Behörde berät über Bettler-Bleibe

Am Mittwoch beraten die Behörden darüber, wie die Stadt Klagenfurt mit jenen Menschen aus Rumänien und der Slowakei - unter ihnen auch Roma und Sinti - umgehen soll, die sich ohne Wasser und Strom in einer alten Klagenfurter Lagerhalle angesiedelt haben.

Die Familien aus Rumänien und der Slowakei verlassen ihre Herkunftsländer, weil die Arbeitslosigkeit dort sehr hoch ist und sie keine Zukunft sehen. Einige Gruppen fahren nach Österreich oder Deutschland, meist betteln sie um Geld oder Lebensmittel, übernachten in Autos oder auf Lagerplätzen. In Städten wie Graz und Linz hat man mehr Erfahrung als in Klagenfurt und kommt mit den Gruppen mittlerweile gut zurecht.

Pfarrer Pucher: Zuerst das Gespräch suchen

Der Grazer Pfarrer Wolfgang Pucher, Obmann der Vinzi-Gesellschaft, betreut seit vielen Jahren eine Gruppe der Roma. Er meinte im Interview mit dem ORF Radio Kärnten, dass man zuerst versuchen sollte, mit Hilfe eines Dolmetschers ein Gespräch mit der Gruppe zu führen. Pucher appelliert außerdem an die Pfarren zu helfen: „Vielleicht ist eine Pfarre bereit, eine Familie aufzunehmen?“. Die Stadt Klagenfurt könnte zudem Toiletten und Wasser zur Verfügung stellen oder einen Lagerplatz, auf dem alle Gruppen die durchziehen, wohnen könnten, schlägt Pucher vor. Die Stadt Graz geht diesen Weg, wie das das Büro des Grazer Bürgermeisters und auch Pfarrer Pucher selbst bestätigen: "Wir haben mit denen, die aus der Süd-Ostslowakei kommen, hier in Graz überhaupt keine Probleme mehr, weil sie sich auch an unsere Wünsche angepasst haben und umgekehrt die Bevölkerung ihre Not versteht und für sie auch etwas tut“.

„Einfach wegschicken ist keine Lösung - für niemanden“

Diese Menschen einfach wegzuschicken sei keine Lösung - für niemanden, sagt Pucher: "Das abzuschütteln und zu sagen, die Heimatländer oder die EU soll sich kümmern heißt, diese Menschen zu Hause hungern zu lassen. Es kann nur eine begrenzte Zahl an Menschen, wenn man diese als Bettler akzeptiert, in einer Stadt vom Betteln leben. Wir haben in Graz eine Zunahme von einer Person pro Jahr – mehr nicht“.

Menschenwürdige Lebensumstände gefordert

In Linz ist der Verein „Ketani“, das bedeutet „gemeinsam“ in der Sprache der Rom, aktiv. Die Verantwortlichen in Klagenfurt finden aber auch innerhalb des Bundeslandes kompetente Ansprechpartner: Sowohl Schuldirektorin Ilse Fina als auch der Sozialpädagoge Gernot Haupt haben den Kärntner Menschenrechtspreis für ihre kulturverbindende Arbeit erhalten. Gernot Haupt, der an diesem Mittwoch ein Seminar über Roma und Sinti an der Uni hält, fordert menschenwürdige Lebensumstände für die Betroffenen.

„Nicht bestimmen wie die Gruppe leben soll“

Direktorin Fina, die immer wieder Kinder aus fahrenden Familien in ihrer Friedensschule hat, empfiehlt, Kontakt aufzunehmen: Das sei ganz leicht, sagt Fina und: „Die Kärntner sollten nicht aus ihrer Sicht bestimmen, wie die Gruppe leben soll“.

Auch Caritasdirektor Viktor Omelko zeigte sich gesprächsbereit, wenn die Stadt Klagenfurt Hilfe benötige - wie immer sei allerdings zuerst die Frage des Geldes zu klären.

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