Die Bären sind wieder munter

Die Kärntner Bären sind aus ihrer Winterruhe erwacht. Fünf bis sechs Tiere durchstreifen laut Bärenanwalt Bernhard Gutleb derzeit das Land auf der Suche nach Nahrung. Dabei haben sich die Tiere stark „spezialisiert“.

Nach der Winterruhe in Höhlen können es die Bären jetzt kaum erwarten, sich wieder zu bewegen. In Kärnten leben ausschließlich männliche Tiere, ihre Winterruhe dauert nur rund drei Monate. Der Winterspeck ist aufgebraucht und deshalb ist der Bär jetzt auf Nahrungssuche. Am leichtesten erreichbar sind für das Tier jetzt die Honigstöcke. Im Gebiet um den Mittagskogel plünderte ein Bär heuer schon zehn Bienenstöcke.

Kein echter Winterschlaf

Umgangssprachlich sagt man „Winterschlaf“, doch die Bären halten nur eine Winterruhe. Die Körpertemperatur der Tiere, die einen echten Winterschlaf halten, sinkt fast auf die Umgebungstemperatur ab. Das ist bei Bären nicht der Fall, auch wenn sich die Körperfunktionen verlangsamen. Braunbären halten einen Dämmerschlaf, fressen und trinken nicht, sondern leben von den Fettreserven.

Da Nahrung für die Bären jetzt schwer zu finden ist sind, Honig und die Bienenbrut heiß begehrt, sagt der Bärenanwalt des Landes, Bernhard Gutleb. Die Imker werden von einer Versicherung der Kärntner Jägerschaft entschädigt. Etliche Imker schützen ihre Stöcke mittlerweile mit Elektrozäunen, deswegen gebe es heuer weniger Schäden, sagte Gutleb.

Gutes geografisches Gedächtnis

Eine weitere Nahrungsquelle für die Bären im Frühling sei das so genannte „Fallwild“, also im Winter verendete Tiere. Die Bären hätten jedenfalls bei der Nahrungssuche ein ausgezeichnetes geografisches Gedächtnis, das sie über Jahre immer wieder zu Futter führt. Gutleb: „Ansonsten könnten Bären bei uns nicht überleben, sie brauchen täglich fünf Kilo Nahrung.“

Während sich ein Kärntner Bär auf Bienenstöcke „spezialisiert“ hat, ist ein anderer der „König der Lawinenhänge“, so Gutleb. Er geht routinemäßig auf der Futtersuche immer die gleichen Lawinenhänge ab und erschnüffelt von der Seite mit seinem exzellenten Geruchssinn etwaiges Futter und gräbt es dann sehr vorsichtig aus. Später im Jahr frisst er hunderte Kilo frisches Gras, danach stehen frische Beeren am Speiseplan.

Schafzüchter fordern mehr Schutz für Weidetiere

Im Sommer, wenn die Schafe auf den Hochalmen weiden, reißen die Bären immer wieder Tiere, vor allem in den Karawanken und den Gailtaler Alpen. Bei einem Schafriss erhalten die Züchter den Fleischwert des Tieres, das sind rund 220 Euro pro Schaf. Der Zuchtwert wird am Ende des Landes vom Land refundiert. Die Züchter fordern trotzdem eine Verbesserung beim Bärenmanagement des Landes und vor allem mehr Sicherheit für ihre Schafe.

Bären in Kärnten seit 1956 geschützt

Kärnten sei beim Bärenschutz vorbildlich, sagt Gutleb. Die Kärntner Jägerschaft setzt sich seit dem Jahr 1956 für diese Tiere ein und schützt und versichert sie freiwillig. Zu dieser Zeit habe man die Bären in anderen Bundesländern noch jagen dürfen.

Eine Begegnung mit Bären ist in Kärnten zwar äußerst unwahrscheinlich, wenn es doch dazu kommt, sollte man Ruhe bewahren, rät Gutleb: „Man sollte laut sprechen, auffällige Bewegungen machen und sich langsam zurückziehen. In den allermeisten Fällen sucht der Bär als Erster das Weite.“

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