Giftgaskartuschen aus Weltkrieg I gefunden

In Klagenfurt sind bei Baggerarbeiten Tonflaschen gefunden worden, die mit einem gefährlichen Kampfstoffgas aus dem Ersten Weltkrieg gefüllt sind. Als Flüssigkeit austrat, wurde ein Mitarbeiter ohnmächtig. Die Baustelle wurde bis auf weiters gesperrt.

Arbeiter fanden die vier Tonflaschen bereits am 6. September im Stadtteil Viktring. Niemand erkannte damals, worum es sich handelte. Bei den Flaschen wurde auch Munition gefunden. Ein auf Waffen und Munition geschulter Polizeibeamter, ein Mitarbeiter des Entminungsdienstes sowie ein Spezialist der ABC-Abwehrschule erkannten die Tonbehältnisse aber nicht als Bedrohung. Es wurde vermutet, dass es sich um Trinkflaschen handeln oder dass sich Waffenöl darin befinden könnte.

Eine Entsorgung wurde angeordnet. Bis Dienstag blieben die Flaschen auf der Baustelle liegen. Dann nahmen Magistratsbedienstete die Entsorgung in Angriff. In einer Plastikwanne verstaut, fiel eine der Flaschen beim Transport um, eine geringe Menge des Inhalts trat aus. Ein Mann wurde bewusstlos, seine Kollegen schlugen sofort Alarm.

Sie reagierten vorbildlich: Sie brachten ihren Kollegen in Sicherheit, verstauten die Flaschen luftdicht in einem Container und alarmierten die Polizei.

Kampfgas in Klagenfurt gefunden kriegsrelikt senfgas

Landespolizeidirektion Kärnten

Die sichergestellten Tonkrüge

Kampfstoffmischung führt zum Ersticken

Bei der Untersuchung der Flüssigkeit stellte sich dann heraus, dass es sich tatsächlich um eine Kampfstoffmischung aus einer Verbindung, die zu einem Lungenödem führt, und aus einer Chemikalie, die die Aufnahme von Sauerstoff im Blut verhindert, handelt. „Beides führt zum Erstickungstod“, erklärte Bundesheer-Major Thomas Enenkel von der ABC-Abwehrkompanie am Donnerstag. Die Mischung wurde im Ersten Weltkrieg als sogenannter „Maskenbrecher“ verwendet. Der Filter von Giftgasmasken hält nämlich nur eine begrenzte Menge des Kampfstoffes auf.

Giftgasfund

ARNO PUSCA/MILITÄRKOMMANDO KÄRNTEN

ABC-Spezialisten des Bundesheeres bei Messungen an Ort und Stelle

Die Tonflaschen wurden als Transportbehälter benutzt, erklärte Enenkel. Sobald die Flüssigkeit an die Luft kommt, verdampft sie sehr rasch. Es sei zu vermuten, dass der Kampfstoff ursprünglich an der Isonzo-Front in Italien hätte eingesetzt werden sollen. Die Tonflaschen mit dem Giftgas wurden zur fachgerechten Entsorgung nach Wien gebracht.

Arbeiter überstand Vorfall unbeschadet

Der Mitarbeiter der Entsorgung wurde ins Klinikum Klagenfurt gebracht. Ihm geht es bereits wieder gut, sagte der Leiter der zentralen Notaufnahme, Michael Moser. Angesichts der gefährlichen Kampfstoffmischung habe er großes Glück gehabt. Sicherheitshalber wurden auch zehn Polizisten am Klinikum untersucht, ihnen ist aber nichts passiert.

Der Mitarbeiter habe wirklich Glück gehabt, sagte auch Major Enenkel: „Der Kampfstoff wird nicht schlechter, nur weil er alt ist. Entweder sind nur geringe Mengen des Kampfstoffes ausgetreten oder er war ihm nur sehr kurz ausgesetzt und seine Kollegen haben richtig reagiert.“

Polizei: Gefahr war nicht absehbar

Obwohl auch 24 Patronen an der Fundstelle gefunden wurden, kamen die Arbeiter nicht auf die Idee, dass sich in den Tonkrügen ein Kampfstoff befinden könnte. Dass von den Flaschen Gefahr ausgehen könnte, war für die Arbeiter nicht naheliegend, meinte Polizeisprecher Rainer Dionisio. Die gefundenen Flaschen könne man mit alten Getränkeflaschen verwechseln, zudem enthielten sie keinerlei Hinweis auf giftige Stoffe. Ein solcher Fund sei außerdem bisher in Kärnten „selten bis nie“ aufgetreten. Diese Art von Gefäßen mit Kampfstoff seien laut Polizeisprecher Dionisio bisher völlig unbekannt gewesen.

Baustelle bis auf weiteres gesperrt

Die Baustelle wurde am Freitag bis auf weiteres gesperrt. Laut einer Aussendung der Stadt bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung. Ein Spezialunternehmen soll nun die Baustelle nach weiteren gefährlichen Kriegsrelikten absuchen.

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