Todesdrohung via E-Mail für Exilsyrer

Der in Syrien per Haftbefehl gesuchte Künstler Aiman al-Nasser macht seit längerem mit Internetaktionen auf die Zustände in seiner alten Heimat aufmerksam. Dafür erhielt der Exilsyrer bereits Todesdrohungen via E-Mail nach Kärnten geschickt.

Tagtäglich sind in den Medien neue Berichte über Gräueltaten des syrischen Militärs an der Zivilbevölkerung zu verfolgen: Syriens Staatschef Baschar al-Assad versucht mit aller Gewalt an der Macht zu bleiben, seit sich das Volk gegen ihn erhoben hat. Die Syrer zahlen für ihren Wunsch nach Freiheit seit über einem Jahr einen hohen Blutzoll. Schätzungen zufolge sollen bereits über 8.000 Menschen getötet worden sein.

„Sie erschießen uns einfach“

Zur derzeitigen Lage in Syrien hat Nasser nur eines zu sagen: „Es gibt ein Volk auf der Straße und ein Militär. Sie erschießen uns einfach, und das gnadenlos“. Nasser steht nahezu täglich in Telefonkontakt mit Freunden in Syrien. Immer wieder hört er von Massakern, die der Weltöffentlichkeit verborgen bleiben, wie er sagt. Aber der Zug der Zeit lasse sich nicht aufhalten. „Wir wohnten 40 Jahre in der Dunkelheit. Jetzt haben wir diese mit einer Kerze besiegt.“

„Geschichte schreibt man nicht mit Rosenwasser“

Während die Kämpfe zwischen Militär und Volk anhalten, denkt Nasser bereits an die Zeit nach Assad nach. Man kann es an der jüngsten Geschichte - siehe Libyen - ablesen: Zuerst gingen Islamisten, Demokraten, Linke und Stämme gegen den Diktator los. Nach seinem Tod entbrannte der Machtkampf. Ein ähnliches Szenario erwartet Nasser in Syrien. „Danach werden wir eine Übergangsphase haben, die wahrscheinlich 15 Jahre dauern und sicher blutig wird. Das ist aber nachvollziehbar: Geschichte schreibt man nicht mit Rosenwasser, Syrien bildet da keine Ausnahme.“

Über Assad: „Wir bekommen ihn sicher“

Nasser versucht mit Kunstaktionen und Auftritten im Internet auf die Lage Syriens hinzuweisen. Seine Aktivitäten blieben auch den syrischen Machthabern nicht verborgen. Eine Todesdrohung kam via E-Mail. Aber davon lässt er sich nicht abschrecken . „Wir sind in einer Situation wo wir vor einem Mörder und Kriegsverbrecher stehen. Wir bekommen ihn sicher, aber das heißt nicht, dass wir danach in einem Paradies stehen.“

Nichts zu holen in Syrien: Welt schaut zu

Nasser wird noch einige Zeit warten müssen, bis er wieder in seine Heimat kann. Derzeit besteht ein Haftbefehl gegen ihn. Inzwischen geht der Kampf gegen das Regime weiter. Vielleicht würde er schon vorbei sein, hätte Syrien - so wie Libyen - große Ölreserven vorzuweisen. Denn das Spiel ist bekannt: Die internationale Gemeinschaft engagiert sich vorzugsweise in Ländern, wo etwas zu holen ist - und da gehört Syrien eben nicht dazu.