Letzte Ausgabe der KTZ

Die Traditionszeitung „Kärntner Tageszeitung“ ist am Freitag nach ihrem Konkurs nach 69 Jahren zum letzten Mal mit einer Sonderausgabe erscheinen. Laut Masseverwalter gab es ohne Investor keine andere Möglichkeit, für die Mitarbeiter kam das Aus dennoch überraschend.

Die Redaktion hat sich in der letzten Ausgabe am Freitag auf 18 Seiten mit persönlichen Worten der Journalisten verabschiedet. „Pfiat Euch, es war uns eine Freude“ war in großen Lettern auf dem Mantelumschlag der allerletzten Ausgabe des Blattes zu lesen. Der frühere Chefredakteur Ralf Mosser warf einen Blick zurück auf das Jahr 1987, als er im Sportressort der Zeitung anfing und beschwor noch einmal den „KTZ-Geist, den man nicht erklären kann“ und der „ganz tief drinnen im Herzen“ weiter leben wird.

Lokalredakteurin Susanne Stirn bekannte sich dazu, auch künftig „in aller Früh die Konkurrenz auf gute Geschichten“ zu durchsuchen, auch wenn „mir morgen das Herz brechen wird, zu wissen, dass es Geschichten gibt, die in meiner Zeitung nicht mehr erscheinen werden“. Gerichtsreporter Markus Vouk konstatierte: „Die Loyalität der KTZ-Mitarbeiter wurde in den vergangenen Monaten schamlos ausgenutzt, Versprechen wurden nicht gehalten, unsere Löhne wurden nicht ausgezahlt“, um dann eine „letzte Bitte“ an die Justiz zu richten: „Schaut euch die Machenschaften der vergangenen Monate an und deckt auf, von wem die KTZ zu Grabe getragen wurde.“ Weitere Abschiedsworte kamen von Lesern, Kollegen, früheren Mitarbeitern und Personen des öffentlichen Lebens in Kärnten.

Zeitung war nicht mehr zu retten

Am Donnerstag wurde der Antrag auf Betriebsschließung gestellt, teilte Masseverwalter Gerhard Brandl mit. Am Dienstag war das Konkursverfahren eröffnet worden. Schon am Dienstagabend war laut Brandl klar gewesen, dass ohne einen Investor eine Fortführung nicht möglich sei.

Nach der Privatisierung waren die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht mehr in den Griff zu bekommen, sagte Brandl zum ORF. Eine andere Möglichkeit als die Einstellung habe es derzeit nicht gegeben, die Fortführung des Betriebes würde monatlich 350.000 bis 400.000 Euro kosten, eine Kostendeckung gebe es derzeit nicht. Die Einstellung wäre durch einen Investor zu verhindern gewesen, alle Interessenten seien aber letztlich abgesprungen.

KTZ

ORF

Trotz negativer Vorzeichen überraschend

Trotz mancher negativer Vorzeichen in den vergangenen Woche ist das endgültige Aus für die Mitarbeiter doch überraschend gekommen. Die Stimmung der Betroffenen schwankte zwischen Trauer und Wut. „Wir bringen die letzte Ausgabe aber noch ordentlich zustande“, sagte ein Redakteur zur APA. „Es tut uns um die KTZ unendlich leid, wir haben furchtbar gerne hier gearbeitet“, sagte eine Redakteurin. Trotz der „düsteren Vorzeichen“ sei die Schließung dennoch überraschend hereingebrochen.

Am Nachmittag wurde eine Betriebsversammlung abgehalten. Betroffen sind rund 30 Mitarbeiter und Freie Mitarbeiter. Die Mitarbeiter haben seit Jahresanfang kein Geld mehr bekommen, auch die Weihnachtsgelder vom Dezember 2013 sind noch offen. Die ausständigen Löhne sollen zumindest teils durch den Insolvenzfonds abgegolten werden. „Es wird ein Abschied hoch erhobenen Hauptes sein - und auch mit einem lachenden Auge. Wir sind voller Stolz auf unsere Leistung“, so die KTZ-Chefredakteurin Claudia Grabner.

Geschäftsführer ist untergetaucht

Das frühere SPÖ-Parteiblatt steckte schon länger in finanziellen Turbulenzen. Zuletzt war ihm der Geschäftsführer abhanden gekommen. Dietmar Wassermann, gegen den ein Haftbefehl der deutschen Justiz wegen des Verdachts des millionenschweren Mehrwertsteuerbetrugs vorliegt, ist offenbar untergetaucht. Ein Insolvenzantrag der Kärntner Gebietskrankenkasse führte schließlich zur Insolvenzeröffnung. Betriebsrätin Bettina Germann hat für den späten Donnerstagnachmittag einen Mitarbeiter der Arbeiterkammer in die Redaktion gebeten. „Wir werden heute noch unsere Insolvenzbögen ausfüllen.“ Die Mitarbeiter hätten bis zuletzt gehofft, dass es weitergehe und vollen Einsatz gezeigt. Germann: „Mir tut es um die Mitarbeiter leid, weil es wirklich Herzblutjournalisten sind.“

Journalistenvertretung warnt vor „Zeitungsterben“

Für den Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) ist das Aus für die KTZ ein Warnsignal zum Umdenken in der Medienbranche. Er fordert die Bundesregierung auf, Lehren zu ziehen und neue Förderungsprogramme für die Medienbranche zu entwickeln. Das Behalten der alten Strukturen, wie die alte „gießkannenartige“ Bundespresseförderung, die altmodischen Förderungs- und Kontrollfunktionen und die zu geringe Unterstützung für junge, aufstrebende Medienkonzepte würden zu dieser Situation führen. Qualitätsjournalismus koste zwar mehr Geld, garantiere aber durch seine bessere Qualität auch mehr Leser, Hörer und Seher.

Landeshauptmann äußerte Bedauern

Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser bedauert die Einstellung der KTZ in einer Aussendung „zutiefst“. „Sie war die älteste Kärntner Tageszeitung und Kärnten verliert dadurch ein traditionsreiches Medienunternehmen.“ Gerade in einer Zeit der „zunehmenden Orientierungslosigkeit und Informationsflut“ sei es "wichtiger denn je, über das gedruckte Wort der Kärntner Bevölkerung Anhaltspunkte, Wegweisungen und differenzierte Betrachtungsweisen zu vermitteln und dass es eine entsprechende Medienvielfalt gibt“, so Kaiser. Er wünschte den Mitarbeitern, rasch neue berufliche Perspektiven zu finden und lobte das Engagement und den Idealismus der Belegschaft.

Sport Presse Klub: Redakteure mit „Kampfgeist“

Mit der KTZ sterbe „ein wichtiger Teil der Kärntner Sportberichterstattung“, sagte Kurt Raunegger, Geschäftsführer des Sport Presse Klubs Kärnten. Dem Breitensport und den kleinen Vereinen käme eine „für sie wichtige Plattform“ abhanden. „Redakteure und freie Mitarbeiter haben bis zuletzt ihr Bestes gegeben, ohne zu wissen, ob es für ihre Arbeit eine Entlohnung geben wird. Sie haben Kampfgeist bewiesen.“

Links: