Studie: Beamte als jugoslawische Spitzel

Neue Fakten über die Aktivitäten des damaligen jugoslawischen Geheimdienstes UDBA sind im Kärntner Landesarchiv präsentiert worden. 242 österreichische Beamte aus Polizei, Bundesheer und Diplomatie sollen Informanten der UDBA gewesen sein. Ein Liste soll in Buchform erscheinen.

Die UDBA wurde mit dem Zerfall Jugoslawiens aufgelöst - zuvor war sie quasi die Geheimpolizei Jugoslawiens. Ziel der Aktivitäten waren angebliche oder tatsächliche Gegner des kommunistischen Regimes im In- und Ausland. Die slowenischen Autoren Igor Omerza und Roman Leljak studieren seit Jahren die Archive der UDBA in Laibach und versuchen diese Aktivitäten transparent zu machen. Hunderttausende Akten in Laibacher Archiven wurden von ihnen durchgeackert, sie veröffentlichten mehrere Bücher - weitere sind in Vorbereitung. Die Recherche-Ergebnisse wurden am Mittwochabend präsentiert.

Bombenattentat in Völkermarkt

So soll das Bomben-Attentat auf das Völkermarkter Museum im Jahr 1979 tatsächlich im Auftrag der UDBA-Zentrale und nicht nur von einer Nebenfigur ausgeübt worden ist. Ebenso sollen UDBA-Leute 1972 einen kroatischen Studenten aus Salzburg, den man für einen Staatsfeind hielt, entführt und vermutlich umgebracht haben. Ebenfalls auf das Konto der UDBA soll ein Mord an einem Exilkroaten in Klagenfurt 1975 gehen. Roman Leljak zu den Recherchen: „Ich habe 242 Personen in den Archiven ausfindig gemacht, die von 1945 bis 1990 in Österreich bei der Polizei, beim Bundesheer und auch in der Diplomatie waren und als Mitarbeiter bei der UDBA geführt worden sind.“

Igor Omerza: „Wir wissen, dass die UDBA zahlreiche Leute in Österreich hatte und dass sie Informationen über wichtige Ereignisse geliefert haben. Wie zum Beispiel über ein Geheimtreffen zwischen den damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisy und Behörden in Klagenfurt über die Slowenenfrage.“ Nicht nur Polizisten, auch Vertreter von Zoll, Bundesheer und Diplomatie sollen laut den Autoren in Österreich im Dienst des Geheimdienstes gestanden sein. Eine vollständige Liste aller österreichischen UDBA-Mitarbeiter und -Informanten soll noch heuer in einem Buch erscheinen.

Wadl: „Schreckensbild einer Diktatur“

Der Kärntner Historiker Wilhelm Wadl hält die jüngsten Erkenntnisse der beiden Autoren für seriös. Sie hätten „Unmengen an Archivmaterial“ durchforstet und stichhaltige Quellen gefunden. Die Zahl von 242 Informanten beziehe sich nur auf die Exekutive. In aktuelle Studien des Historikers Stefan Karner zum tschechischen Geheimdienst, der in Ostösterreich tätig gewesen sei, heiße es, dass es über Jahre und Jahrzehnte tausende Informanten gegeben habe.

Für Wadl zeichnen die jüngsten Erkenntnisse der slowenischen Autoren das „Schreckensbild einer Diktatur vor unserer Haustüre“. Diese Diktatur habe massiv in Österreich in Kärnten gewirkt, etwa Anschläge und bewusste Desinformation.

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