Billig-Putenfleisch setzt Wech unter Druck

Wegen zunehmender Billigimporte wird der Geflügelproduzent Wech die Produktion von Truthahnfleisch ab 11. März für eine Woche aussetzen. Rund 30.000 Tiere werden so weniger hochgezogen. Der hohe Preisdruck brachte den heimischen Putenmarkt bundesweit in die Krise.

Während heimische Betriebe mit den strengsten Haltungsbedingungen in der EU, gentechnikfrei und nach den Qualitätskriterien des AMA-Gütesiegels produzieren, gelten diese Vorgaben im Ausland nicht, kritisiert der Geschäftsführer von Wech, Karl Feichtinger. Die heimische Produktion von Truthahnfleisch sei wirtschaftlich teils nicht mehr vertretbar.

Für eine Woche werden deswegen keine Truthahnküken ausgestallt, sagt Feichtinger im ORF-Interview. Dadurch würden in etwa 25.000 bis 30.000 Tiere weniger hochgezogen. Diese Menge müsse man dann nicht mit großem Verlust verkaufen. Vorläufig habe diese Maßnahme keine Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im Betrieb.

Preisverfall durch Billigimporte

Unter Druck bringt die Firma vor allem Billigkonkurrenz aus dem Ausland. Feichtinger: „Es ist zu viel Ware am Markt, unter den derzeitigen Bedingungen ist diese nicht vermarktbar.“ Vor allem aus Ungarn, Italien und Polen käme Billigware. Dieses Fleisch sei für den Konsumenten teilweise nicht klar gekennzeichnet.

Da in Österreich unter ganz anderen Standards produziert werden müsse, gerate man unter Druck. Feichtinger: „Wir sind nicht in der Lage, zu Diskont- und Spotpreisen zu verkaufen. Das wäre ein wirtschaftliches Fiasko.“ Verschärfend komme hinzu, dass die Preise für Futtermittel im letzten Jahr stark stiegen.

Kurzfristig keine Entspannung zu erwarten

Nur 50 Prozent des in Österreich konsumierten Putenfleisches stammen aus dem Inland. Im Vergleich zu anderen Fleischanbietern stehen die Putenproduzenten unter dem höchsten Preisdruck, dieser betreffe europaweit vor allem das Putenbrustfleisch. Kurzfristig sei nicht zu erwarten, dass die Preise für Putenfleisch wieder steigen, meint Feichtinger. Sollten die Preise weiter im Keller bleiben, müssten sich die Mäster überlegen, wie lange sie unter diesen Bedingungen weiter arbeiten können.

Heimischer Putenmarkt in der Krise

Während heimische Betriebe mit den strengsten Haltungsbedingungen in der EU produzieren, gelten diese Vorgaben im Ausland nicht, kritisierte am Dienstag Martin Pirklbauer, Geschäftsführer der Geflügelmastgenossenschaft (GGÖ). Der hohe Aufwand heimischer Betriebe werde “weder vom Handel, noch von den verarbeitenden Betrieben ausreichend honoriert“ und dringe daher nicht bis zu den Konsumenten durch. Es sei davon auszugehen, dass es weiter mehr Billigimporte geben werde. Wech sei nur einer von zahlreichen heimischen Betrieben, die aus dieser Entwicklung Konsequenzen ziehen, sagt Pirklbauer.

Einheitliche EU-Standards gefordert

Die heimische Geflügelwirtschaft bange um ihre Existenz, warnt auch Wolfgang Miko, Geschäftsführer des oberösterreichischen Putenzüchters Miko. Davon betroffen seien nicht nur Mastbetriebe. Die Zentrale Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) fordert eine rasche Änderung der Rahmenbedingungen und einheitlich strenge Standards in der Europäischen Union.