Styrian-Spirit-Prozess: Kredit „unüblich“

Beim Styrian-Spirit-Untreue-Prozess am Landesgericht Klagenfurt waren am Mittwoch ehemalige und aktuelle Mitarbeiter im Zeugenstand. Die Vergabe eines Kredites von zwei Millionen Euro an die Fluglinie sei „unüblich“ gewesen, hieß es.

Laut Zeugenaussagen von ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern der Hypo gab es bei der Kreditvergabe abgesehen von der fehlenden Besicherung weitere Auffälligkeiten. Sie sagten unter anderem aus, solche Kreditanträge beziehungsweise Bewilligungen, wie sie für die Darlehensvergabe an die Styrian Spirit gewählt wurden, in ihrer langjährigen Tätigkeit nie gesehen zu haben.

Geld für marode Fluglinie

Im neu aufgerollten Prozess müssen sich die Ex-Manager der Hypo Alpe Adria Bank, Wolfgang Kulterer und Gert Xander wegen Untreue verantworten. Sie vergaben im Jahr 2005 einen Kredit in der Höhe von zwei Milionen Euro an die marode Fluglinie Styrian Spirit, die kurze Zeit später in die Pleite schlitterte.

Ungewöhnlich sei, dass der Aktenvermerk für den Kreditvertrag sowohl vom damaligen Vorstandsdirektor der Hypo Österreich, Gerd Xander, als auch vom damaligen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Wolfgang Kulterer unterschrieben wurde. Kredite in dieser Höhe hätte der Bereichsleiter alleine vergeben dürfen. Ein Zeuge erklärte, solche Kreditanträge seien nur dann dem Vorstand vorgelegt worden, wenn die Auflagen kaum erfüllbar gewesen wären.

Sehr kurzer Aktenvermerk

Außerdem habe der Aktenvermerk über die Bewilligung nur wenige Zeilen umfasst, was ebenfalls ungewöhnlich gewesen sei. Derselbe Zeuge sagte, heute müsse schon bei geringen Beträgen das Kredit-Risikomanagement um Bewilligung gefragt werden. Offen blieb in den Zeugenbefragungen, ob sich die Vorstände über die Kredit-Handbücher hinwegsetzen durften. Die darin enthaltenen Richtlinien waren von den Vorständen selbst per Dienstanweisung angeordnet worden.

Angeklagte: „Keine Seltenheit“

Wolfgang Kulterer und Gert Xander hatten schon zuvor im Prozess ausgesagt, Kredite an Landesgesellschaften ohne Besicherung seien keine Seltenheit gewesen. Die als Zeugen geladenen Hypo-Mitarbeiter sagten jedoch, sie selbst hätten noch keinen einzigen Kredit ohne Besicherung vergeben. Ein Mitarbeiter sagte auch, dass bei einer Beurteilung der Unterlagen für ein Darlehen die Businesspläne, die etwas über den Cashflow und damit über die Rückzahlungskraft eines Unternehmens aussagten, wichtiger gewesen seien als die Vergangenheit.

Kredit binnen weniger Tage aufgebraucht

Die Fluglinie Styrian Spirit schlitterte kurze Zeit nach der Kreditvergabe in die Pleite. Die zwei Millionen Euro waren innerhalb weniger Tage für Kerosin, Landesgebühren und die Begleichung weiterer Verbindlichkeiten aufgebraucht. Kulterer und Xander sagten aus, sie hätten dies damals nicht gewusst.

Die Hauptverhandlung wird kommende Woche Dienstag mit der Einvernahme weiterer Zeugen fortgesetzt. Am Donnerstag soll dann das Gutachten erörtert werden. Für Ende kommender Woche wird dann ein Urteil von Richter Christian Liebhauser-Karl erwartet.

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