Längsee: Historische Einbaum-Funde
Im unmittelbaren Uferbereich in nur sechs Meter Tiefe fand der Hobbytaucher wie berichtet bereits 2011 Reste eines hohlen Baumes, der über Jahrtausende in Seekreide im Seeboden steckte - mehr dazu in Längsee: Einbaum aus Bronzezeit geborgen (kaernten.ORF.at, 4.10.2011). Unweit der ersten Fundstelle entdeckte der Hobbytaucher rund ein Jahr später einen weiteren Fund - erneut Reste eines Bootsrumpfes. Gemeinsam mit der Universität Wien, dem Landesmuseum, dem Bundesdenkmalamt, Einsatzkräften der Wasserrettung und den Österreichischen Bundesforsten als Eigentümer und Seebetreuer wurden die prähistorischen Fundstücke bei einem Spezialeinsatz geborgen.
Craig Dillon
Danach wurden die Einbäume nach Wien an das „Vienna Institute for Archaeological Science“ (VIAS) der Universität Wien überstellt, wo sie seitdem untersucht und detailgetreu restauriert werden, was mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Die Bundesforste unterstützen die Restaurierung finanziell, sagt Vorstand Georg Schöppel.
Erster Einbaum bereits datiert
Zur Altersbestimmung wird die so genannte „C14-Analyse“ herangezogen, mit der anhand des Zerfalls von Kohlenstoff 14 Pflanzen- und Holzreste genau datiert werden können. Proben des ersten Einbaumes wurden bereits ausgewertet. Demnach ist das Boot ein Relikt aus der Bronzezeit und wurde vor etwa 3.500 Jahren gebaut, erklärt Otto Cichocki, Paläontologe und Leiter des Bereichs Dendrochronologie an der Universität Wien.
Archiv VIAS
Der Baumstamm sei zwischen 1630 und 1460 vor Christus ausgehöhlt worden. Er ist rund vier Meter lang und 60 Zentimeter breit. Bestimmt werden konnte nun auch die Baumart – eine Erle. Erlen bevorzugen feuchte Standorte an stehenden oder fließenden Gewässern, sagt Bundesforste-Vorstand Georg Schöppl. Ihr Holz wird unter Wasser besonders hart und dauerhaft, früher wurde es häufig als Pfahlholz, aber auch für Wasserleitungen oder Brunnentröge verwendet.
Die Proben des zweiten Einbaums sind noch nicht zur Gänze ausgewertet. Bereits jetzt lässt sich jedoch sagen, dass das zweite Boot aus Tannenholz gefertigt ist.
Archiv VIAS
Aufwändige Konservierung und Restaurierung
Nach der Untersuchung der Funde folgt ein aufwändiger Konservierungsprozess, bei dem die Einbäume zunächst in Becken mit entmineralisiertem Wasser gelagert und entsäuert werden (Osmosebad). Dann müssen die über die Jahrtausende instabil gewordenen Zellwände des Holzes verstärkt werden, da sonst beim Trocknen der Rumpf zerreißen und stark schrumpfen würde.
Archiv VIAS
Ist dieser Prozess erfolgreich beendet, kann mit der langsamen Trocknung begonnen werden, nach deren Abschluss der Bootsrest aus den Teilstücken rekonstruiert und in einem Museum ausgestellt wird. Die Pfahlbauten am Keutschacher See sind bereits 2011 als beispielhafte Fundstellen für den Alpenraum in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden.
Link:
- Pfahlbaudorf am Keutschacher See geplant (kaernten.ORF.at, 28.10.2011)