Kärntner legte „Reichsausweis“ vor

Skurril hat sich ein 54-jähriger Kärntner bei einer Verkehrskontrolle in Bayern verhalten. Als die Polizei den Ausweis verlangte, legten er und seine Begleiterin zu ihren amtlichen Ausweisen auch Phantasieausweise vor, die sie „Ausweis des Deutschen Reichs“ nannten.

Der in Deutschland lebende Kärntner und seine 46-jährige Begleiterin wurden laut „Tiroler Tageszeitung“ Montagabend bei Traunstein von Polizeibeamten in der Nähe der Tiroler Grenze aufgehalten. Der Kärntner legte den Polizisten neben seinem österreichischen Ausweis auch einen „Personalausweis des Deutschen Reiches“ vor, nur letztere habe Gültigkeit, erklärte der Kärntner. Auch einen Führerschein des „Deutschen Reiches“ besitzt der Kärntner. Seine Begleiterin legte einen „Reichsführerschein“ und ein Stempelsiegel mit der Aufschrift „Reichsland Österreich“ vor.

Reichsausweis Verkehrskontrolle

Polizeiinspektion Fahndung Traunstein

Der von dem Kärntner vorgelegte „Reichsausweis“, das „Dokument“ weist zudem ein Foto und einen Fingerabdruck des Kärntners auf.

Gruppe wähnt sich in Weimarer Republik

Die beiden wurden zur Polizeidienststelle gebracht. Dort wurde dann noch von zwei Damen angerufen, die sich als Mitglieder der „Staatsanwaltschaft Deutsches Reich“ bzw. „Generalstaatsanwaltschaft in Berlin“ ausgaben und gegen die „Verhaftung der beiden Reichsmitglieder“ protestierten.

Recherchen der Polizei ergaben, dass das Quartett Mitglied einer politischen Gruppe ist, die meint, dass mit der Wiedervereinigung Deutschlands wieder die Weimarer Republik der Zwischenkriegszeit in Kraft getreten ist.

Die Polizei in Traunstein bestätigte der APA den Vorfall und sprach von einem „politisch eindeutig rechtsmotivierten“ Geschehen durch zwei dem Verein der „Reichsdeutschen“ nahestehenden Personen. Laut Polizei gehen die Handlungen solcher Vereine ins Rechtsextreme. Mehrere ähnliche kleine Vereine existierten in Deutschland, erklärte eine für Pressearbeit zuständige Beamtin der Inspektion Traunstein in Bayern.

Anzeigen für die falschen Staatsanwälte

Die eingezogenen Ausweise waren zwar auf die Weimarer Republik bezogen, „das ändert aber an der Rechtslastigkeit nichts“, erklärte die Beamtin. Die Ausweise wurden eingezogen, die „Bastler“ aber nicht angezeigt: „Die Sicherstellung erfolgte, weil die Ausweise außerhalb Deutschlands und Österreichs vielleicht als echt durchgehen könnten“, erklärte die Traunsteiner Beamtin. „Es handelt sich aber nicht um Urkundenfälschung, nur um Fantasiedokumente, die im Rechtsverkehr gar nicht missbräuchlich verwendet werden können - daher keine Anzeigen.“

Sehr wohl angezeigt wurden aber die beiden Anruferinnen - und zwar wegen Amtsanmaßung, „weil die Generalstaatsanwaltschaften in Deutschland tatsächlich existieren“, so die Beamtin.

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