Hypo Österreich um 65 Mio. verkauft

Die Hypo Österreich ist am Freitag um 65,5 Millionen Euro an die Anadi Financial Holding des Briten Sanjeev Kanoria, Miteigentümer der indischen Srei-Gruppe, verkauft worden. Der Aktienverkauf muss noch von der Finanzmarktaufsicht bewilligt werden.

Der Verkauf der 2009 notverstaatlichten Bank ist Teil der von der EU geforderten Restrukturierung und Privatisierung. Die Anadi Financial Holding mit Sitz in Singapur bot 65,5 Millionen Euro für die Hypo Österreich - die Hälfte des Buchwertes. Am Freitag wurde in Wien ein Vertrag über den Verkauf sämtlicher Aktien an die Anadi Financial Holding, Miteigentümer der indischen Srei-Gruppe, unterschrieben. Die Srei-Gruppe war bisher als wahrscheinlicher Käufer der Hypo-Österreich-Tochter im Gespräch. Der Aktienkaufvertrag ist noch nicht gültig, unter anderem muss er noch von der Finanzmarktaufsicht bewilligt werden. Mit dem Kauf der Hypo Österreich erhält Sanjeev Kanoria auch eine EU-Banklizenz.

Hypo Österreich Verkauf Srei Kaufvertrag unterschrieben Kanoria

APA/Hypo

Sanjeev Kanoria (links) und Hypo-Chef Gottwald Kranebitter.

Hypo: Klarer Bestbieter

Laut Hypo-Vorstand Gottwald Kranebitter war „Sanjeev Kanoria und sein Unternehmen Anadi ein klarer Bestbieter von internationalem Format, ausgewiesener Geschäftserfahrung und mit starken regionalem Bekenntnis." Er verfüge über erstklassige Erfahrung im internationalen Geschäft und gute Verbindungen zu „führenden Finanzunternehmen".

56.000 Kunden in Österreich

Die Hypo Österreich wurde nach der Notverstaatlichung neu als Regionalbank ausgerichtet, sie bilanziert seit 2011 mit Gewinn. Die Bilanzsumme wurde um gut ein Drittel auf rund 4 Mrd. Euro geschrumpft. Rund 450 Mitarbeiter betreuen in 17 Filialen in Kärnten, Wien und Salzburg rund 56.000 Kunden. Auch über 470 Gemeinden und Vereine in Kärnten zählen zu den Kunden der Hybo-Bank.

Bestehende Garantien, die seitens des Landes Kärnten für die Bank übernommen wurden, bleiben unberührt und seien weiterhin gültig. Nach diesem letzten Schritt der Privatisierung stünde "einem neuen Kapitel der Regionalbank“ nun nichts mehr im Wege.

Brite mit starkem Hang zu Finanzgeschäften

Der 49-jährige Brite Sanjeev Kanoria studierte Medizin, er ist Vorsitzender der Anadi Financial Holding, die sei 117 Jahren am Finanzmarkt tätig ist. Er sagte am Freitag in einer Aussendung, man wolle nun mit der Hypo Österreich neue Produkte schaffen, weitere Märkte eröffnen und die Kernregion fördern. Neben dem Erhalt des Charakters einer österreichischen Bank sei vor allem die absolute Sicherheit für die Geldeinlagen der Kunden Ziel.

Sanjeev Kanoria besitzt Anteile an der indischen SREI-Gruppe, die von seinen beiden Brüdern Hermant und Sunil Kanoria geleitet wird. Kanoria gilt als erfahrener Geschäftsmann, seine Firma Advinia Health Care ist in England auch im Gesundheitswesen tätig. Er wurdedafür kürzlich für den „Order of the British Empire“ nominiert.

Hypo Österreich Verkauf Srei Kaufvertrag unterschrieben Kanoria

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Kaiser: Land Kärnten bleibt größter Kunde

Das Land Kärnten akzeptiert den Verkauf der Hypo-Österreich als Entscheidung der Eigentümervertreter, reagierte am Freitag LH Peter Kaiser (SPÖ). Der Verkauf sei ein hoffentlich positiver Beginn für einen geordneten Neustart, im Mittelpunkt des Interesses müssten die mehr als 400 Mitarbeiter stehen. Durch den Verkauf der Hypo Österreich erhofft sich Kaiser den nötigen Zeitgewinn für die Abwicklung der Hypo-Restrukturierung. Das Land Kärnten bleibe mit seinen Finanzabwicklungen jedenfalls weiter der größte Kunde der Bank.

Die indische Srei-Gruppe

Obwohl die Hypo-Österreich nicht direkt an die indische Srei-Finanzgruppe verkauft worden ist, lässt die vom jetzigen Käufer Sanjeev Kanoria in Aussicht gestellte Unterstützung durch die Srei-Gruppe erwarten, dass diese in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Hypo in Kärnten spielen wird.

Die indische Srei-Gruppe hat ihren Firmensitz in Kalkutta und ist seit 24 Jahren operativ tätig. Die Finanzgruppe unterstützt die Österreichische Entwicklungsbank (OeEB) bei ihren Aktivitäten in Indien. Die stark wachsende börsenotierte Finanzgruppe betreut nach eigenen Angaben über 30.000 Kunden und schrieb zuletzt einen Reingewinn von umgerechnet 36 Mio. Euro.

Das auf Infrastrukturfinanzierungen spezialisierte Unternehmen verfügt in Indien über 84 Zweigstellen. Neben der österreichischen Entwicklungsbank zählt die Srei-Gruppe auch die Tata-Gruppe und die BNP Paribas zu ihren Partnern. Zweigniederlassungen gibt es zudem zwei in Russland und eine in Deutschland. Seit 2005 ist sie an der Londoner Börse gelistet. Ziel der Inder sei es, ihre Präsenz in Europa auszubauen, hieß es zuletzt immer wieder.

Ragger: Verkauf wirft Fragen auf

Für FPK-Chef Christian Ragger wirft der Verkauf der Hypo Österreich an die Anadi Financial Holding Fragen auf: „Nach dem, was bisher bekannt ist, sehe ich nur Vorteile beim Käufer. Er erwirbt die Bank um den halben Buchwert und von irgendwelchen Garantien ist leider keine Rede“. Für Ragger ist unverständlich, dass unter diesen Bedingungen 100 Prozent der Aktien der Bank abgegeben werden und nicht zumindest eine Sperrminorität bei der Republik bzw. dem Land Kärnten verbleibe.

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