Das Jahr der Jahrhundertflut

Geschichten aus Kärnten, die das Leben schrieb, zogen 2012 teilweise ganz Österreich in ihren Bann: Lavamünd stand unter Wasser, am Pyramidenkogel schlug die letzte Stunde für ein Kärntner Wahrzeichen – und die fünfjährige Franca verbrachte eine Nacht allein im Wald.

Am 5. November stand Lavamünd unter Wasser. Die Drau war sechs Meter höher, als sonst üblich. Im Turnsaal der Volksschule stapeln sich in den Tagen nach dem Jahrhunderthochwasser Säcke mit Gewand, Schuhen und Bettzeug, die Spendenbereitschaft ist überwältigend - mehr dazu in Ein Monat nach der Jahrhundertflut. Vieles wird auch weiter nach Slowenien geschickt, dort richtete das Hochwasser einen noch viel größeren Schaden an.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Das Jahrhunderthochwasser und die Frage, ob es verhindert hätte werden können, beschäftigt mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft. Man warte noch auf einen Bericht des Landeskriminalamtes, dann würden die nächsten Schritte folgen, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Künftig gibt es eine Koordinationsstelle in der Landesregierung, um eine Katastrophe dieser Größenordnung zu verhindern, sagt Bürgermeister Herbert Hantinger: „Damit auch der Verbund mit in die Pflicht genommen wird und ein neuer Gefahrenzonenplan erstellt wird.“

Franca nach 26 Stunden gefunden

Am 10. September blickte ganz Österreich nach Nötsch ins Gailtal: Die fünf Jahre alte Franca verirrte sich im Wald, als sie mit ihrem Großvater unterwegs war. Es folgte die größte Suchaktion des Jahres mit 250 Helfern. Auch aus anderen Bundesländern kamen Teams, um sich an der Suche nach dem Mädchen zu beteiligen.

Nach 26 Stunden konnte Franca gefunden werden, ein bewegender Moment auch für alle Helfer - - mehr dazu in Francas Mutter: „Bin sehr stolz“. Zwei Radfahrer fanden Franca unverletzt neben dem Radweg in Saak bei Nötsch. Stefanie Gram von der Polizei Bad Bleiburg befragte das Mädchen als erste: „Sie war gesund und quietschlebendig. Und erzählte mir gleich, dass sei die ganze Nacht im Wald herumlief und keine Angst hatte.“

Ende eines Wahrzeichens

Am 12. Oktober wurde der Aussichtsturm auf dem Pyramidenkogel gesprengt - mehr dazu in Der Pyramidenturm ist Geschichte. Das Spektakel sorge für Stau auf der Autobahn. Sprengmeister Franz Schuster: „Auf Wiedersehen, ich verabschiede mich! Diese elegante Bewegung nach unten hat mir schon imponiert.“ Nach 44 Jahren musste sich der alte Aussichtsturm damit verabschieden, derzeit wird ein neuer, elf Meter hoher Turm inklusive Rutsche errichtet.

Mord vor dem Kindergarten

Sechs Morde beziehungsweise Mordversuche haben die Kriminalisten heuer beschäftigt. Am 6. Dezember brachte ein 43 Jahre alter Mann aus Klagenfurt seine gleichaltrige Ehefrau vor einem Kindergarten im Stadtteil Welzenegg um - Mutter vor Kindergarten erstochen. Der Mann gestand die Tat, er habe die Trennung nicht verkraftet, die Kinder des Paares wurden bei Pflegeeltern untergebracht.

Ein Streit war der Auslöser für den Mord an einer 52 Jahre alten Frau in Pischeldorf im Juli. Ihr beschäftigungsloser Sohn brachte sie mit dem Messer um, er ließ sich widerstandslos im Elternhaus festnehmen, der Vater war während der Tatzeit im Ausland - Mordalarm: 52-Jährige erstochen.

Im Jänner stand Maria Rain unter Schock, eine 25 Jahre alte Frau wurde in ihrer Wohnung tot aufgefunden - mit etlichen Messerstichen von ihrem Verehrer ermordet. Der 37 Jahre alte Täter beging zwei Monate danach in der Untersuchungshaft Selbstmord - Mordverdächtiger tot in Zelle gefunden.

Mehrere Personalrochaden

Mehrere Personalrochaden sorgten heuer für Schlagzeilen: Die Polizei in Kärnten wird seit September von einer Frau geleitet. Michaela Kohlweiß heißt die neue Landespolizeidirektorin, sie ist 39 Jahre alt und kommt aus St. Veit.

Eine neue Ära begann auch beim Bundesheer am 1. August. Walter Gitschthaler übernahm das Amt des Militärkommandanten, Gunther Spath geht in Pension.

Und: Gottfried Kranz, der Leiter der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, ging in den Ruhestand, ihm folgte am 26. November offiziell Friedrich Borotschnigk nach.

Wetterkapriolen

Auch die Temperaturschwankungen waren heuer außergewöhnlich: Bereits Ende April wurden das erste Mal knapp 30 Grad gemessen, und zwar im Drautal. Auch zu Weihnachten gab es einen Temperaturrekord: In der Landeshauptstadt wurden 11,4 Grad gemessen.