Franca ist wieder da

Einen Tag nach der größten und wohl auch emotionalsten Suchaktion, die je im Bezirk Villach stattgefunden hat, ist die Welt in Nötsch wieder in Ordnung: Die fünfjährige Franca ist - nach 24 Stunden Abgängigkeit - wieder wohlbehalten im Kreis ihrer Familie.

Nach ihren Gefühlen während der letzten zwei Tage gefragt, sagte Francas Mutter am Mittwoch gegenüber dem ORF Kärnten: „Es waren die schlimmsten zwei Tage meines Lebens. Man kann sich das gar nicht vorstellen, aber ich möchte das vor der Kleinen gar nicht so sagen, sie hat heute noch ein wenig Angst. Dabei war Franca so mutig, sie hat das super gemacht.“

Suche nach Franca hielt ganz Kärnten in Atem

Die Suche nach der Fünfjährigen hatte ganz Kärnten in Atem gehalten: Das Kind hatte sich verlaufen und war trotz intensiver Suche 24 Stunden lang wie vom Erdboden verschluckt. Zwei Radfahrer trafen das Kind schließlich Dienstagabend auf dem Gailtalradweg und schlugen Alarm: eine Wendung, die nicht nur in Nötsch Tränen der Freude fließen ließ - die Nachricht vom glücklichen Ausgang der Suche verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

Mama Helga D. und Franca

ORF Kärnten

Franca in den Armen ihrer Mutter

Zuerst der Schock: Retter fanden Hose und Sandalen

Knapp bevor die zwei Radfahrer das Mädchen am Dienstagabend etwa vier Kilometer von seinem Elternhaus entfernt fanden, hatte es für die Suchmannschaften noch einen Schock gegeben: Sie stießen nämlich auf die Hose und die Sandalen der Fünfjährigen und befürchteten schon das Schlimmste.

Mutter: „Sie lebt, sie lebt“

Als die Mutter Francas dann Dienstagabend plötzlich mit der Nachricht gelaufen kam -„Sie lebt, sie lebt“ -, spielten sich in Nötsch berührende Szenen ab. Die Freude der Mutter kannte bei der Nachricht, dass ihr Kind unverletzt gefunden wurde, keine Grenzen. Der Einsatzleiter der Polizei, Ehrenfried Zarfl, sagte, sie sei in Tränen ausgebrochen und habe sich bei allen Helfern herzlich bedankt. Rettungskräfte lagen sich unter Tränen der Freude in den Armen.

Kind zog nasse Kleidungsstücke einfach aus

Franca erklärte das Fehlen der Kleidungsstücke allerdings ganz einfach: Sie habe in die Hose gemacht und die nassen Kleidungsstücke deshalb ausgezogen. Für die Polizei waren die Angaben des Mädchens „absolut glaubwürdig“. Am Abend wollte Franca dann in erster Linie etwas zu essen, sie habe einen „Riesenhunger“, sagte sie, und dann wollte sie bei ihrer Mutter im Bett schlafen.

Überraschend war, wie gut das Mädchen dieses Abenteuer weggesteckt hatte. Zwei Mediziner untersuchten Franca sowohl auf ihre körperliche Unversehrtheit als auch bezüglich ihrer Befindlichkeit. Und der Befund war eindeutig: Sie habe kein Trauma davongetragen, Verletzungen konnten ebenfalls keine festgestellt werden.

Wo verbrachte Franca die Nacht?

