Weiter Streit um Bettlerherberge

Klagenfurt lehnt weiter eine von der Caritas geplante Bettlerherberge ab. Bgm. Christian Scheider (FPÖ) schlägt am Standort ein „sozialökonomisches Gärtnereiprojekt für junge Arbeitslose“ vor. Auch die ÖVP ist gegen die Herberge. Die Grünen fordern mehr Menschlichkeit.

Geplant war das Projekt im Osten der Stadt. Wegen der Proteste von Stadtpolitik und Anrainern verschob die Caritas letzte Woche den Projektstart – mehr dazu in Bettlerherberge: Projektstart verschoben. Auch die Polizei hatte das Vorhaben negativ beurteilt. Am Dienstag betonte Bgm. Christian Scheider (FPÖ) erneut, dass die Stadt gegen die Herberge ist. „Probleme mit Bettlern aus dem ehemaligen Osten gibt es in allen größeren Städten in Österreich“, meine Scheider. In Klagenfurt habe man das dank der guten Zusammenarbeit von Behörde und Polizei gut im Griff. Die „überfallsartige Aktion der Caritas" sei unverständlich. Bettler würden diese Hilfe zudem nicht wollen, weil „organisierte kriminelle Machenschaften dahinter stecken“, so Scheider.

Keine Widmung für Beherbergung

Scheider schlug stattdessen ein sozialökonomisches Jugendprojekt vor, das die Stadt auch unterstützen würde. Die Caritas habe das betreffende Gebäude ja angeblich gekauft und könne den Plan für eine Bettlerherberge nun nicht umsetzen. Deswegen könne die Caritas hier jungen Arbeitslosen eine Chance geben und ein sozialökonomisches Gärtnereiprojekt starten. Dies würde auch der Widmung des Gebäudes entsprechen, die derzeit auf Grünland/Gärtnerei laute. Für eine Beherbergung gebe es also für das betreffende Gebäude keine Widmung. Eine Umwidmung würde eine politische Mehrheit erfordern und wäre so gut wie „undenkbar“.

Protest an der geplanten „Bettlerherberge“ kam am Dienstag auch von der Klagenfurter ÖVP. Diese würde das organisierte Betteln in Klagenfurt fördern, so die ÖVP-Stadträte Peter Steinkellner und Herbert Taschek. Auch die Polizei warne vor einem „Bettlerheim“. Die Caritas solle das Projekt deswegen dringend überdenken.

Grüne: Mehr Menschlichkeit

Die Klagenfurter Grünen grenzen sich in einer Aussendung „ganz klar“ von der „Law and Order-Politik“ von FPÖ und ÖVP ab. Die Grünen haben nichts gegen eine Notschlafstelle für BettlerInnen, so Stadträtin Andrea Wulz. Dies sei billige Wahlkampfpropaganda auf dem Rücken der Ärmsten, sagte Gemeinderat Matthias Köchl. Noch vor zehn Jahren sei Scheider durch soziales Engagement positiv aufgefallen, wie könne man so rasch abstumpfen, fragte Köchl.

Caritas will informieren

In einer Aussendung fasste die Caritas ihr Projekt zusammen. Direktor Viktor Omelko räumte ein, dass er die Sorgen der Anrainer nicht ausreichend bedacht hatte, will dies in einer Informationsveranstaltung aber nachholen. Er verteidigt das Projekt und meinte, es gebe allen, die die Anlaufstelle in Anspruch nehmen wollen, Menschenwürde. Viele Armutsmigranten leben auf der Straße, sie hätten in der Heimat keine Perspektiven. Die Caritas würde „grob fahrlässig“ handeln, wenn sie die Augen verschließen würde. Omelko wehrte sich gegen Pauschalverurteilungen und Kriminalisierung der bettelnden Menschen.

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