Hypo-Chef Kranebitter tritt zurück

Hypo-Vorstand Gottwald Kranebitter tritt zurück. Er sagte, drei Jahre Sanierungsarbeit wurden in den letzten Wochen beschädigt. Der frühere Chef des Wirtschaftsprüfers KPMG übernahm den Vorstandsposten im April 2010 von Franz Pinkl.

Kranbitter informierte Dienstagfrüh die Mitarbeiter und die Eigentümer über seinen Schritt. Bis zur Aufstellung der Halbjahresbilanz Ende August will er sein Amt noch ausüben, wie die Bank mitteilte. Kranebitter erklärte in einem Brief an die Mitarbeiter der Bank, dass es ihm verschiedene Entwicklungen der letzten Zeit unmöglich gemacht hätten, den Job weiter auszuüben. Sein Vertrag wäre noch bis 2016 gelaufen. Erst seit März hatte er einen neuen Dreijahresvertrag in der Tasche. Dass ihm ein Abgang nahegelegt worden wäre, wurde am Dienstag von Eigentümerseite dementiert. Die Rücktrittsabsichten sollen dem Eigentümer Staat seit Wochen bekannt gewesen sein, wie es gegenüber der Austria Presse Agentur hieß.

„Sanierungsarbeit beschädigt“

Seit dem heurigen März wurden öffentlich Schließungsszenarien für die seit Ende 2009 notverstaatlichte Krisenbank debattiert. Dies und „undifferenzierte Kostenspekulationen“ habe „massiven Schaden verursacht und leider in wenigen Wochen große Teile der Sanierungsarbeit der vergangenen drei Jahre beschädigt“, schreibt Kranebitter in seinem offenen Brief. Damit sei auch die wirtschaftliche Situation gesunder Bankteile in Mitleidenschaft gezogen worden, findet Kranebitter. Diese Entwicklungen machten es ihm „unmöglich, weiterhin als Vorstandsvorsitzender meinen Ansprüchen zu folgen und meine Aufgabe unter diesen Rahmenbedingungen weiterzuführen“.

„Ich gehe aber ich laufe nicht davon“

Deshalb habe er sich konsequenterweise entschlossen, sein Mandat als Vorstandschef zurückzulegen. Auf Wunsch des Aufsichtsratspräsidiums bleibe er bis zur Aufstellung der Halbjahresbilanz. „Ich gehe, aber ich laufe nicht davon.“ Sein Anspruch sei es gewesen, den haftungsbedingt drohenden Schaden zu minimieren und möglichst großen Teilen der Bank restrukturiert und privatisiert eine Zukunftschance zu geben. Trotz Widrigkeiten habe man das Risiko um acht Mrd. Euro reduziert.

EU verlangt Verkauf unter Druck

Darüber hinausgehende Sanierungswünsche hätten sich nicht realisiert, noch nicht, so der scheidende Bankchef. Das müsse er zur Kenntnis nehmen. Ebenso, dass die EU-Wettbewerbshüter als Kompensation für Wettbewerbsverzerrungen schmerzliche Geschäftseinschränkungen und den Verkauf von Banken unter Druck verlangten, „selbst wenn dadurch massive Verluste realisiert werden, die vermeidbar gewesen wären“, so Kranebitter. Zum Verlustausgleich im Zuge der beschleunigten Abwicklung im neuen Restrukturierungskonzept braucht die Bank schon bis August - also zur Halbjahresbilanz - neue Staatshilfe. Das hatte die Bank erst gestern angekündigt. Einen Tag später folgte die Demissionsankündigung des Bankchefs.

Fekter nicht informiert

Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) schien über den Rücktritt vorab nicht informiert worden zu sein. Sie erfuhr davon unmittelbar vor Beginn der Regierungssitzung von Journalisten."Zu mir als Eigentümerin ist das noch nicht gedrungen", sagte Fekter diesbezüglich und erklärte, den Rücktritt Kranebitters nur aus Gerüchten zu kennen. Auf einen etwaigen Nachfolger wollte sie sich nicht festlegen: Mit der Suche nach einem neuen Vorstand werde sich der Aufsichtsrat beschäftigen. Sie werde das Thema mit dem Aufsichtsrat besprechen.

Nach dem Ministerrat gab Fekter bekannt, dass Kranebitter per 15. August aus der Hypo ausscheiden wird. Sie begrüßte es, dass die Halbjahresbilanz der verstaatlichten Bank noch mit Kranebitter abgewickelt werde - mehr dazu in Fekter zu Hypo: 700 Mio. sollten reichen. Fekter berichtete auch, dass Kranebitter ihr einmal erklärt habe, dass er diese seine „Übergangsfunktion“ nur drei Jahre lang ausüben wollte. Dem gegenüber steht Kranebitters Aussage, er gehe, weil gewissen Entwicklungen in der Bank sein Bleiben unmöglich gemacht hätten.

Staatssekretär: „Rücktritt nicht hilfreich“

SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder vermied Dienstagfrüh vor der Regierungssitzung direkte Kommentare, nannte den Rücktritt von Kranebitter aber „nicht hilfreich“. Eine besondere Tragik sei es aber auch nicht, da die Bank ja nicht nur von einer einzigen Person geführt werde. Es werde am Dienstag Gespräche mit dem Aufsichtsrat geben. Da geht es um das weitere Prozedere: Also Fragen einer Ausschreibung bzw. Interimslösung bzw. Nachbesetzung. Erst vor einem Monat trat der Hypo-Aufsichtsratsvorsitzende Johannes Ditz von seinem Amt zurück - mehr dazu in Ditz-Rücktritt: Finanzministerium bedauert.

Knappe Reaktion der Regierung

Einigermaßen knapp kommentierten Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) am Dienstag den Rücktritt von Kranebitter: „Es entscheidet schon noch jeder selber, ob er eine Funktion, auch als Vorstandsvorsitzender, erfüllt oder nicht“, sagte Faymann. Spindelegger meinte, man müsse die Entscheidung zur Kenntnis nehmen.

Spindelegger zeigte aber Verständnis: „Dass die Hypo insgesamt keine Bank ist, wo man gerne als Vorstandsvorsitzender jeden Tag mit fröhlichem Gesicht hineingeht, bei all den Problemen, ist auch klar.“ Und: „Wenn er sagt, er kann das nicht mehr erfüllen, müssen wir das zur Kenntnis nehmen und möglichst rasch Persönlichkeiten finden, die an seine Stelle treten können.“

Hypo 2010 übernommen

Gottwald Kranebitter war der Chef der international tätigen Wirtschaftsprüferkanzlei KPMG und übernahm Anfang April 2010 den Vorstandsvorsitz der Hypo. Der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater (Jahrgang 1963) war in Bankangelegenheiten ein Quereinsteiger, war aber schon als Berater bei der Hypo-Verstaatlichung tätig. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Kranebitter als zeitweiser Gutachter im AMIS-Anlegerskandal und als von den Banken eingesetzter Libro-Verkäufer, nach dem seinerzeitigen Konkurs der Handelskette.

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