Pilotprojekt Zentralmatura in St. Paul

Eine der beiden Schulen in Österreich, in denen heuer bereits die komplette neue Zentralmatura in allen Fächern stattfindet, ist das Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal. Schüler und Lehrer bereiteten sich einige Jahre lang auf diese Generalprobe vor.

Die zweite Schule, die heuer bereits die komplette neue Matura durchführt, ist die Liese Prokop Privatschule für Hochleistungssportler im niederösterreichischen Maria Enzersdorf - mehr dazu in Generalprobe für Zentralmatura beginnt (noe.ORF.at) Die schriftliche, zentrale Testmatura beginnt mit Deutsch. In den nächsten 14 Tagen können die Schüler dann wahlweise drei oder vier weitere Unterrichtsgegenstände absolvieren. An den Allgemeinbildenden Schulen sind Deutsch, Mathematik und eine lebende Fremdsprache Pflicht. An den Berufsbildenden Höheren Schulen müssen in Zukunft alle Schüler drei Gegenstände aus den Bereichen Deutsch, Englisch, angewandte Mathematik, lebende Fremdsprache oder Fachtheorie wählen.

Stoff wirklich verstehen

Am Stiftsgymnasium in St. Paul im Lavanttal bereiteten sich Lehrer und Schüler schon einige Jahre auf die neue schriftliche Matura vor, sagte Direktor Pater Thomas Petutschnig. Das laufe seit 2011. Der Stoff sei im Prinzip derselbe, aber oft in neuem Gewand, so Petutschnig. Das heißt, dass der Unterricht für die neue Zentralmatura so gestaltet wird, dass die Schüler nicht nur verstehen was sie lernen, sondern das Erlernte auch erklären können.

Laut Petutschnig solle etwa im Bereich Mathematik Differential und Integral verstanden werden. Man müsse die Schüler zu einer Kompetenz führen. Nicht nur als Lehrender erklären, sondern so unterrichten, dass es die Schüler auch anderen erklären können. Für Direktor Petutschnig ist dadurch der Unterricht kommunikativer zwischen Lehrer und Schüler geworden. Sprechen, hören und verstehen sei wichtiger geworden, damit sei der Unterricht lebendiger, so der Direktor.

Fragen zentral vorgegeben

Die Fragen für die in Zukunft österreichweit an den gleichen Tagen stattfindende schriftliche Zentralmatura werden dabei vom Bundesinstitut für Bildungsforschung vorgeben. Die Korrektur erfolgt durch die Klassenlehrer nach einem vorgegeben Benotungsschlüssel. Neben der schriftlichen zentralen Reifeprüfung besteht die Matura neu aus zwei weiteren Säule: Einer „Vorwissenschaftlichen Arbeit“ die vor einer Kommission präsentiert werden muss und der mündlichen Matura. Ab 2015 ist die zentrale Reifeprüfung an allen AHS Pflicht. Ab 2016 dann auch an allen Berufsbildenden Höheren Schulen.

Anpassungsbedarf ortet Petutschnig noch beim Prozedere für die mündlichen Prüfungen. „Der Ablauf ist sehr kompliziert.“ So brauche man einen isolierten Warteraum für die Kandidaten, einen Prüfungsraum, einen Raum, in dem die Fragen gezogen werden, einen Raum, in dem nach der Prüfung auf das Ergebnis gewartet werde und unter Umständen auch noch einen Computerraum. „Wir haben jetzt fünf verschiedene Räume reserviert. Das ist ein erheblicher Aufwand, das geht vielleicht auch anders.“ Im Herbst ist ein Treffen mit Landesschulrat und Ministeriumsvertretern geplant, um über die Erkenntnisse der Zentralmatura-Premiere zu sprechen.

Landesschulrat: Entspannter Tag in St. Paul

Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger (SPÖ) zeigte sich am Abend in einem Studiogespräch mit Kärnten Heute zuversichtlich, dass die Matura in St. Paul positiv verlaufen werde und dass es keine hohen Durchfallquoten geben werde: „So gut vorbereitet war noch keine einzige Matura in Kärnten oder in Österreich. Es war ein entspannter Tag. Bisher hat es noch keine einzige negative Rückmeldung gegeben, weder von Lehrern oder Inspektoren, noch von Eltern oder Schülern.“

Nach heftigen Protesten der Länder wurden ja die Sparpläne auf Bundesebene für das Schulsystem zurück genommen. Die Schließung der Hauptschule in Hüttenberg werde aber wohl nicht zu verhindern sein. Altersberger: „Die demographische Entwicklung in der Gemeinde ist leider so, dass im nächsten Jahr zwölf Schüler in die erste Klasse kommen werden, 14 in die zweite, zehn in die dritte Klasse und zwölf in die vierte Klasse, also insgesamt 48 Schüler. Im darauf folgenden Jahr werden es weit unter 50 Schülern sein. Im Schulorganisationsgesetz ist eindeutig festgeschrieben, dass eine Schule geschlossen werden muss, sobald Abteilungsunterricht stattfindet. Es fehlt also nicht am Geld, aber man kann mit knapp 40 Schülern keine Hauptschule aufrecht erhalten.“