Wo sie die Nacht verbracht hatte, war vorerst nicht geklärt. Eine Übernachtung im Freien wäre zwar kühl - die Temperaturen gingen auf etwa zwölf Grad herunter -, aber durchaus auszuhalten gewesen, und tagsüber war es dann bald wieder recht warm. „Die Befragungen des Mädchens werden sehr behutsam vorgenommen“, sagte Polizeisprecher Michael Masaniger der APA. Es habe damit keine Eile, weil alle grundsätzlichen Fragen geklärt seien.

erleichterung bei den suchmannschaften nachdem franca gefunden wurde

ORF Kärnten

Radfahrer sprachen Mädchen an

Zwei an der Suche nicht beteiligte Radfahrer lasen das Kind Dienstagabend rund vier Kilometer vom Ort seines Verschwindens entfernt auf. Die Kleine war auf dem Radweg unterwegs, die Männer - ein 47 Jahre alter technischer Angestellten und ein 23-jähriger Student aus einem Nachbarort - sprachen sie an. Franca nannte daraufhin ihren Namen, und die Männer verständigten die Polizei. Als die Polizisten das Kind erkannten, brachten sie sie auf die Wache.

Erleichterung bei den Suchmannschaften

ORF Kärnten

Franca wollte alleine nach Hause gehen

Wie die Kleine die Zeit ihrer Abgängigkeit genau verbrachte, ist noch nicht ganz klar. Franca erzählte jedoch, dass sie dachte, der Großvater sei schon gegangen. Deshalb machte sie sich selbstständig auf den Heimweg, bog aber falsch ab. Eine gewisse Zeit dürfte das Mädchen in der Nähe des Elternhauses eines Kindergartenfreundes verbracht haben. Bemerkbar gemacht hat es sich aber nicht. Bei ihren Orientierungsversuchen entdeckte Franca schließlich das Bachbett der Gail und näherte sich ihr. Rund vier Kilometer vom Ort ihres Verschwindens entfernt wurde sie dort gefunden.

Größte jemals durchgeführte Suche im Bezirk Villach

Die Suche nach Franca war die größte jemals durchgeführte Suchaktion im Raum Villach. 250 Helfer waren im Einsatz und durchkämmten jeden Meter des waldigen und steilen Gebiets. Der Großvater hatte das Mädchen beim Spaziergang Montagabend bei einem Teich kurz aus den Augen gelassen, weil er nach Brennholz Ausschau hielt. Franca hatte sich geweigert, nach Hause zu gehen. Als er wenig später in die Nähe des Teiches zurückkehrte, war Franca verschwunden. Nachdem er eine halbe Stunde lang vergeblich gesucht hatte, schlug der Großvater Alarm.

Retter rechneten schon mit langer Nacht

Die Retter hatten sich schon auf eine weitere lange Nacht eingestellt. Wäre das Mädchen nicht gefunden worden, hätte die Suche nach der Fünfjährigen in der Nacht auf Mittwoch noch ausgeweitet werden sollen. Auch der Einsatz von 100 Pionieren aus Villach war geplant, weil Meteorologen einen Temperatursturz auf zehn Grad vorausgesagt hatten. Geplant war zuerst auch, Horchposten aufzustellen, um etwaige Rufe oder Schreie des Mädchens zu registrieren.

Kind

ORF/Weixelbraun

Einsatzkräfte gingen von drei Szenarien aus

Seitens der Einsatzkräfte war man von drei möglichen Szenarien ausgegangen: Die kleine Franca könnte abgestürzt sein und sich verletzt haben oder sich allein auf den Weg nach Hause gemacht haben. Dagegen sprach aber, dass das Anwesen der Familie bereits durchsucht worden war. Auch ein Verbrechen konnte nicht ganz ausgeschlossen werden, obwohl die Polizei eine Entführung ausgeschlossen hatte.

Suchaktion nach vermisster Fünfjähriger

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Am Dienstagnachmittag waren neben den 200 Einsatzkräften rund 50 Freiwillige im Einsatz. Das spurlose Verschwinden war auch für erfahrene Bergretter wie Doris Matha rätselhaft. „Ich habe auch eine fünf Jahre alte Tochter. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass sie vom Weg abgeht oder in derartig hohes Gestrüpp geht.“ Die Suchaktion wurde durch 13 Mitglieder des Sondereinsatzkommandos Cobra unterstützt, die bei der Befragung der Bevölkerung halfen.

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