Biomasse-Kraftwerk ausgeschrieben

Nach dem Aus für das geplante Gas-Dampfkraftwerk hat Klagenfurt nun ein Biomasse-Kraftwerk europaweit ausgeschrieben. Das alte Fernheizwerk soll auf Gas umgerüstet werden. Bis 2015 soll diese Variante umgesetzt werden.

Nachdem der Umweltsenat das Gasdampfkraftwerk in Klagenfurtim April abgelehnt hatte, sah sich die Landeshauptstadt um Alternativen um. Bis Jahresende soll um 100 Millionen Euro eine Kraftwerksvariante mit Gasabdeckung gefunden werden, die bis 2015 auch umgesetzt werden soll.

Die neuen Energiepläne wurden am Montagnachmittag vom Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (FPK), Stadträtin Andrea Wulz (Grüne) und Stadtwerke-Vorstandsdirektor Romed Karré vor Journalisten bekannt gegeben. Die Kritik an der Ausschreibung folgte prompt und kam von der ÖVP.

Biomasse soll Großteil des Energiebedarfs abdecken

Wie viele Kraftwerke in Klagenfurt gebaut werden sollen, um den Energiebedarf zu decken, wurde nicht bekanntgegeben. Es sei alles noch in Schwebe, weil das Projekt EU-weit ausgeschrieben worden sei, bis Jahresende soll es Klarheit geben, sagte Scheider. Die Eckpunkte der neuen Energielösung für Klagenfurt sehen jedenfalls folgendermaßen aus: die geplanten Biomassekraftwerke sollen 15 Megawatt Grundlast und 70 Megawatt Mittellast abdecken. Mit dem Bestbieter soll dann ein Liefervertrag über 15 Jahre abgeschlossen werden.

Scheider spricht von einer Energiewende für Klagenfurt, der Großteil des Energiebedarfs soll mit Biomasse abgedeckt werden. Bis 2020 sollen 20 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden können. Diese Pläne sind Teil eines EU-Projektes, an dem Klagenfurt seit kurzem beiteligt ist. Die europäischen Klimaziele sehen bis 2050 Minus eine 50-prozentige Reduktion der CO2-Emissionen vor.

Altes Fernheizwerk wird auf Gas umgerüstet

Das alte Fernheizwerk muss in der jetzigen Form - mit der Verbrennung von Schweröl - 2015 endgültig abgedreht werden. Für die Spitzenlast soll das alte Fernheizkraftwerk auf Gas umgerüstet werden. Das Gaskraftwerk sei nötig, um den Bedarf decken zu können, wenn beim privaten Produzenten Störungen auftreten sollten, sagte Stadtwerke-Vorstand Romed Karre.

Derzeit sind 40 Prozent der Klagenfurter Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen. 25 Prozent der Klagenfurter Fernwärme werden schon jetzt durch ein privates Kraftwerk aus Biomasse erzeugt.

Angebote sollen bis Mitte September vorliegen

Um den Endverbrauchern „stabile Preise garantieren zu können“, wurde in die Ausschreibung auch der Verbraucherpreisindex eingebaut. Bis Mitte September rechnet man mit dem Vorliegen der Angebote, bis Jahresende soll das Projekt beschlossen sein.

Bis zur Auftragsvergabe ist laut Stadtplanung noch der zunehmende Lkw-Verkehr zu klären, um den Antransport des Holzes auch gewährleisten zu können.

Industriegebiet im Osten als Standort vorgesehen

Das Industriegebiet im Osten der Stadt würde sich als Standort anbieten - gedacht ist dabei auch an jenen Platz, an dem das GDK gebaut hätte werden sollen. Die Stadtplanung hat als Vorgaben definiert, dass keine Wohngebiete in der Nähe sein dürfen, zudem sollte die Widmung Bauland-Industriegebiet bereits gegeben sein.

Bürgermeister will „Miteinander konstruktiver Kräfte“

Bürgermeister Christian Scheider will nach eigenen Angaben ein "Miteinander aller konstruktiven Kräfte“, erreichen. Deshalb gäbe es einen Arbeitskreis mit dem „Energieland Kärnten“, dem „umweltbüro“, der städtischen Umweltabteilung und der Stadtplanung. „Wir wollen keine Gegnerschaften wie einst mit Ebenthal mehr zulassen, so Scheider.

ÖVP will mehr Wärmedämmung

Kritik an der europaweiten Ausschreibung kam am Montag prompt und zwar von der Klagenfurter ÖVP: Dieser zufolge sei die Ausschreibung „gegen einen mehrheitlichen Beschluss im Stadtsenat“ erfolgt, zudem würden „Experten“ das Projekt als „überdimensioniert“ bewerten. Stattdessen sei „die Wärmedämmung in Klagenfurt massiv voranzutreiben“, wie es in einer Aussendung von Stadtrat Herbert Taschek hieß. Und Stadtrat Peter Steinkellner ergänzte: „Bevor ausgeschrieben wird, müssen unabhängige Experten die technisch und wirtschaftlich lösbare Form für eine sichere und leistbare Wärmeversorgung berechnen und feststellen“.

Prettner fordert umfassendes Energiekonzept

Die Energiereferentin des Landes, Beate Prettner, forderte am Dienstag ein umfassendes Energiekonzept, bevor Klagenfurt Ausschreibungen tätige. Das Ende der Gasdampfkraftwerkspläne sei eine große Chance für eine große Energiewende. Das Hauptaugenmerk müsse dabei bei der Leistbarkeit und der Sanierung der Luftqualität im Klagenfurter Becken liegen.

Mit der Vergabe an private Anbieter vergebe Klagenfurt aber seinen Einfluss auf die Energiepreise. Bis das alte Fernheizkraftwerk geschlossen werden muss, sei genügend Zeit für eine seriöse Datenerhebung, so Prettner. Von einem umfassenden Energiekonzept könne in Klagenfurt derzeit jedenfalls keine Rede sein.

Grüne: Unwissenheit in den eigenen Reihen

Die Schienen für die Ausschreibung wurden mit den Stimmen der SPÖ, ÖVP und FPK im Stadtwerke-Aufsichtsrat gelegt, sagt Grüne-Stadträtin Andrea Wulz. Die Kritik der SPÖ und ÖVP sei deswegen unverständlich und eine Kritik an den eigenen Entscheidungen. Um eine Ausgliederung der Wärmeversorgung an Private zu verhindern, hätten die Grünen einen Dringlichkeitsantrag für den letzten Gemeinderat vorbereitet, der aber vonk einer Partei Unterstützung gefunden habe.

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