Industriekritik an Biomasse fragwürdig

Klimaexperten und Wirtschaftsforschung haben wenig Verständnis für die Kritik der Papierindustrie an Biomassekraftwerken. Bisher konnte die Papierindustrie als Käufer den Markt bestimmen, dies habe sich geändert. Die Biomassekraftwerke wurden zur Konkurrenz beim Holzkauf.

Bis vor kurzem hatte die Papierindustrie das Monopol auf das Holz, das nicht dafür geeignet war, in Sägewerken verarbeitet zu werden, so Kasimir Nemestothy, Energieexperte der Landwirtschaftskammer. Die Papierindustrie in Europa habe über weite Teile als Einkäufer den Markt und die Preise bestimmen können, dies habe sich verändert, so Nemestothy. Denn in Europa werde versucht, möglichst viel Energie aus erneuerbaren Rohstoffen zu gewinnen.

„Zahlen grob irreführend“

Die Biomassekraftwerke wurden zu Konkurrenten um den Rohstoff Holz. Laut Papierindustrie stamme nicht einmal ein Prozent der heimischen Energieerzeugung aus fester Biomasse, denn die Förderung von 180 Mio, Euro pro Jahr sei zu hoch. Nemestothy sagte dazu, dies sei grob irreführend, denn wenn man schon Ökostrom in einem Verhältnis sehen wolle, könne man ihn nur zum Stromverbrauch in Vergleich stellen, das ergebe eine andere Zahl.

Nicht Erzeugung sondern Verwendung wichtig

Andrea Köppl vom Wirtschaftsforschungsinstitut sagte, Stromerzeugung aus Biomasse mache im Vergleich zur gesamten Stromerzeugung 4,3 Prozent aus. Kritik an Biomassekraftwerken greife zu kurz. Denn die erste Überlegung sollte nicht die Energieerzeugung, sondern die Energieverwendung sein, so Köppl.

Nemestothy betonte, dass Holz nicht nur in Biomassekraftwerken zur Verwendung komme. 40 Prozent der gesamten in Österreich erzeugten Energie stamme aus Holz. Damit sei Holz der wichtigste inländische Rohenergieträger in Österreich. Wasserkraft habe 25 Prozent Beitrag, Windkraft ca. zwei Prozent. Außerdem bekommen Biomassekraftwerke nur bei hoher Effizienz Förderungen.

Grüne: Genug Holz vorhanden

Auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Michael Johann widerspricht der Papierindustrie. Es sei genug Biomasse für das Klagenfurter Kraftwerk vorhanden, derzeit wachse in Kärnten jährlich mehr Holz nach, als verbraucht werde, das würden die Daten der österreichischen Waldinventur zeigen. Die Papierindustrie brauche ein Vielfaches an Holz von dem, was das Kraftwerk benötigen werde.

„Wer fragt bei Erdgas oder Erdöl, ob es aus Kärnten kommt?“ so Johann. „Wenn ein Teil der Biomasse aus Slowenien käme, wäre das immer noch besser als auf fossile Energie aus Krisenländern wie Irak, Iran oder Libyen.“ In der Kritik der Papierindustrie sieht Johann massive Eigeninteressen, weil hier fast monopolartige Einkaufsstrukturen am Industrieholzsektor aufgebrochen wurden.

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