Kontroverse um Flüchtlingskinder-Heim

Flüchtlingskinder zwischen sechs und zwölf Jahren, die allein in Österreich stranden: 28 von ihnen sollen im Kinderheim Görtschach bei Ferlach unterkommen. Bei einer Bürgerversammlung in Ferlach stieß die Idee nicht auf ungeteilte Zustimmung.

Sachlich, aber kontrovers verlief die Bürgerversammlung zum Thema Asyl. Gemeinde und Bürgerinitiativen wehren sich gegen die Pläne von Flüchtlingsreferent Gerhard Dörfler (FPK), in Unterloibl ein Asylwerberheim aufzusperren. Die präsentierte Lösung, 28 Flüchtlingskinder im Kinderheim in Görtschach aufzunehmen, stieß auch nicht auf ungeteilte Zustimmung.

Immense Kosten für nur sieben Kinder

Jugendwohlfahrtsreferent Christian Ragger (FPK) präsentierte den ca. 250 erschienenen Bürgern die Idee, 28 Flüchtlingskinder in Görtschach unterzubringen. Es handle sich hier zwar nicht um Asylquotenplätze sondern um eine Sache der Jugendwohlfahrt, er werde aber die Justizministerin kontaktieren, damit dies Plätze dennoch dazugezählt werden und keine weiteren Zuweisungen in Ferlach erfolgen, so Ragger.

Raggers Argument: derzeit würden sieben Kinder in Görtschach betreut, zuständig dafür seien 13 Beamte und acht Verwaltungseinheiten. Die Kosten dafür betragen 50.000 Euro pro Monat. Weil Kärnten bisher erst ein einziges Flüchtlingskind aufgenommen habe, während es allein in Traiskirchen 436 Kinder wären, sei dies eine gute Möglichkeit, die Kinder von Anfang an gut zu integrieren.

Besondere Bedingungen

Ragger präzisierte in einer Aussendung am Donnerstag, dass man keine „Ankerkinder“ aufnehmen werde. Das seien Kinder, die bewusst ohne Angehörige auf die Reise geschickt werden, damit die Eltern im Zuge einer Familienzusammenführung nachkommen könnten. Alle Kinder im Heim sollen derselben ethnischen Gruppe angehören, damit es keine kulturellen Spannungen gebe. Das Höchstalter der aufgenommenen Kinder sei 14 Jahre.

Dadurch könnte man weitere Arbeitsplätze schaffen und auch das Bestehen der Volksschule sichern.

Bürger nicht überzeugt

Eine insgesamt positive wirtschaftliche Entwicklung für Ferlach also, die einige Bürger dennoch nicht restlos überzeugte: Harald Kramer: „Es kann von keiner Politik gewährleistet werden, dass da nur Kinder herkommen. Irgendwo ist das eine Taktik der Schlepperbanden, die harmlosen Kinder mit Kulleraugen vorauszuschicken und die ganze Verwandtschaft kommt dann nach.“

Franz Wutti: „In der Vergangenheit war es ein großer Fehler, dass man Asylwerber mit Kriminellen gleichgestellt hat. Jetzt ist der Eindruck entstanden, Asyl heißt kriminell. Statt dass man betont, Asyl ist Flucht aus einer katastrophalen und lebensgefährlichen Situation.“

Anrainer des Heims haben Ängste, dass von den Kindern und Jugendlichen angerichtete Schäden eventuell von Haftpflichtversicherungen des Landes nicht abgedeckt würden. Hier sei laut Ragger der Deckungsumfang zu erweitern.

Kein Heim für Erwachsene

Ein Asylwerberheim für erwachsene Flüchtlinge kommt für Ferlachs Bürgermeister Ingo Appe (SPÖ) weiterhin nicht in Frage, das gäbe massive Probleme mit der Bevölkerung, glaubt er. Den Kindern zu helfen sei aber humanitäre Pflicht. Appe: „Wenn man 60, 65 Jahre zurückdenkt, dann hat es eine Vielzahl von Österreichern gegeben, die Zuflucht gesucht haben. Die sind gut aufgenommen worden, da kann man etwas zurückgeben.“

Der Bürgermeister glaubt, dass die Mehrheit der Ferlacher mit der Aufnahme der Flüchtlingskinder einverstanden sein wird, es sei jedoch auch noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten, um alle Bedenken auszuräumen.

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