahlt so eine Sendung aus. Das wird die Aufgabe in den nächsten Tagen sein, zu fragen, wer zahlt was und welche Nachnutzungseffekte gibt es.“

Viele Fragen zu klären

Die Entscheidung über einen Austragungsort werde noch dauern, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Dies werde etwa in zwei Monaten feststehen, man müsse mit den Verantwortlichen der Städte sprechen, so Wrabetz. Sicherheitsfragen und verkehrstechnische Fragen müssen geklärt werden, mit 60 Übertragungswagen wird gerechnet. Hotelzimmer für Künstler, Fans und Journalisten müssen zur Verfügung stehen und der Veranstaltungsort muss über mehrere Wochen frei verfügbar sein. Im Wörthersee-Stadion findet am fraglichen Zeitpunkt im Mai das ÖFB-Cupfinale statt.

Auch BZÖ will Songcontest in Kärnten

BZÖ-Landtagsabgeordneter Willi Korak forderte am Montag in einer Aussendung, alle politischen Kräfte sollten an einem Strang ziehen, damit Kärnten zum Austragungsort werde. Denn das Stadion bringe als einziger Ort in Österreich alle nötigen Voraussetzungen mit, so Korak.

SPÖ: Unverantwortlich

Die Klagenfurter SPÖ reagierte in einer Aussendung am Montag negativ auf Scheiders Pläne. Es sei unverantwortlich, den Songcontest in Klagenfurt abhalten zu wollen, man könne sich ohnehin schon Vieles nicht mehr leisten, so die SPÖ. Es gebe eine Vielzahl von offenen Fragen, nicht nur die Finanzen, sondern auch die Wirtschaftlichkeit und technische Aspekte. Klagenfurt könne sich so ein Megaevent nicht leisten.

Bürgermeister Scheider verliere endgültig den Bezug zur Realität, befürchtet ÖVP Stadtparteiobmann Peter Steinkellner in seiner Reaktion. Es sei eine „Schnapsidee“, den Songcontest nach Klagenfurt zu holen. Klagenfurt könnte sich weder Eishalle noch neues Hallenbad leisten, solle aber in ein 40 Mio. Euro teures Spektakel investieren, fragte Steinkellner.

Auch die Grünen in Klagenfurt reagierten mit einer Aussendung. Demnach habe sich der Tourismusausschuss mit dem Thema Songcontest befasst und dagegen ausgesprochen. Die Veranstaltung wäre finanziell eine Nummer zu groß für Klagenfurt, so Matthias Köchl. Mit dem gleichen Geld könnten wir touristisch mit anderen Maßnahmen weit mehr bewegen als mit diesem 1-Tages-Event“, so Köchl, der die inhaltlich gute Analyse der Lage von SPÖ-Landtagsabgeordneten Gemeinderat David Redecsy hervorhob. Auch ÖVP-Tourismusstadtrat Herbert Taschek und FPÖ-Gemeinderat Johann Rebernig hätten sich der Argumentation angeschlossen, sagte Köchl.

FPÖ: Grüne betreiben Verhinderungstaktik

Auf Köchls Aussendung reagierte wiederum die Klagenfurter FPÖ und wies Köchls Äußerungen entschieden zurück. Die Diskussion um den Songcontest sei im Ausschuss nur unter „Allfälliges“ geführt worden, es gebe weder Antrag noch Beschluss, so Klubobfrau Sandra Wassermann. Die Behauptung Köchls, dass auch die Freiheitlichen gegen die Austragung in Klagenfurt seien, sei eine Falschinformation. Wassermann warf den Grünen Verhinderungstaktik vor. Man habe die Magistratsdirektion mit einer Prüfung betraut, da interne Ausschussinhalte medial nach außen getragen wurden.

Conchita Wurst kommt aber auf jeden Fall nach Kärnten: Zur Starnacht am Wörthersee im Juli 2014.

Links: