Strukturwandel in der Landwirtschaft

Fast täglich schließt in Kärnten ein landwirtschaftlicher Betrieb. Für viele rentiert sich die harte Arbeit am Berg einfach nicht mehr. Wer überleben will, muss schon neue Wege gehen. Die Kollegen von „Am Schauplatz“ haben sich umgesehen.

Nur wer effizient und kostengünstig produziert, überlebt den Strukturwandel. Doch es geht auch anders, das zeigt ein junges Paar in Radenthein. Der Steirer Michael Kerschbaumer und seine Partnerin Ulla Weißhuhn aus Wien haben sich vor vier Jahren mit ihrem Sohn Frido auf einem Bergbauernhof in Radenthein niedergelassen. Sie wollen auf Maschinen und industrielle Erzeugung verzichten.

Am Schauplatz: Bauernsterben

ORF

Bergbauern: Ulla Weißhuhn und Michael Kerschbaumer.

Bergbauern: 100 Tage Arbeit ohne freien Tag

Michael Kerschbaumer, Bergbauer in Radenthein: „Wir haben uns nie als Aussteiger betrachtet. Wir wollten einfach in ein anderes Leben einsteigen. Wenn die Alm dazu kommt, dann geht es bei uns von 5.00 Uhr in der Früh bis um 22.00 Uhr in der Nacht durch. Das sind 100 Tage, ohne einen halben freien Tag.“

Und trotzdem rentiert es sich bei ihrer Art der Erzeugung finanziell nicht, die Produkte am Bauernmarkt zu verkaufen. Die beiden sind auf ein alternatives Konzept die so genannte „solidarische Landwirtschaft“ umgestiegen. Dafür haben sie einen Verein gegründet. Dessen Mitglieder zahlen Beiträge in freiwilliger Höhe und bekommen dafür, was der Hof abwirft. Ulla Weißhuhn: „Ziel ist es, sich unabhängig zu machen von Lebensmittelkonzernen und Märkten. Und das macht mich sehr froh, dass wir so einen hohen Grad an Selbstversorgung haben. Wenn es hart auf hart geht, könnten wir uns von unserem Betrieb auch ernähren.“

Weniger Förderung für harte Arbeit am Berg

Dass es einmal hart auf hart gehen könnte, schließt das Paar nicht aus. Doch den Betrieb am Laufen zu halten sei schwierig, auch weil sie bei den Förderungen als Bergbauern gegenüber Großbetrieben im Osten benachteiligt würden, sagte Kerschbaumer: „Es ist einfach nicht verständlich, warum Betriebe wie da, wo viel Arbeit mit der Hand zu machen ist, für die Fläche weniger an Förderungen bekommen, als Betriebe in Niederösterreich auf den besten Äckern.“

Sendungshinweis:

Kärnten heute, 3.4.2014

Die Bauern in seiner Umgebung will Kerschbaumer jetzt organisieren. Am ersten Bauernstammtisch in Radenthein gab es viel Kritik am aktuellen Förderungs- und Vertriebssystem. Die Bergbauern warnen, dass sich die Landwirtschaft für sie bald nicht mehr rentieren werde. Und mit ihnen sterbe der ländliche Raum und veröde die Landschaft.