Mülltouristen entsorgen im „Vorbeifahren“

Tausende Kubikmeter Müll gehen in Kärnten jedes Jahr auf Reisen - allerdings nicht zur Deponie oder zur Altstoffverwertung, sondern in fremde Mistkübel. Hunderte Tonnen Müll werden so jedes Jahr illegal entsorgt.

Jetzt vor Ostern ist es wieder soweit: Pendler nutzen Müllinseln einer fremden Gemeinde, um ihren Unrat loszuwerden oder lagern ihren Müll auf Autobahn-Parkplätzen ab. Ein Lokalaugenschein beim Autobahnparkplatz Federaun bei Villach fördert es zutage: Obwohl die Asfinag die vier großen Container jede Woche entleeren lässt, sind sie auch an diesem Tag wieder voll - übervoll.

Mülltourismus Illegaler Unrat  Müll

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Zwischen dem, was man sonst so in der Mülltonne eines Autobahnparkplatzes erwartet, finden sich ganze Teppiche, Hausmüllsäcke und sogar Altkleider. Vieles liegt neben den vollen Tonnen. Mehr als 200 Tonnen Müll landen so illegal jedes Jahr auf den Autobahnparkplätzen, schätzen Experten - es wird im Vorbeifahren entsorgt.

„Kleine Möbelstücke, Sanitäranlagen...“

Günther Possegger von der Asfinag in Villach- Zauchen. „Wir haben sogar schon kleine Möbelstücke oder Sanitäranlagen gefunden. Eigentlich alles, was man schwer in die Hausmüll-Tonne hineinbringt. Es ist sehr schwierig dagegen etwas zu tun, eigentlich kann man nur an die Leute appellieren.“

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Jeden Vormittag fährt in Villach ein Lkw der Abfallwirtschaft die 140 Müllinseln der Stadt an um nachzuschaun, ob wieder jemand etwas illegal entsorgt hat - bei 40 davon wird man faktisch jeden Tag fündig. Viele stehen entlang der Einfahrtsstraßen. Horst Niederbichler Geschäftsführer von Villacher Saubermacher über die volle Ladesfläche des Lkw. „Es gibt Tage, da kommt mehr zusammen und der Lkw ist bis 9.00 Uhr voll. Dann fährt der Fahrer noch einmal aus, um die nächsten Inseln anzufahren.“

140 Tonnen illegaler Müll pro Jahr in Villach

140 Tonnen illegaler Müll - so viel muss in Villach jedes Jahr entsorgt werden. Vieles davon könnte gratis bei den Sammelstellen abgegeben werden. Etliche Gemeinden mit ähnlichen Problemen setzten auf Detektive und Videoüberwachung. In Villach habe man die Müllinseln einfach ein paar Meter von den großen Einzugsstraßen weggestellt, so Horst Niederbichler.

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Was hilft: Müllinseln weg von der Straße

„Die Lösung ist: die Insel steht nur 40 Meter weiter, aber man sieht sie von der Straße nicht mehr. Die Bürger, die die Altstoffe ordnungsgemäß entsorgen wollen, finden sie, es ist ihre Insel und die Fremdablagerungen werden minimiert.“

Wo Müll ist kommt Müll dazu, sagen die Abfallexperten. Liegt einmal ein Mistsack neben einem Altglascontainer, dauert es nicht lange bis weitere folgen.