Bettlerherberge: Projektstart verschoben

Die Caritas hat am Donnerstag offiziell ihr Projekt Bettlerherberge in Klagenfurt vorgestellt. Die Stimmung war bei der Eröffnung mehr als aufgeheizt, Anrainer äußersten lautstark ihren Unmut. Nun hat die Behörde eine unrechtmäßige Nutzung festgestellt, das Projekt wird verschoben.

Laut einer Aussendung der Stadt Klagenfurt ist das besagte Grundstück in der Völkermarkter Straße als „Grünland-Gärtnerei“ gewidmet. Die geplante Nutzung als „Bettlerherberge“ stehe damit im Widerspruch zum Flächenwidmungsplan. Wörtlich heißt es: „Der Grundstückseigentümer wird daher bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass die beabsichtigte Nutzung als Bettlerherberge eine unrechtmäßige Nutzung darstellen würde, welche behördlich zu untersagen wäre. Eine Antragstellung um Bewilligung der Verwendungsänderung ist aufgrund des Widerspruchs zum Flächenwidmungsplan ausgeschlossen.“

Nun kündigt sich ein Rechtsstreit an, die Caritas will deshalb vorerst keine Bettler unterbringen. Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (FPÖ) und Stadtpolizeikommandant Eugen Schluga hatten schon am Vortag der Eröffnung der Herberge eine Pressekonferenz gegeben. Sie sprachen sich vehement und in deutlichen Worten gegen das Projekt aus - mehr dazu in Bürgermeister gegen Caritas-Bettlerherberge. Man befürchtet, durch diese Anlaufstelle die „gut vernetzten“ Bettler wie ein „Magnet“ nach Klagenfurt zu ziehen.

Anrainer wegen „C14“ besorgt

Am Donnerstag war die offizielle Eröffnung des Hauses in der Völkermarkter Straße erfolgt. Die Anlage, die über Bürogebäude und verschiedene Hallen verfügt, soll 1,6 Millionen Euro gekostet haben. Die Nachbarn zeigten sich am Donnerstag über ihre künftige Wohnsituation durch das Projekt „C14“ - was so viel wie „Caritas 2014“ bedeutet - besorgt und auch verblüfft über die aus ihrer Sicht plötzliche Entscheidung. 25 Anrainer forderten am Rande der Pressekonferenz Informationen ein. Caritas-Direktor Viktor Omelko räumte auch ein, diese rechtzeitige Information verabsäumt zu haben. Aber Omelko sagte auch ganz klar, dass er es als Pflicht der Caritas sehe, zu helfen und jedem Menschen Wertschätzung entgegen zu bringen: „Diese Haltung ist für uns eine Selbstverständlichkeit und ermöglicht, dass andere Vertrauen aufbauen können, es verhindert Aggressivität.“

Bettlerherberge Klagenfurt Caritas C14

ORF

Maßnahme gegen „illegale“ Bettlerlager

Bei der Anlage wird es sich nicht um ein „Bettlerhotel“ handeln, sagte Omelko. Die Gäste müssen sich selbst um Verpflegung oder ihre Wäsche kümmern. Aber die bisherigen, illegalen Bettlerlager, die sich bisher immer wieder bildeten, sollten damit verhindert werden, sagte Omelko: „Wir wollen einen Aufenthalt bieten, ohne dass die Menschen Angst haben müssen, vertrieben zu werden. Das ist der Sinn einer Notschlafstelle. Wir wollen ermöglichen, dass sie ihre Grundbedürfnisse, sich waschen und das WC zu benützen, befriedigen können.“ Man wolle auch die Vermüllung rundherum verhindern.

Mehr Information für Nachbarn versprochen

Den Einwand von Bürgermeister und Polizei, das C14 würde wie ein Magnet Bettler anziehen, wies Omelko zurück. Die Befürchtung sei unnötig, so Omelko. Das Projekt C14 werde sich sicher noch entwickeln müssen. Es gebe auch Pläne, Gebäudeteile zu vermieten, sagte Omelko. Den verunsicherten Nachbarn versprach der Caritas-Chef auf ORF-Anfrage hin noch eine Informationsveranstaltung.

14 Bettler des Platzes verwiesen

Wie am Mittwoch angekündigt, wurde am Donnerstag ein illegales Bettlerlager in einer unbenutzten Liegenschaft geräumt, so Bürgermeister Christian Scheider (FPÖ) in einer Aussendung. 14 Bettler seien des Platzes verwiesen worden, der zurückgelassene Müll werde entsorgt. Scheider sagte außerdem, die Bettlerherberge der Caritas sei als Arbeitsstätte und Lagerraum gewidmet, nicht aber als Wohnraum. Ein Änderungsantrag liege nicht vor. Die Behörde werde daher einschreiten, so Scheider.