Historikerkommission mit Arbeit in Verzug

Nach dem Ortstafelsturm 1972 hat es in Südkärnten eine Reihe von Sprengstoffanschlägen gegeben. Seit mehr als einem Jahr versucht eine Historikerkommission, Licht in diese Angelegenheit zu bringen. Die Arbeit gestaltet sich schwierig, sie soll bis Jahresende abgeschlossen sein.

Ziele der Attentäter waren Partisanendenkmäler, Deutsch-Kärntner Einrichtungen, ein Strommast und zuletzt - im Jahr 1979 - das Heimatmuseum in Völkermarkt. Dass dieser Anschlag tatsächlich - wie vermutet - von Mitgliedern des jugoslawischen Geheimdienstes mit Hilfe von Kontaktleuten in Kärnten verübt wurde, ist bis dato nicht bestätigt. Die Erhebungen der vom Land beauftragten Historikerkommission laufen.

Unterschiedliche Quellen

Basis für ihre Arbeit sind die tausenden Aktenseiten über die Bombenanschläge im den 1970 Jahren, die sich in den Archiven in Kärnten, Wien und Slowenien befinden. Von Interesse sind auch die Unterlagen, die sich bei Staatsanwaltschaft, Polizei und diversen anderen Behörden angesammelt haben. Auch eine ganze Reihe von Zeitzeugen mussten bzw. müssen ebenfalls zu ihrer Sicht der Dinge befragt werden.

„Zugang zu Quellen schwierig“

Erste Erkenntnisse habe man zwar schon gewinnen können. Bis ein Endergebnis vorliegt, werde es aber noch einige Monate dauern, sagte Wilhelm Wadl, der Vorsitzende der Kommission: „Wir haben viele Detailergebnisse und sind dabei, einen Bericht abzufassen. Parallel dazu müssen wir immer noch an Quellen arbeiten. Der Quellenzugang ist nach wie vor schwierig und mit bürokratischen Hemmnissen verbunden.“

So wollte die slowenische Regierung den Zugang zu den Archiven erschweren. Erst nach einer Volksabstimmung wurde dieser Plan fallengelassen.

Oft groteske Situationen bei Nachforschungen

In Österreich ist ein Teil der Jahrzehnte alten Akten immer noch nicht in den Archiven angekommen. Das führe bei den Nachforschungen der Kommission immer wieder zu grotesken Situationen, sagt Wadl.

„Berichte und Exekutivbehörden verweigern Historikern die Einsicht in Unterlagen, die 40 Jahre alt sind. Sie berufen sich auf die Amtsverschwiegenheit. Der investigative Journalismus wird tagtäglich mit vertraulichem Material aus Amtsstuben gefüttert. Material, das reichlich vergilbt und Jahrzehnte alt ist, wird unter Berufung auf die Amtsverschwiegenheit vorenthalten“, so Wadl.

Auch die Aussagen der Zeitzeugen, die bisher befragt wurden, seien eher dürftig. Durch all diese Widrigkeiten sei die Kommission mit ihrer Arbeit in Verzug geraten, sagt Wadl.

Bericht soll Anfang 2013 veröffentlicht werden

Bis Jahresende sollten die Erhebungen aber abgeschlossen sein und ein Bericht vorliegen, der dann - aller Voraussicht nach - Anfang 2013 veröffentlicht werden wird.

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