Bergdrama: Deutscher noch auf Intensivstation

Am Samstag sind zwei deutsche Bergsteiger auf dem Weg in den hohen Tauern im Schneesturm steckengeblieben. Einer von ihnen erfror, der andere liegt mit Erfrierungen im Klinikum Klagenfurt. Mittlerweile lässt sich sagen, was bei der Bergtour schief gelaufen ist.

Der überlebende, 65 Jahre alte Deutsche hat drei Nächte und vier Tage im Freien verbracht. Er war so geschwächt, dass er die nächste Schutzhütte, die bereits in Sichtweite war, nicht mehr erreichen konnte.

Biwaksäcke schützen nicht vor Kälte

Der Einsatzleiter der Suchaktion, der Alpinpolizist Josef Brandner, weiß mittlerweile ziemlich genau, wie sich das Bergdrama ereignet hat. Die beiden Bergsteiger waren bereits eine Stunde nach Beginn der Tour mit Regen und leichtem Schneefall konfrontiert. Auf dem Steig und den glatten Steinen dürften sie nur schwer voran gekommen sein. Nach der Mallnitzer Scharte blieb der jüngere der beiden, der 65-Jährige, zurück. Vermutlich war er erschöpft.

Bergsteigerdrama

ARA Flugrettung

Auf 2.500 Meter Seehöhe, in Sichtweite zur Schutzhütte kam ein Bergsteiger ums Leben.

Der 73-Jährige, der körperlich in sehr guter Verfassung gewesen sein soll, dürfte versucht haben, zum Arthur-Schmidt-Haus zu gelangen, um Hilfe zu holen. Weil der Weg aber immer schwieriger wurde, konnte der Mann schon nach 200 Meter nicht mehr weiter. Beide Männer schlugen ihr Notbiwak auf. Brandner: „Diese Bivaksäcke sind wie große Plastiksäcke aus Perlon. Die schützen vor dem Wind und vor Niederschlag, nicht aber vor der Kälte“, sagte Brandner.

Tour vor Regenfront ist riskant

Der 73-Jährige dürfte in der ersten Nacht, bei Temperaturen von -5 bis -6 Grad erfroren sein. Der 65-Jährige hat drei Nächte allein überstanden. Der überlebende Deutsche war bisher nicht in der Lage zu erzählen, was in 2.500 Meter Höhe passiert ist. Er wurde mit nur noch etwa 27 Grad Körpertemperatur gefunden, geborgen und ins Klinikum Klagenfurt gebracht.

Die beiden Männer waren gut ausgerüstet, sagte Brandner, aber sie haben zwei große Fehler gemacht. Erstens hätten sie auf Grund der nahenden Kalt- und Regenfront gar nicht aufbrechen dürfen. Und zweitens hätten sie sich nicht trennen dürfen.

Bergsteigerdrama; Josef Brandner, Alpinpolizei Spittal / Drau

ORF

Josef Brandner, Alpinpolizei Spittal an der Drau.

Nicht an Lichtzeichen gedacht

Brandner „Das muss die Botschaft sein, in solchen Situationen darf man sich nicht trennen. Man muss beieinander bleiben, gegenseitig kann man sich wärmen, man muss auch schauen, dass man einen Schutz vor dem direkten Windeinfluss bekommt.“

Die Männer haben Lampen und einen Fotoapparat mit Blitzlicht mit gehabt. Damit hätten sie auf sich aufmerksam machen können, haben es aber nicht getan. Brandner: „Offenbar waren sie schon so geschwächt, dass sie diese Möglichkeit gar nicht mehr in Betracht gezogen haben. Eigentlich gab es ja auf drei Kilometer Sichtkontakt zur Hütte. Bei Dunkelheit hätte es die Chance gegeben, auf sich aufmerksam zu machen.“

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