Kärntner Lyrikpreis für malende Dichterin

Die 59-jährige Marion Jauth aus Steindorf hat den diesjährigen Kärntner Lyrikpreis gewonnen. Ihre Gedichte entstehen zumeist beim Malen. Auch Platz zwei und drei gingen heuer an weibliche Autorinnen.

Die gebürtige Niederländerin Marion Jauth verschlug es der Liebe wegen nach Kärnten, seit Jahren lebt sie in Steindorf. Jauth ist begeisterte Malerin, ihre Gedichte seien quasi ein Nebenprodukt ihrer Malerei, erzählt sie: "Während des Malens bilden sich häufig Wörterketten und Wortbilder weit über den Rand der Leinwand hinaus. Wenn der Malprozess ins Stocken gerät, bringe ich meine Gedanken zu Papier um ihn wieder in Gang zu setzen.“ So entstehe beinahe immer ein Zusammenhang zwischen den Bildern und den Gedichten.

Lyrikpreis 2013 Marion Jauth

Privat

Neben dem Lyrikpreis wird Jauth bald eine weitere Auszeichnung zuteil: Die Brentano Gesellschaft Frankfurt/M. veröffentlicht zur Adventzeit eine neue Auflage der Frankfurter Anthologie – mit einem Beitrag von Marion Jauth. Die Edition wird weltweit in Staats- und Nationalbibliotheken aufgelegt.

200 Texte eingereicht

Platz zwei (1.500 Euro) geht an die Wolfsberger Kunstgeschichte-Studentin Verena Walzl, der dritte Rang (800 Euro) an die gebürtige Seebodener Publizistikstudentin Angelika Stallhofer.

Die Entscheidung für Jauth fiel nach einer mehrstündigen Jurysitzung an diesem Wochenende. 200 Autorinnen und Autoren hatten ihre Werke in deutscher und slowenischer Sprache eingereicht. Die Preisverleihung findet am 21. November um 18.00 Uhr im Festsaal der Klagenfurter Stadtwerke statt, der erste Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.

Sonderpreise an Fabian Hafner und Alfred Goubran

Den Preis des Landes Kärnten erhält auf Vorschlag von Josef Winkler der Klagenfurter Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Übersetzer Fabjan Hafner, der selbst schon einmal Mitglied der Lyrikpreisjury war. Der Preis der Stadt Klagenfurt geht an den in Wien lebenden und in Kärnten aufgewachsenen Autor Alfred Goubran für sein bisheriges literarisches Schaffen.

Die Jury bestand aus Vorsitzendem Manfred Posch, Büchnerpreisträger Josef Winkler, Ilse Gerhardt (IG Autoren), Richard Götz, Günter Schmidauer, Vorjahressiegerin Anna Baar und STW-Unternehmenssprecher Dr. Harald Raffer.

Gedichte von Marion Jauth

Flügelnacht
Flügelnacht der wesenlosen Bilder
an der Novemberküste angespült
die Bitterkrusten auf dem Echostrand
verwehen mit den Sonnentränen
beschallen obdachlose Wünsche
im Labyrinth der Stolperfäden
der Rosenmond gibt unangreifbar acht
wie sich Welten atemlos verlaufen

jetzt
tausende Gedanken
mutig an den Zaun gehängt
in die Windwiege
Wiederholungen gestreut
verirrte Seidensporen
schweigsam taumelnde Seifenblasen
wie Lichtduft nach dem Regen
zittrig hält der Zuckerguss auf der Minutenblüte
wächst groß
wächst still

fremd
Papierende Wände zart gefüllt
mit Ahnen aus dem fernen Land
zerknitterte Grenzen brückenlos
im Blütenschlaf uns unbekannt

Idiokinese
Im einsamen Rosarium
liegen Fesseln
unter dem blauen Tortentisch
wie Milchrosen
in Narkose
mit einspurigen Dornen
im braunen Regelkreis