Strategien gegen Abwanderung

Täglich verlassen bis zu vier junge Kärntner das Land. Abwanderung und Überalterung am Land hinterlassen Spuren. In Ossiach wurde über das Problem diskutiert. So sollen weniger Neubauten errichtet, alte Gebäude saniert und neue Umwidmungen in Bauland eingeschränkt werden.

Während die Ortszentren verfallen, wächst der Speckgürtel rund um die Städte. Wie der ländliche Raum wieder gestärkt und kleine Gemeinden nachhaltig unterstützt werden können, wurde von Vertretern des Landes, der Gemeinden und des Forums für Regionalentwicklung auf einer Tagung der Regionen im Stift Ossiach diskutiert.

„Zentren immer unattraktiver“

Gerlind Weber, Raumwissenschaftlerin an der Universität für Bodenkultur in Wien, sagte, man beklage, dass die Stadt- und Dorfzentren immer schwächer werden - ökonomisch und was die Bevölkerung betreffe. Es gebe immer wenige Anlass, in die Zentren zu fahren. Sie werden immer unattraktiver, vor allem in Regionen ohne Fremdenverkehr, so Weber. Während die ländlichen Regionen aussterben, wachsen die Städte mit massiven Kostenfolgen, sagte Gabriele Schaunig (SPÖ), Referentin für Finanzen, Gemeinden und Regionalentwicklung.

Land ausgedünnt - Städte überfordert

Die Abwanderung aus den peripheren Gebieten führe dazu, dass die Infrastrukturkosten, die gleich bleiben, auf immer weniger Köpfe verteilt werden müssen. Das löste eine Negativspirale aus, die Menschen fragen sich, warum bleiben sie hier, wenn sie längere Wege in Kauf nehmen und dazu höhere Kosten haben. Die Städte kämpfen andererseits damit, dass die Infrastruktur auf den Zuzug nicht ausgerichtet sei und ausgebaut werden müsse, sagte Schaunig.

Weniger Neubauten und Umwidmungen

Für die Experten liegt die Lösung des Problems auf der Hand: Statt Neubauten am Land sollten bestehende Gebäude genutzt und attraktiver gestaltet werden. Im Gegensatz dazu sollen die zahlreichen Umwidmungen in Bauland eingedämmt werden. Denn Bauland sei in den nächsten Jahren bereits ausreichend vorhanden, sagte Peter Fercher von der Abteilung Landesentwicklung und Gemeinden des Landes. Man brauche für die nächsten 20 Jahre keine Umwidmungen mehr, so Fercher. 750.000 Kärntner könnten eigentlich mit den bestehenden Bauland auskommen, aber das Problem sei, dass die Grundstücke zwar umgewidmet seien, aber nicht verkauft werden. Man könne niemanden zwingen, Bauland zu verkaufen, es sei also nicht am Markt, so Fercher. Also kaufen die Bauwilligen andere Grundstücke - die Zersiedelung geht weiter.

Verpflichtung zum Bau eingehen

Eine Lösung habe man bei Neuwidmungen aber schon erreicht: Der Grundstücksbesitzer müsse einen Baurechtsvertrag unterzeichnen, in dem er sich verpflichtet, innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu bauen oder aber zu verkaufen, damit gebaut werden kann. Diese Frist beträgt meist fünf Jahre. Laut Fercher gebe es verschiedene Zuständigkeiten, die man bündeln müsse. Die Gemeinden seien für die Umwidmungen zuständig, das Land sei Aufsichtsbehörde und der Bund kassiert eine geringe Bodenwertabgabe, wenn Bauland nicht bebaut werde. Diese Abgabe sei aber so gering, dass Grundbesitzer sie ohne Probleme zahlen.

Eine andere Möglichkeit wäre es laut Fercher, die Aufschließungsgebühren durch die Gemeinden drastisch zu erhöhen. Ziel sei es auf jeden Fall, Bauland verfügbar zu machen und Zersiedlung zu minimieren.