Hochwasser: Verbund weist Schuld von sich

Angesichts des enormen Schadensausmaßes nach dem Jahrhunderthochwasser in Lavamünd gibt es Kritik am Krisenmanagement der Verbundgesellschaft. Sie bestreitet jegliche Verantwortung dafür, das Hochwasser sei nicht zu verhindern gewesen.

Neben den Aufräumarbeiten im Unwettergebiet ging es am Dienstag auch um die Frage, ob das Jahrhunderthochwasser in Lavamünd verhindert hätte werden können. Immerhin hatte der Verbund seinerzeit beim Bau der Kraftwerke an der Drau erklärt, dass durch die Staustufen und die Regulierung der Drau künftig schwere Hochwasser verhindert werden könnten.

Hydrografischer Dienst: Zu spät reagiert

Johannes Moser vom hydrografischen Dienst des Landes sieht ein Versäumnis beim Verbund. Immerhin habe es bereits am Samstag eine Hochwasserwarnung für Kärnten gegeben. Der Wasserspiegel in den Stauräumen sei zu spät abgesenkt worden.

Das Vorgehen des Verbunds sei zwar korrekt gewesen, Kritik übt Moser aber an der sogenannten Wehrordnung. Mit dieser wird unter anderem das Verhalten im Hochwasserfall festgelegt. Zwischen Verbund und Ministerium wird derzeit über eine Änderung dieser Vorschriften verhandelt. Moser: „Mit der geänderten Wehrordnung wäre das Hochwasser nicht in dieser Dimension gekommen. Wir hätten jetzt sehr viel weniger Schäden.“

Verbund beruft sich auf falsche Prognosen

Der Verbund dementiert die Vorwürfe. Man habe eine Vorabsenkung des Wasserspiegels in den Stauräumen vor den Kraftwerken sehr wohl durchgeführt und sich dabei exakt an die von der Behörde vorgeschriebenen Auflagen gehalten, sagte Verbundsprecher Robert Zechner. Allerdings seien die Prognosen des Landes falsch gewesen, so Zechner. Man habe geringere Wasserstände vorhergesagt als letztendlich eingetreten sind.

Man habe rechtzeitig reagiert, sagt auch Jürgen Türk von den Draukraftwerken. Auch wenn man früher schon Wasser abgelassen hätte, wäre die Katastrophe in Lavamünd nicht zu verhindern gewesen. Vorhergesagt sei ein Hochwasser wie alle fünf Jahre gewesen, gekommen sei ein Jahrhundert-Hochwasser.

„Überschwemmung war nicht abzuwenden“

Eine neue Wehrordnung hätte nichts geändert, meint Türk. Das Problem liege vielmehr im mangelhaften Hochwasserschutz des „Nadelöhrs“ Lavamünd und an den außergewöhnlichen Wassermassen. „Die Wassermengen waren wirklich so hoch, dass Lavamünd immer betroffen gewesen wäre. Eine Überschwemmung wäre nicht abzuwenden gewesen.“

Die in Ausarbeitung befindliche Änderung soll ein frühzeitiges Absenken der Pegelstände ermöglichen. Laut Verbund ist es aus ökologischen Gründen derzeit nicht möglich, schon bei einer Prognose für ein Hochwasser den Pegel stark abzusenken. Die Sprecherin von Minister Nikolaus Berlakovich (ÖVP), Irmgard Poschacher, sagte zur APA: „Die jetzt gültige Wehrbetriebsordnung regelt die Spiegelstände genauso - sie können gemäß dieser Verordnung auch abgesenkt werden.“

Politik fordert Aufklärung

Die Politik will jedenfalls eine genaue Aufklärung der Vorgänge. Bürgermeister Herbert Hantinger: „Wir werden das Ganze genau evaluieren.“ Dass der Wasserzufluss extrem hoch gewesen sei, das sei eine Tatsache. Auch sei der Wasserzufluss in kürzester Zeit extrem angestiegen. Das müsse hinterfragt werden, Vorverurteilungen seien aber sinnlos.

Auch Katastrophenschutz-Referent LH Gerhard Dörfler (FPK) und Umweltreferentin Beate Prettener (SPÖ) fordern eine Prüfung, ob der Verbund zu spät oder falsch reagiert habe. Prettner will Informationen über das Krisenmanagement. Falls es Fehler des Verbundes gegeben haben sollte, dann müsse er zur Wiedergutmachung des Schadens einen „ordentlichen Beitrag“ zahlen, meinte Dörfler.

Die Grünen forderten am Dienstag ein besseres Hochwassermanagement. Die Situation hätte gemindert werden können, wenn der Verbund die Wasserstände an den Stauseen rechtzeitig reguliert hätte, meint Rolf Holub, Abgeordneter der Grünen.

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