Neues Einkaufszentrum in Villach
Nach zehn Monaten Bauzeit und einer Investitionssumme von 40 Millionen Euro hat Villach ein weiteres Shoppingcenter an der Peripherie, es liegt nur 2,5 Kilometer vom EKZ „Atrio“ entfernt.
ORF
Manzenreiter: Verhindern ist keine Wirtschaftspolitik
Die Villacher Innenstadtwirtschaft ist ob des neuen Kundenmagneten am Stadtrand besorgt. Villachs Bürgermeister Helmut Manzenreiter (SPÖ) hält entgegen, dass in den vergangenen Jahren in die Villacher Altstadtoffensive 40 Millionen Euro geflossen seien. Dass zu wenig für die Innenstadt getan werde, könne er sich nicht vorwerfen lassen. Schlussendlich müsse der Kunde entscheiden, wohin er einkaufen gehe.
Aus wirtschaftlicher Sicht seien Shoppingcenter dennoch Gewinnbringer, die die Handelsbilanz positiv halten, sagt Manzenreiter. Neukauf sei in enger Abstimmung mit der Wirtschaftskammer entstanden. Auch die Kammer habe erkannt, dass Verhindern keine Wirtschaftspolitik sei.
Petra Haas
Wirtschaftskammer: Keine Abstimmung
Die Wirtschaftskammer hat in einer Aussendung Manzenreiters Aussagen zurückgewiesen. „Manzenreiter hat bei neuen EKZ-Projekten noch nie etwas in Abstimmung mit jemandem entwickelt, schon gar nicht in Abstimmung mit der Wirtschaftskammer“, so WK-Präsident Franz Pacher.
Die Wirtschaftskammer Kärnten habe keine rechtlichen Möglichkeiten, Widmungen von Einkaufszentren zu verhindern. Sie verfüge im Raumordnungsbeirat lediglich über eine von 15 Stimmen, wobei der Raumordnungsbeirat selbst nur beratende Funktion habe.
Pacher: „Die WK stimmt seit Jahrzehnten gegen neue Großflächenanbieter auf der grünen Wiese und wird regelmäßig von den anderen Mitgliedern im Raumordnungsbeirat - Vertreter der Landtagsparteien und sonstige Interessenvertretungen - überstimmt.“ Beim EKZ Neukauf sei nicht die Widmung neuer Verkaufsflächen zur Diskussion gestanden, sondern eine Neuausrichtung des bestehenden Einkaufszentrums zur Gewerbegebietsaufschließung Villach (GAV). Dieser Neuausrichtung habe die WK aus verkehrspolitischen Interessen zugestimmt.
Angerer: Innenstadt braucht kreative Konzepte
Gerhard Angerer vom Villacher Stadtmarketing bleibt skeptisch. Mehr Angebot bedeute nicht mehr Kunden, jeder erhalte dann eben ein kleineres Stück vom Kuchen. Er appelliert an die Innenstadtkaufleute, mit Kooperationen für Qualität zu sorgen und gemeinsam an Konzepten zu arbeiten. Angerer: „Ich glaube, dass die Individualisten in der Innenstadt unser kreatives Potenzial für die Zukunft sind."
Petra Haas
Auch in der Innenstadt Neueröffnungen
Erst in den vergangenen Tagen sind drei große Geschäfte in die Innenstadt zurückgekehrt. Die Gebietsleiterin einer Modekette sagt, sie eröffne am Donnerstag ihr Geschäft am Kirchenplatz, weil sie an die Zukunft der Altstadt glaube. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Kunde von der Reizüberflutung in den Zentren genug habe.