Krokodilsuche in Scheuch-Fischwasser

Zwei Kinder haben Mittwochabend beim Baden am Ufer der Drau in Sachsenburg ein Krokodil entdeckt. Seit Donnerstagfrüh wird nach dem vermutlich etwa zwei Meter langen Reptil gesucht - in einem Fischwasser, das FPK-Obmann Kurt Scheuch gehört.

Mit Booten der Wasserrettung und der Feuerwehr wurde das Ufer der Drau nach dem Reptil abgesucht. Unzählige Schaulustige verfolgten von Beginn an die Suchaktion, nachdem Radio Kärnten im Morgenjournal von dem Vorfall berichtet hatte. Schon vor Beginn der Suchaktion standen einige Menschen auf der Brücke, von der aus man einen guten Überblick über das Gewässer hat. Die ÖBB, deren Geleise entlang der Drau vorbeiführen, mahnen zur Vorsicht: Die Züge fahren mit Tempo 60 ohnehin schon langsamer als sonst an der Stelle, an der das Krokodil vermutlich gesichtet wurde, vorbei.

In Österreich kommt es immer wieder zur Sichtung exotischer Tiere in freier Wildbahn - mehr dazu in Exoten in freier Wildbahn.

Krokodilzähne stecken in Crocks-Schuhe

ORF

Helga Happ brachte extra Krokodilzähne mit, die mit den Bissspuren in einem der Schuhe der Kinder abgeglichen wurden

Kinder verängstigt, aber in Sicherheit

Mittlerweile geht jeder in Sachsenburg davon aus, dass die Beobachtungen der beiden Kinder stimmen. Sie hatten am Mittwochnachmittag das Tier im Wasser gesichtet. Es hatte auch auf einer Sandbank nach dem Gewand und den Schuhen der badenden Kinder geschnappt, Bissspuren sind noch zu sehen. Die beiden Elfjährigen konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Krokodil bei Sachsenburg von badenden Kindern  gefunden.

ORF

Marcel und Chiara haben das Krokodil entdeckt

Gattung noch unbekannt

Das Krokodil mit einer Länge von zwei Metern dürfte an die 60 Kilogramm schwer sein. Um welche Art es sich genau handelt, stand zunächst nicht fest. Ein Nil-Krokodil wird bis zu sieben Meter lang.

„Zuerst haben sie gedacht, es wäre ein Baumstumpf oder dass ein Taucher nach ihrem Gewand greifen würde. Dann haben sie aber doch erkannt, dass es sich um ein Krokodil handelt. Sie hatten total viel Angst, aber versuchten, nicht in Panik zu geraten, weil sie sich im Wasser vor einer kleinen Insel befanden. Sie haben sich dann auf die andere Seite begeben und sind zum Ufer geschwommen. Das Krokodil befand sich auf der anderen Seite der Insel“, schilderte Kerstin Isepp, die Mutter eines der beiden Kinder, gegenüber dem ORF Kärnten.

Krokodil bei Sachsenburg von badenden Kindern  gefunden. Reptilienspezialistin Helga Happ.

ORF

Reptilienexpertin Helga Happ

Happ: Kinder haben richtig gehandelt

Reptilienexpertin Helga Happ sah sich am Donnerstagvormittag die Bissspuren an den Schuhen der Kinder genau an und machte Zahnvergleiche. Auch für sie steht fest, dass mit diesem Tier nicht zu spaßen ist.

„Ein Krokodil von dieser Länge ist lebensgefährlich. Es packt die Beute und zieht sie unter Wasser, um sie zu ertränken. Dann fängt es an, Fleischstücke abzureißen. Bei der sogenannten ‘Todesrolle‘ dreht sich das Krokodil um die eigene Achse. Mit der Sache ist wirklich nicht zu spaßen. Die Kinder haben wirklich Glück gehabt und haben auch richtig gehandelt“, sagte Happ in einem ORF-Interview.

Drau-Abschnitt im Besitz von Kurt Scheuch

Um 11.30 Uhr wurde am Ufer der Drau in Sachsenburg ein Lokalaugenschein beendet. Neben Happ waren der Bezirkshauptmann von Spittal, Klaus Brandner, und Mitglieder der örtlichen Polizei und der Fischereiberechtigte mit dabei.

Lokalaugenschein Krokodilsichtung

ORF

Lokalaugenschein mit Kurt Scheuch (links) und dem Bezirkshauptmann von Spittal, Klaus Brandner (rechts)

Kurios an der Sache ist, dass das Krokodil in einem Fischwasser von Kurt Scheuch, dem neuen FPK-Obmann, schwimmt. Es handelt sich um einen renaturierte Drau-Abschnitt in Sachsenburg mit Sandbänken und seichten Buchten. Das Wasser hat jetzt dort 29 Grad. Das wären auch die idealen Bedingungen, die dem Krokodil das Überleben sichern könnten.

„Schnappi“ nie gefunden

Aufregung hatte es schon vor mehreren Jahren wegen einer Krokodilsichtung in Kärnten gegeben, als Badegäste im Silbersee bei Villach ein Krokodil beobachtet hatten. Es konnte jedoch auch nach wochenlanger Suche nicht gefunden werden.

Krokodil vermutlich ausgesetzt

Laut Happ ist es durchaus möglich, dass der Besitzer das Krokodil einfach freigelassen habe, nachdem es ihm zu groß geworden war: "Ein junges Krokodil ist ja etwas Entzückendes. Nur dass es dann größer wird und auch gefährlich werden kann, bedenken viele nicht. Ich kann mir vorstellen, dass es vielleicht jemand zum Baden mitgenommen hat. Das ist ja in Deutschland schon einige Male passiert, wo dann in einem Fall das Tier entwischt ist“, so Happ.

Suche nach Vermisster im selben Bereich

Trauriges Detail am Rande: Wasserrettung und Feuerwehr suchen zurzueit im selben Abschnitt der Drau auch nach einer seit Wochen abgängigen Frau, die in Dölsach nach einem Unwetter in die Drau gestürzt war. Die Leiche der Frau könnte sich auch in diesem renaturierten Flussgebiet befinden, sagen Mitglieder der Wasserrettung.