Obdachlosigkeit nach Hochwasser

In Lavamünd gehen die Aufräumarbeiten am Mittwoch nach dem Jahrhunderthochwasser weiter. Zwölf Wohnungen und vier Häuser werden für Wochen und Monate nicht bewohnbar sein, 35 Bewohner wurden so durch das Hochwasser obdachlos.

50 Häuser und Gebäude wurden durch das Hochwasser am Montag schwer beschädigt. 12 Wohnungen und vier Einfamilienhäuser werden sogar für Wochen und Monate nicht bewohnbar sein. Das Hochwasser hat dort solchen Schaden angerichtet, dass überhaupt fraglich ist, ob sie abgerissen werden müssen, sagt die stellvertretende Bezirkshauptfrau Silvia Kostmann.

Erst am Dienstag, einen Tag nach dem Jahrhundert-Hochwasser, sei manchen das wahre Ausmaß der Katastrophe bewusst geworden. Kostmann: „Da haben sich schon dramatische Szenen abgespielt.“ Für die betroffenen 35 Bewohner steht ab sofort das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuz zur Verfügung. Die betroffenen Familien sind bei Verwandten oder einem Gasthaus untergekommen, auch stellt die Gemeinde leere Wohnungen zur Verfügung.

“Unsere Erinnerungen sind zerstört“

Eine der Betroffenen ist Niki Zagler: „Es war nur mehr zum Weinen, nichts mehr ist ganz. In der Früh wollten wir noch 3.000 Kilo Pellets aus dem Keller ins Kinderzimmer im oberen Stock retten, aber dann standen sie auch unter Wasser. Alle Elektrogeräte sind zerstört. Auch all unsere Erinnerungen sind zerstört, das kann uns niemand ersetzen.“

Lavamünd Katastrophenzug Einsatz

ORF

Viele Häuser sind ohne Heizung

Die Keller der meisten Häuser konnten bis Dienstagabend ausgepumpt werden. Das größte Problem sind aber die Heizungsanlagen der Häuser, die fast überall zerstört wurden. Wo Heizmaterial vom Hochwasser vernichtet wurde, wird nun von der Gemeinde Brennholz angeliefert.

Bis Mitternacht waren die Einsatzkräfte am Aufräumen, seit den frühen Morgenstunden wird wieder gearbeitet. Im Einsatz ist auch der Katastrophenzug aus Klagenfurt mit Spezialgeräten, wie so genannten Nasslöschsauger und Schmutzwasserpumpen. 90 Feuerwehrleute sind nach wie vor im Ort, die letzten Keller werden heute ausgepumpt. Sehr viel Hilfe kommt auch aus der Bevölkerung selbst.

Schaden höher als angenommen

Der Katstrophenschutzreferent des Landes, Egon Rauter, glaubt, dass die Schäden weit höher als die vorerst angenommenen drei Millionen Euro sind. Das Ausmaß des Schadens sei aber schwer abzuschätzen. Die am Dienstag angegebene Zahl von drei Millionen Euro Schaden an Gebäuden beinhalte noch keine Infrastrukturschäden, wie jene an Wasserleitungen und Straßen.

Lavamünd Katastrophenzug Einsatz

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Gerhard Schöffman ist der stellvertretende Sprecher der Kärntner Versicherungswirtschaft. Im Gespräch mit ORF Kärnten Redakteurin Birgit Rumpf-Pukelsheim sagte er, die Schäden könnten sicher nicht zur Gänze abgegolten werden: „Die Geschädigten werden bedauerlicherweise den Katastrophenfonds beanspruchen müssen, wobei hier die Versicherungsleistung in Abzug gebracht wird.“

Die Standarddeckung betrage kaum mehr als 12.000 bis 15.000 Euro pro Geschädigtem, so Schöffman. Die Versicherungswirtschaft sei nicht in der Lage, diese Summe an Risiken abzudecken. Gegen Katastrophen, wie zum Beispiel eine Flut, könne man sich derzeit nicht hundertprozentig schützen, sagte Schöffmann.

Menschenschlange vor Bürgerbüro

„Es hat mich erschüttert, zu sehen, wie so manche Existenz in wenigen Minuten zerstört und persönliches Hab und Gut vernichtet wurde“, meinte am Mittwoch Sozialreferent Christian Ragger (FPK) nach einem Lokalaugenschein in Lavamünd.

Bürgerinfo am Samstag

Am Samstag, 10. November, findet in Lavamünd eine Bürgerinformation statt (Gasthof Hüttenwirt, Pfarrdorf 1, 15.30 Uhr). Dabei wird informiert, welche Unterstützungsmöglichkeiten durch das Land und Nothilfswerk in Anspruch genommen werden können. Fragen werden auch im Bürgerbüro vor Ort (Telefon 0800 - 201 210) oder beim Nothilfswerk (Telefon 050 536-10252 oder 10254) beantwortet.

Das Sonderförderprogramm für die Hochwasseropfer sei bereits angelaufen. Bereits am Dienstag wurden im Bürgerbüro vor Ort Anträge auf Hilfe in besonderen Lebenslagen ausgefüllt. Die Finanzhilfe werde in den nächsten Tagen ausbezahlt. Weiters soll es vom Land Sanierungszuschüsse geben.

Und die Hilfsangebote werden stark angenommen: Schon Mittwochfrüh standen die Betroffenen am Gemeindeamt in Lavamünd Schlange, um ihre Anträge einzureichen.

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