Ärztegipfel bringt Annäherung

Der Bereitschaftsdienst der Hausärzte könnte ab Oktober Geschichte sein. Der Ärztemangel und die anstehende Pensionswelle machen einen täglichen Nachtdienst unter der Woche ab Herbst nicht mehr möglich, sagt die Ärztekammer. Bei einem Gipfel am Freitag gab es aber positive Signale.

Ärztekammer, Rotes Kreuz und Gebietskrankenkasse nahmen am Freitag mit Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) am Ärztegipfel teil. Sichergestellt und außer Streit steht im Moment der Rot-Kreuz Notarzt-Dienst für lebensbedrohliche Fälle wie Herzinfarkte oder Atemnot. Anders verhält es sich bei einem fieberndem Kind, einem akuten Hexenschuss, Ohrenschmerzen oder Durchfallerkrankungen - klassische Symptome, in denen die Nachtbereitschaft der Hausärzte gefragt ist. Diese Nachtbereitschaft steht zur Diskussion. Bis zu 70 Arbeitsstunden pro Woche und drei Mal Nachtbereitschaft - für die meisten Mediziner ist dies eine große Belastung.

Neues Ärztekammer-Modell

Weil die Hausärzte älter werden und es auch immer weniger gibt, kann der Bereitschaftsdienst nicht mehr gewährleistet werden, warnt der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Gert Wiegele. Faktum ist: Die Kärntner Regierung ist zum Handeln aufgefordert, denn der Nachtdienst unter der Woche wird vertraglich über das Land Kärnten geregelt.

Die Ärztekammer ließ am Donnerstag mit einem Lösungsmodell aufhorchen. Den Dienst von 12 bis 22 Uhr sollen wie bisher rund 48 Ärzte in ganz Kärnten organisieren. Ab 22 Uhr soll die Bereitschaft dann durch weniger Ärzte fortgesetzt werden. Diese sollen nur dann zu Hausbesuchen ausrücken, wenn ein Arzt in einer Telefonzentrale den Fall vorher abgeklärt hat. Angesiedelt soll diese Arzt in der Telefonzentrale beim Roten Kreuz sein. Das Land Kärnten zeigt sich dazu gesprächsbereit.

Prettner zufrieden

Nach dem Gipfel am Nachmittag erklärte Gesundheitslandesrätin Beate Prettner: „Angesichts der Unstimmigkeiten zwischen den Verhandlungspartnern im Vorfeld ist es umso erfreulicher, dass sich die Ärztekammer nunmehr nicht nur gesprächsbereit zeigte, sondern auch unsere Überlegungen annähernd deckungsgleich sein.“

Prettner erläuterte die gemeinsamen Ziele und stellte klar: „Oberste Prämisse ist, dass für die Kärntner Bevölkerung ein praktischer Arzt erreichbar ist, wenn er gebraucht wird. Sämtliche medizinischen Fragestellungen, die außerhalb der Ordinationszeiten auftauchen können, auf die Spitalsambulanzen abzuwälzen ist schlicht nicht zielführend“.

Zudem müsse gewährleistet sein, dass zumindest ein Allgemeinmediziner je Sprengel zur Verfügung steht, der – wenn notwendig – auch außerhalb der Ordinationszeiten persönlich zur Visite vorbeikommt. „Eine Vorbeurteilung, welche Fälle einer tatsächlichen Behandlung durch einen Allgemeinmediziner bedürfen und welche nicht, soll über eine zentrale Rufbereitschaftsnummer erfolgen, wo telefonisch Erstauskünfte erteilt werden bzw. bei Notwendigkeit eine Weiterleitung an den diensthabenden Bereitschaftsarzt erfolgt“, so Prettner, die die Versorgungssicherheit der Kärntnerinnen und Kärntner abgesichert wissen will. Wo und in welcher Form diese Rufbereitschaftsnummer angesiedelt wird, gilt es noch zu verhandeln, wobei diesbezüglich verschiedene Varianten zur Auswahl stehen.

Arbeitsgruppe wird installiert

Im Zuge der heutigen Arbeitssitzung mit Ärztekammer und GKK konnte man sich auf eine weitere gemeinsame Vorgehensweise einigen, die oben angeführte Eckpunkte berücksichtigen soll. „In weiterer Folge wird nun eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Land Kärnten, GKK und Ärztekammer, die gemeinsam festgelegten Prämissen für den künftigen Bereitschaftsdienst konkretisieren und für die operative Umsetzung vorbereiten. Ab 1.10.2014 soll das neue System in Kraft treten“, so Prettner.

Ebenso sei die Neuorganisation des ärztlichen Bereitschaftsdienstes eine große Chance, Synergien mit ebenfalls in Planung befindlichen Akutordinationen als Beitrag zum gezielteren Zugang zu den Spitalsambulanzen zu nutzen. „Dies hat sowohl für Patientinnen und Patienten sowie für die Spitalsambulanzen selbst Vorteile wie beispielsweise verkürzte Wartezeiten indem Patientenströme zielgerichteter geleitet werden können“, so Prettner.

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