Test: Kärntner Schüler rechnen schlechter

Vom Bildungsministerium sind am Dienstag drei Studien vorgestellt worden, getestet wurden Volksschüler und vierte Klassen. Kärntens Schüler haben dabei besonders im Rechnen schlecht abgeschnitten, 20 Prozent lagen unter dem „Bildungsstandard“, österreichweit waren es rund 17 Prozent.

"Ein Badezimmer hat eine Bodenfläche von 7,2 Quadratmeter. Eine Packung Fliesen reicht für 1,2 Quadratmeter. Wie viele Packungen Fliesen benötigt man mindestens zum Verfliesen des Bodens? Mit diesen und ähnliche Aufgaben hatten es 80.000 Schüler im Mai bei der Bildungsstandard-Erhebung zu tun.

Durchgeführt wurden die Tests vom Bundesinstitut für Bildungsforschung. Neben den internationalen Studien PIRLS und TIMSS über die Kompetenz von Volksschülern in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften, wurden auch erstmals die Resultate der nationalen Bildungsstandard-Erhebung präsentiert - mehr dazu in Österreichs Schüler auf dem Prüfstand (news.ORF.at). Hier wurden die Mathematik-Kenntnisse in der 4. Klasse Hauptschule, der Neuen Mittelschule und der AHS bei insgesamt 80.000 Schülern getestet. Die Standardtestungen umfassten 48 Aufgaben, ein Punkteunterschied von zehn Punkten entspricht in etwa einer gelösten Aufgabe.

Mehr „Risikoschüler“ in Kärnten

Kärntens Schüler haben dabei schlecht abgeschnitten: Bei den Mathematik-Bildungsstandards der achten Schulstufe wiesen Kärnten (522) und Wien (517) die niedrigsten Werte auf, der Österreichschnitt liegt bei 535. Drei Prozent der Kinder in Kärnten übertreffen laut Test die Bildungsstandards, österreichweit waren es fünf Prozent.

48 Prozent der Kärntner Schüler erreichten den Standard (östereichweit 53 Prozent) und 29 Prozent erreichten ihn teilweise. 20 Prozent der Schüler verfehlten in Kärnten beim Rechnen den „Bildungsstandard“, österreichweit waren es 16,6 Prozent. Damit gibt es in Kärnten weniger Spitzenschüler als im Österreich-Schnitt, aber mehr Risikoschüler. Die Kärntner AHS-Schüler kommen auf 586 Punkte (Österreichschnitt: 600), die Pflichtschüler auf 491 (Österreichschnitt: 504).

Schlechte Werte bei „fairem Vergleich“

Starken Einfluss auf die Standard-Ergebnisse haben auch Migrationshintergrund und sozioökonomischer Hintergrund der getesteten Schüler. Zum Ausgleich der unterschiedlichen sozialen Rahmenbedingungen an den Schulen wurde ein „fairer Vergleich“ erstellt, für den nicht nur der absolute Punktewert herangezogen wurde, sondern das vom jeweiligen Schüler „erwartbare“ Ergebnis.

Auf Bundesländerebene erzielte auch hier Oberösterreich den besten Wert. Im Rahmen der Erwartungen lagen Wien, Vorarlberg und Niederösterreich, etwas darunter die Steiermark und das Burgenland, stark darunter Kärnten. Beim „fairen Vergleich“ schneiden die Kärntner um fast 20 Punkte schlechter ab, als aufgrund der Rahmenbedingungen an den Schulen zu erwarten wäre.

Ragger: Ergebnisse werden analysiert

Mit dem Ergebnis habe man nicht gerechnet, reagierte Rudolf Altersberger, Vizepräsident des Kärntner Landesschulrates: „Das Ergebnis ist nicht schön zu reden.“ Für die Zukunft müsse man überlegen, wie man das Potential der Schüler fördern könne, damit die Kärntner Schüler im bundesweiten Durchschnitt liegen.

Bildungsreferent Christian Ragger (FPK) meinte am Dienstag, es werde gemeinsam mit der Schulabteilung des Landes und dem Landesschulrat eine gründliche Analyse der Resultate erfolgen. Man müsse die Studie jedenfalls zum Anlass nehmen, um mögliche Kärntner Schwächen zu erkennen.

Ragger sieht die Ursachen für das Ergebnis der Untersuchung in einer verfehlten Bildungspolitik. Bisher habe es veraltete Unterrichtsmethoden gegeben. Mittlerweile gebe es für Volksschulen aber mit dem Projekt „EVEU“ ein Förderprogramm. Bei diesem stehe die Prävention gegen Lese- und Schreibschwächen aber auch Rechenschwächen im Vordergrund. In Arbeitsgruppen sei außerdem ein Kärntner Bildungsplan erarbeitet worden, dieser soll am Mittwoch präsentiert werden.

Wenig Abstand zwischen Bundesländern

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind mit einem Abstand von 31 Punkten zwischen Oberösterreich und Wien aber relativ gering. Wesentlich größer sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen bzw. Schultypen. Die AHS erreichten im Schnitt 600 Punkte, die Pflichtschulen (Hauptschulen/Neue Mittelschulen) 504 Punkte. Die Werte der Neuen Mittelschulen (NMS) wurden aufgrund der geringen Zahl der getesteten Schulen nicht extra ausgewiesen.

Bei PIRLS landet Österreich auf Platz 25 von 45 untersuchten Ländern bzw. Rang 16 unter den 23 getesteten EU-Ländern. Bei TIMSS kamen die heimischen Schüler in der Mathematik auf 508 Punkte, das ist ein Plus von drei Punkten gegenüber der letzten Teilnahme 2007. Das ist Rang 23 unter 50 teilnehmenden Ländern bzw. Platz 14 unter den 21 teilnehmenden EU-Staaten.

In den Naturwissenschaften schafften die Österreicher mit 532 Punkten ein Plus von sechs Punkten gegenüber 2007: Damit belegen sie Rang 13 unter den 50 untersuchten Ländern, bzw. mit Rang sechs einen Spitzenplatz unter den EU-Teilnehmern.

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