Forscher: Jugoslawischer Geheimdienst beging Mord

Ein slowenischer Forscher will in slowenischen Archiven neue Beweise dafür gefunden haben, dass der jugoslawische Geheimdienst 1975 in Klagenfurt einen kroatischen Ex-Geheimdienstmitarbeiter in seinem Geschäft ermordet haben soll.

Die Aktivitäten des jugoslawischen Staatssicherheitsdienstes UDBA im Ausland rückten mit dem Fall Perkovic, bei dem es um die Auslieferung eines kroatischen Ex-Geheimdienstlers an Deutschland ging, ins Rampenlicht. Die Geheimpolizei trat gegen antikommunistische Emigranten nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich an. Dafür soll es nun neue Beweise aus Slowenien geben.

Mord an Gemüsehändler Martinovic

Der slowenische Forscher Roman Leljak behauptet, in den slowenischen Archiven neue Beweise für die UDBA-Aktivitäten in Österreich gefunden zu haben. Deren slowenischer Zweig SDV (Sluzba drzavne varnosti) soll laut Leljak für die Ermordung des kroatischen Emigranten Nikica Martinovic im Jahr 1975 in Klagenfurt verantwortlich sein.

Kroatische Diaspora sollte geschwächt werden

Der kroatische Gemüsehändler, ein ehemaliger Offizier der kroatischen Domobranzen (mit Hitler-Deutschland verbündete „Heimatschützer“), war 1975 in seinem Geschäft ermordet worden. Den Plan, der zu dem Auftragsmord führte, soll der damalige Chef der slowenischen Geheimpolizei Janez Zemljaric bewilligt haben. Diese Behauptungen stützt der Forscher mit Dokumenten aus dem Archiv der Republik Slowenien. Zemljaric, später Chef der Regierung der jugoslawischen Teilrepublik Slowenien (1980-1984), soll 1974 einen Aktionsplan unterzeichnet haben, der im nachfolgenden Jahr die Schwächung der kroatischen Diaspora in Österreich zum Ziel hatte.

Mutmaßlicher Mörder laut Forscher in Deutschland

Für die Ausführung soll die Geheimpolizei am 4. Februar 1975 Milan Doric rekrutiert haben. Laut Leljak wurde er mit zwei gefälschten Reisepässen und Maschinengewehrmunition ausgestattet. Am 17. Februar 1975 wurde der 65-jährige Martinovic in seinem Geschäft niedergeschossen. Leljak geht davon aus, dass Doric, der heute in Deutschland lebt, den Mord ausübte. Laut Leljak gibt es Beweise, dass der mutmaßliche Täter eine Million D-Mark für seine SDV-Aktivitäten im Zeitraum 1954-1990 bekam.

Vorwürfe stets bestritten

Zemljaric, der von vielen in Slowenien als ein nach wie vor einflussreicher Hintermann wahrgenommen wird, hatte in einem Schreiben an die slowenische Nachrichtenagentur STA die Vorwürfe bestritten. Er habe sein ganzes Leben lang ehrlich und verantwortungsvoll gearbeitet, schrieb er. „Derjenige, der von mir eine Erklärung zur Ermordung der Ustascha fordert, soll sich lieber vorstellen und erklären, für wen und weshalb er diese Geschichte jetzt braucht“, so Zemljaric laut STA.

Das ist nicht der erste Fall von UDBA-Aktivitäten in Österreich, den Leljak aufdeckte. Im vergangenen November hatte er in Österreich eine Anzeige wegen der Entführung des in Salzburg lebenden Emigranten Stjepan Crnogorac erstattet. Er soll vom UDBA-Agenten im Jahr 1972 aus seiner Wohnung entführt und mit einem gefälschten Reisepasse nach Slowenien verschleppt worden. Dort sei er später hingerichtet worden, so Leljak in der Strafanzeige an das Landeskriminalamt Salzburg, die er auf seiner Internetseite veröffentlichte.

Drei Slowenen angezeigt

Der Forscher zeigte drei Slowenen an – den damaligen Leiter der UDBA für Jugoslawien, den stellvertretenden Leiter der UDBA für Slowenien und den Sekretär des Sekretariats für Innenangelegenheiten -, die für die Organisierung der Aktion verantwortlich sein sollen. In der Anzeige schlägt Leljak auch vor, dass zwei Dutzend ehemalige Mitarbeiter der slowenischen UDBA, die 1972 operativ auf dem österreichischen Gebiet tätig waren, verhört werden. Die Liste mit ihren Namen ist beigelegt.

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